„Alleinerziehend, Steuerklasse II/1“ – Kein Status, der die Betroffenen so richtig glücklich macht. Es sei denn, Mutter ist Lehrerin im Beamtenstatus, dann geht das ganz gut auch mit Dreiviertel-Deputat. Doch die Verkäuferin mit weit weniger als 1500 brutto kann ein Lied davon singen, was es heißt, auf jeden Cent und gute Erziehung zu achten, achten zu müssen.
Jetzt im Wahljahr 2009 will nun auch die Bundesregierung Alleinerziehende stärker bei der Arbeitssuche und im stabilen Erwerbsleben unterstützen. Am schönen Maien-Tag, dem, der als „Internationaler Tag der Familie“ gilt, verklang in der Info-Flut zur Milliardenverschuldung dann auch eher der Startschuss für ein Projekt, das als „Vereinbarkeit für Alleinerziehende“ zunächst nur mal schön publik wurde. Mit in der Kooperation: die Ministerien für Familie, für Arbeit und Soziales und die Bundesagentur für Arbeit.
Und wer es bislang nur vermutetet oder auch schon längst ahnte, der weiß jetzt, dass die Mehrzahl der Alleinerziehenden auch gleich gut ausgebildet ist wie Mütter, die einen Partner an ihrer Seite haben. Auch sind sie keinesfalls weniger motiviert und vor allem wollen sie wirtschaftlich unabhängig leben.
Und welche Arbeit, bitte?
Im Alltag mit Kindern stehen sie aber allein, wohl wissend, wie problematisch es ist, eine passende Arbeit zu finden. Scheitert doch der Wiedereinstieg oft schon daran, dass es in unmittelbarer Nähe zur Wohnadresse keine
Kinderbetreuung gibt.
Ob nun das benannte Projekt an den jeweiligen Standorten tatsächlich ein dichtes Netz schaffen kann aus Beratung und praktischer Hilfe, kann nur vom betroffenen oder begünstigten Alleinerziehende selbst erkannt werden.
Wenn sich tatsächlich die Eigenständigkeit von Müttern verbessert, ist dies der wirksamste Schutz vor Kinderarmut.
Infrastruktur für zu wenige
Doch allein nur zwölf Pilotstandorten in ganz Deutschland sind wohl oder übel zu wenig Bausteine der Initiative „Vereinbarkeit für Alleinerziehende“ für die Laufzeit eines Jahres. Denn soziale Not im benannten Sinne kann überall auftreten – trotz Arbeitsagenturm vor Ort und Arbeitsgemeinschaften mit Unternehmen, Verbänden, Kammern, Bildungs- und Jugendhilfeträgern, durch die nach rein politischer Ansicht lokale Bündnisse für Familien- und Mehr-Generationen-Häusern eine förderliche Infrastruktur bilden, durch die dann auch Alleinerziehende im Alltag unterstützt werden.
Was wohl außerhalb der Standorte fehlt, sind zentrale Anlaufstelle für Alleinerziehende bei deren Beratungsbedarf und Arbeitssuche. Bleibt der Mehrheit der Frauen ein Behörden- und Einrichtungsmarathon eher nicht erspart. Da nützt auch nix, nur von Projekte zu erfahren, die sich auf Berufsausbildung spezialisieren, zeitlich flexibel oder in Teilzeit zu absolvieren sein könnten. Könnten eben….
In Deutschland gibt es rund 1,6 Millionen Alleinerziehende mit 2,2 Millionen Kindern (jede fünfte Familie). Jeweils 41 von 100 Alleinerziehenden (oder 650.000) erhalten Hartz IV.
Im Vergleich zu Müttern in Paarhaushalten sind es sechs Prozent. Und weil einer der Hauptgründe ist, dass Erwerbstätigkeit fehlt oder nur eingeschränkt möglich ist, bedeutet dies für 800.000 Kinder von Alleinerziehenden, dass diese armutsgefährdet sind.
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