Über Sinn oder Unsinn der Abwrackprämie läßt sich trefflich streiten. Für die einen ist es eine Mogelpackung, gerade einmal gut genug um die Bundesbürger bis zur den Bundestagswahl bei Laune zu halten, für die anderen ist es ein segensreiches Konjunkturpaket. Immerhin hat die Abwrackprämie dafür gesorgt, dass die Autoverkäufe in Europa halbwegs erträglich zurück gegangen sind. In Deutschland stieg die Zahl der Neuzulassungen für das erste Quartal 2009 sogar um 18%, insofern haben die Kaufanreize für sparsamere Autos einen Teil ihres Zweckes erfüllt. Wobei genau hier schon die ersten Kritikpunkte aufkommen, denn die Umweltbilanz der als Umweltprämie gestarteten Abwrackprämie geht wahrscheinlich nur bedingt auf. Viele der verschrotteten Fahrzeuge sind in Punkto CO2-Ausschuss gar nicht so viel schlechter als ihre Nachfolger, insbesondere wenn man dann noch den zusätzlichen CO2- und Energie-Verbrauch für die Produktion der Neufahrzeuge und die Verschrottung der Altfahrzeuge bedenkt.
Überhaupt sind die Auswirkungen und Folgeeffekte des Prämien-Geschenks kaum abzusehen. Was kommt nach der Abwrackprämie? Gibt es einen Riesenkater nach dem Rausch? Fallen wir nicht vielleicht in ein noch tieferes Loch, als es ohne Prämie passiert wäre? Und wie ergeht es dem deutschen Gebrauchtwagenmarkt? Zerstört die Umweltprämie die Gebrauchtwagenpreise und treibt den Gebrauchtwagenhandel in die nächste Krise? Ganz zu Schweigen von den Problemen bei der Entsorgung echter Altfahrzeuge, die Schrotthändler und Altautoverwerter sind an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt und nehmen teilweise keine Altautos mehr an. Die Auswirkungen sind kaum abzuschätzen, zu eng sind Branchen und Märkte mit einander verwoben und Länder vernetzt. Wer hätte gedacht, dass unsere deutsche Prämie den Gebrauchtwagenmarkt in Westafrika ins Trudeln bringen könnte. So etwas hat man früher einen Treppenwitz genannt. Heute heißt das Abwrackprämie 😉
Aber wer weiss heute schon, wie das Wirtschaftsklima in einem Jahr aussieht. Vielleicht funktioniert das Prinzip Hoffnung tatsächlich, hat die Krise bis dahin ihren Tiefpunkt überschritten und schöpfen Menschen und Wirtschaft wieder Hoffnung. Die psychologische Komponente darf in dieser Frage nicht unterschätzt werden. Irgendwann brauchen wir so oder so mal wieder ein neues oder gebrauchtes Auto. Und neue Klamotten. Und neues Spielzeug. Und und und …
PS: Was in diesem Zusammenhang auch sehr spannend ist, das ist die Diskussion über die Marktwirtschaftlichen Strategien, das Versagen des Kapitalismus und die Notwendigkeit von staatlichen Eingriffen. Hat der Raubtier-Kapitalismus überhaupt Zukunft? Darf die Profitgier und Dummheit Einzelner ganze Völker in die Krise stürzen? Sicher auch ein Thema über das sich trefflich streiten läßt.
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