Auch andere studierte Theologen als der Bundespräsident Joachim Gauck haben die Exzesse bei Agrarspekulationen im Visier ihrer Kritik, die mit verantwortlich sind für Hunger und Armut in der Welt. Und so macht auch der Bundespräsident beim Festakt 50 Jahre Welthungerhilfe publik: „Heute treibt überschüssige Liquidität an globalen Märkten die Rendite-Jagd selbst an den Märkten für Lebensmittel in immer gefährlicheres Terrain. Wenn dann schwankende Preise armen Menschen sprichwörtlich die Mittel zum Leben abschöpfen, ist Handeln aus politischer, sozialer und natürlich auch aus ethischer Notwendigkeit dringend geboten.“
Im Kampf gegen weltweiten Hunger und Armut haben 461 Wissenschaftler bereits im Oktober 2011 den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble und seine Fachkollegen aus den anderen G20-Staaten aufgefordert, gegen exzessive Spekulationen mit Agrargütern vorzugehen.
Das alles wohl nicht nachhaltig genug, denn bei den Verhandlungen zur Regulierung der Finanzmärkte in Brüssel beugten sich Minister Schäuble und seine Kollegen erneut der Lobby um die Finanzmärkte.
Die Regeln reichen nicht aus und zu zahlreich sind die Schlupflöcher, womit sich das Regelwerk, das in Brüssel aufs Tapet kam und von den Finanzministern beschlossen wird, die Verhaltensweisen kaum ändern werden: die Spekulation mit Agrar-Rohstoffen kann weitergehen; verbunden mit Hungerkrisen für Millionen von Menschen.
Da liegt nahe, dass auch foodwatch fordert: Stoppt den Wahnsinn! Tausende sollen die E-Mail-Aktion unterzeichnen, die den Bundesfinanzminister aufgefordert, sich wirksam für eine Regulierung ohne Schlupflöcher einzusetzen. Endlich also klare Regeln für resp. gegen Agrar-Spekulationen, damit Finanzmarkt-Exzesse Armut und Hunger nicht noch verschärfen.
Sehr geehrter Herr Bundesfinanzminister,
die Warenterminmärkte werden inzwischen von Hedge Fonds, Banken, Investmentfonds und Versicherungen dominiert, die in völlig neuer Weise an diesen Märkten auf die Preise von Weizen, Soja oder Mais wetten. Mit fatalen Folgen!
Es gibt erdrückende Belege dafür, dass diese exzessive Spekulation die Ausschläge an den Börsen auf die Spitze treibt, die Märkte destabilisiert, die Schwankungen der Lebensmittelpreise auf Rekordniveau hievt und dadurch Hungerkrisen verschärft, unter denen besonders die Ärmsten der Armen leiden.
Sehr geehrter Herr Dr. Schäuble, Sie haben kürzlich zur Deregulierung der Finanzmärkte gesagt: „Alle haben bei diesem Wahnsinn mitgemacht, ich auch.“
Bitte tragen Sie jetzt dazu bei, dass dieser Wahnsinn gestoppt wird! In den nächsten Wochen wird der Europäische Rat der Finanzminister darüber entscheiden, ob die Rohstoffterminmärkte so effektiv reguliert werden, dass spekulative Preissteigerungen bzw. -schwankungen bei Nahrungsmitteln und ihre katastrophalen Auswirkungen eingedämmt werden können. Bitte setzen Sie sich für eine effektive Regulierung ein.
Foodwatch fordert:
* Transparenz an den Rohstoffbörsen durch strenge Berichtspflichten)
* ein Verbot von Investmentfonds an den Agrar-Rohstoffmärkten
* beschränkter Terminhandel mit Nahrungsmitteln durch Positionslimits,
* die auch den außerbörslichen Schattenhandel umfassen
* wirksame Kontrollen durch starke Aufsichtsbehörden,
* die auch präventiv eingreifen können.
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