Noch zu D-Mark-Zeiten zählte sich der Oberstudienrat mit seinem kleinen Häuschen zur gehobenen Mittelschicht. In seiner Gehaltsstufe A14 hatte er deutlich über 8000 Mark brutto und so war vieles möglich. Auch Urlaub und Kapitaldienst für den Hausbau.
Doch nicht seinetwegen, der jetzt in der Endstufe mit knapp 64 doch 5000 brutto verdient, schlagen Sozialverbände und Gewerkschaften Alarm. Deutlich Armut gebe es in Deutschland und die Distanz zwischen Arm und Reich gilt als so groß, dass sich selbst die Mittelschicht „bedroht“ fühlt…
Für 15 von 100 Bürgern gelte, dass sie als „armutsgefährdet“ einzustufen sind. Beim Statistischen Bundesamt gilt jeder Fünfte als von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen. Tatsächlich arm ist dann aber „nur“ einer von 20. Muss man sich also auch um die Mittelschicht sorgen?
Eigentlich ja, denn die Mitte wird immer kleiner oder doch nicht… Ob sie bereits politisch brisant ist, die Erosion der Mittelschicht? Dem sozialen Rückgrat des Landes; breit und stabil.
Doch Studien lassen erkennen, dass die Mittelschicht seit 15 Jahren schrumpft und 5,5 Millionen Menschen weniger dazu zählen; gesunken auf 58 Prozent der Bevölkerung, deren verfügbares Einkommen 2009 knapp 1600 für Singels (2.400 für Paare) betrug.
Und trotzdem oder deswegen sorgt sich jeder Vierte in der Mittelschicht, er könne seinen Status verlieren. Schon eine sozio-ökonomische „Statuspanik“??
Also doch die Wende!!
Bestimmt an es rechnerisch, statistisch oder auch ökonometrisch längerfristig, ist zu erkennen, dass die Mittelschicht kaum unter den Werten der neunziger Jahre liegt. Anders bewertet man das Ergebnis durch die Wiedervereinigung, als neue Bundesbürger hinzukamen, deren Einkommen mit 50 Prozent unter West-Niveau lagen.
Fazit: die Wiedervereinigung senkte das gesamtdeutsche Durchschnittseinkommen, womit auch auch die Schwelle sank zwischen Unter- und Mittelschicht.
Zur Ungleichheit beigetragen hat in der BRD aber nicht etwa eine eventuell wachsende Arbeitslosigkeit, sondern der umfangreichere Niedriglohnsektor, eine geringere Tarifbindung und weniger Macht der Gewerkschaften sowie Steuerreformen, die jedoch den höheren Einkommen mehr brachten.
Wo nun fängt Mittelschicht an, die sich auch durch Bildung und soziales Bewusstsein darstellt?
Soziologisch sind Mittelschicht die Handwerker, Fach- und auch Vorarbeiter, während an- und ungelernte Arbeiter, einfache Angestellte sowie Beamte im unteren Dienst bereits zur ‚Unterschicht‘ zählen.
Und so ist die Oberschicht die des leitenden Angestellten oder höheren Beamten, die des Chefarzt, des Professors oder die des Kleinunternehmern mit mindestens zehn Mitarbeitern.
Der umstrittene Armuts- und Reichtumsbericht lässt als eine repräsentative Umfrage erkennen, dass für die Bevölkerung derjenige ‚reich‘ ist, der mehr als 9100 Euro im Monat verdient.
Man hätte es auch ohne Bericht ahnen können…. Doch bleibt die Bevölkerung gelassen.
2010 zählten sich im Westen 62 Prozent und im Osten 51 Prozent zur Mittelschicht, immer weniger identifizierten sich als Arbeiterschicht, ganz wenige als Oberschicht.
Na, dann, Herr Oberstudienrat!
Antoinette Pace meint
Zur Mittelschicht gehören laut Bertelsmann-Studie
47,3 Millionen Menschen,
rund 5,5 Millionen weniger als vor 15 Jahren.
Zu dieser Gruppe zählen die Forscher Ein-Personen-Haushalte
mit einem monatlich verfügbaren Einkommen von 1130 bis 2420 Euro.
Für einen Vier-Personen- Haushalt mit zwei Kindern unter 14 Jahren
liegen die Grenzen bei 2370 und 5080 Euro.
Die Zahlen basieren auf dem sogenannten sozioökonomischen Panel für 2010,
für das 20 000 Erwachsene befragt wurden.