o d e r „Ich geh‘ nicht fremd, nur bekannt…!!??
Nicht in jedem Fall wird man populär, auch nicht zwingend dann, wenn man zwei Romane und drei Sachbücher veröffentlicht. Doch spätestens mit der „philosophischen Reise“ machte er Furore: „Wer bin ich – und wenn ja, wieviele?“ wurde zum Renner.
Wenn Richard David Precht jetzt mit „Liebe – ein unordentliches Gefühl“ erneut auf der Bestseller-Liste steht, und das schon seit geraumer Zeit (August 2009), dann liegt das wohl daran, dass das Buch von Frauen und Männern handelt. Mehr noch, es geht auch um die geschlechtliche Liebe zu einem Liebespartner…
In 14 Kapiteln und mit dem Einstieg, was Liebe mit Biologie zu tun hat, über die Frage, ob Männer und Frauen tatsächlich anders denken, geht es dann in Kapitel 8 auch um die Liebe unter Kulturwesen und … ja, und auch darum: Kann ich lieben, wen ich will?
Begreift man mit Precht den Menschen als ein Kulturwesen und nicht als Ergebnis einer evolutionären Biologie und Psychologie, dann treffen diese in ihrem Leben nicht mit Genen zusammen, auch nicht mit Emotionen oder Gefühlen, nicht einmal mit Gedanken.
Wer als Kulturwesen zu sich „Ich“ sagt, spielt bei ständig wechselnden Einstellungen zu sich selbst nicht nur eine soziale Rolle, sondern viele verschiedene. Und das kann andere Menschen anziehen oder abstoßen. So weit, so gut und D’accord!
Somit gilt Liebe unter Kulturwesen auch nicht als einfache Antwort des mesolimbischen Systems im Zwischenhirn. […] Viel mehr spielen wir mit unseren Partnern und Sexualpartnern ein Gesellschaftsspiel, bei dem wir uns im Blick des anderen spiegeln […]. Ein Spiel des Deutens, und das ist weit komplizierter, so Precht, als wenn der Hirsch seiner Hirschkuh auf deren Instinkt hilft.
Beim Menschen nämlich sei dies komplizierter. Ein Lächeln muss nicht überzeugen, ein erster Satz kann voll daneben gehen. Wichtig festzustellen ist auch, dass vermeintlich gute Gene nicht verraten, wie es um das sexuelle Einfühlungsvermögen, die erotische Phantasie oder die Sinnlichkeit im Bett bestellt ist.
Der Mensch, ein Tier mit Sexualität
Und so stempelt Precht den Sex zu einem ausgesprochen weitläufigen Areal komplizierter Psychologie, sei es doch für fast alle Menschen ausgesprochen erregend, zu erregen und erregend gefunden zu werden. Ein Superlativ beweist alles: Der Mensch ist das Tier mit der bei weitem interessantesten Sexualität.
Und so geraten die „Ich-Zustände“ in Erregung, wenn wir (?) mit jemand anderem Sex haben. Das „Körper-Ich“ wird von Hormonen überflutet, dass mein „Ich als Erlebnissubjekt“ als höchst erregend empfindet.
Das „autobiografische Ich“ erfreut sich, wenn mit einem anderen faszinierenden Menschen das Bett oder der Feldweg geteilt wird…wenn da nur nicht das „moralische Ich“ wäre, das da immer wieder dazwischen funkt.
Fazit: der stärkste Reiz beim Fremdgehen – sowohl bei Frauen und Männern – ist wohl nicht die Suche nach optimalen Genen oder ein „ungezügelter Vermehrungsdrang“.
[…] Es ist die Suche nach einem frischen neuen Bild von sich selbst, aufregender verführerischer und attraktiver als das , was uns der Partner einer Langzeitbeziehung nach Jahren der größtmöglichen Vertrautheit noch zugesteht […]. Ja, Saperlott, dieser Precht…hat der wohl noch recht.
Aber lesen Sie selbst…Richard David Precht; Liebe – eine unordentliches Gefühl, Verlag Goldmann; 2009.
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