Vom Sachlichen, dem Theatralischen und dem Depressiven
„Ich wär‘ auch als Lehrer Chef…! Der dies mitten im Berufsleben sagte, war damals mit knapp über 50 gerade Chef-Arzt geworden. Lässt man das Einkommen mal außer Betracht, könnte so manch anderer auch den Chef geben, doch ob man dies nun will oder eben nicht, ist eine Frage der Persönlichkeit oder auch der Frage: Brauch‘ ich das zu meinem Ego…?
Der Sachliche – Fakten, Fakten, Fakten
Chefs sind sachliche Typen, wenn ihr Büro neutral ist, dazu kühl und unpersönlich. Ohne dass seine Kleidung eine persönliche Note erkennen lässt, verhält sich ein solcher Chef sachlich distanziert, unpersönlich und ohne Emotionen. Ratschläge des Chefs sind selten.
Beruflich wie privat wird alles nüchtern und rational betrachtet; Interesse wird nur durch Fakten und Ergebnissen geweckt.
Sachlagen werden nie emotional betrachtet, genauso wenig, wie wenn ein Ergebnis als negativ gelten muss. Scheitert ein Projekt, ist dies dem nüchternen Chef unverständlich und suspekt. Einziger Vorteil: Konflikte werden nach Fakten und nicht nach Gefühl entschieden.
Wer also freundlich und distanziert bleibt, wer den Small-Talk vermeidet und sich gut vorbereitet zeigt, wer termintreu arbeitet, der kann auch beim sachlichen Chef punkten. Aber nicht vergessen: handfeste, gesicherte Fakten markieren Sachlichkeit und in der Kleidung möglichst unauffällig bleiben.
Der Theatralische – Drehbuch im Büro
Vermittelt das Chef-Zimmer, dass hier wohl ein Genie die Strippen zieht, dann erkennen die Mitarbeiter mit emotionaler Intelligenz, dass die auffallende, unkonventionelle und lässige Kleidung den Künstler, den Kreativen vermuten lässt.
Wer als Chef große Gesten liebt, gern in Superlativen spricht, er ein übertrieben herzliches, ja väterliches oder liebevoll freundschaftliches Verhältnis zu Kollegen pflegt, dann kann das alles Fassade in guten Zeiten sein. Denn in kritischen Situationen wird das Verhalten schnell geändert, zieht sich das Alpha-Tier zurück und schiebt den Schwarzen Peter von sich…Dann will man auch keine PR haben. Solche Chefs zählen zu den theatralischen Personen: Humor und Trauer, Liebe und Herzschmerz, Wärme und Kälte, Freud und Leid…schnelle Szenenwechsel, abrupte Schnitte oder schlichtes Vergessen bestimmen das Drehbuch.
Nichts ist schlimmer, als diesen Typ Chef in seiner Eitelkeit zu kränken, besser ist grundsätzlich Bewunderung für seine Ideen auszusprechen. Und ja keine Langeweile aufkommen lassen oder ihn mit einem „Graue-Maus“-Image konfrontieren und ihm gar die Schau stehlen mit dem flippigen Dress des kleinen Angestellten.
Tief im Tal: das Alphatier
Ein Chef als Depri? – Ein Büro, ohne dass es Autorität ausstrahlt? Ungeordnete die Gegenstände, Verwelktes auf der Fensterbank, die Ausstattung gewürfelt oder lieblos, der Raum immer abgedunkelt, die Atmosphäre gedrückt…? Dazu noch Kleidung ohne eigentliches Äußeres?
Die Nummer 1 wenig entscheidungsfreudig, schnell überfordert? Bei Konflikten eher hilflos, ohne sich für die Mitarbeiter auszusprechen? Dann will er nicht nur nicht – er kann nicht!
Bei Personen mit depressiver Neigung paart sich Angst vor den Folgen mit der Vermeidungsstrategie; es wird eher delegiert, Kritik wird aus dem Weg gegangen, weil diese sich auf die eigene Person beziehen könnte. Um dennoch Harmonie bei reibungslosem Arbeitsverlauf zu spüren, geben Depri-Chefs den Mitarbeitern meist zuviel an Freiheiten, was fatal werden kann.
Denn braucht allein der Mitarbeiter viel an Selbstbewusstsein, darf man sich dabei nicht von schwachem Antrieb und lustloser Entscheidung anstecken lassen
Da hilft es, gelassen zu bleiben, ruhig, freundlich und mit angemessener Motivation ran zu gehen.
Was Depri-Chefs nicht spüren dürfen: Mitleid oder mangelnden Respekt. Denn das könnte ein Autoritätsproblem auslösen..
Auf keinen Fall sich selbst verbiegen!
Egal, wie der Chef sich darstellt, man darf sich nicht veranlasst sehen sich zu verbiegen. Die Arbeitshaltung bleibt konstant, gute Argumente und messbare Erfolge sind überzeugend. Falls alle Toleranz und Anstrengung scheitert, mag es gut sein, die Konsequenzen zu ziehen. Doch eines ist auch klar: Chefs haben eingestellt, und dafür gab es sicher mehr als einen guten Grund. Deshalb kann es günstig sein, die Situationen zu bedenken, wie man mit der eigenen Art und der des Chefs am besten zurecht kommt.
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