Kids, die lesen, starten besser!
„Lesen ist wie tot..!“ , meinte vor mehr als zwei Jahrzehnten die heute 33 jährige. Und dabei hatte sie dermaßen viel Phantasie, dass sie eigene Geschichten erfand und diese auch abends ihrem Papa zum Besten gab. Astrein gesprochen und ohne hudelige Grammatik. Aus der Oberstufe dann eine ähnliche Schilderung, die auch schon mal für Lehrerhaushalte gelten können. Immer, wenn ein historischer Sachverhalt schulisch zu „erlesen“ war, blieb die Abneigung groß, dass Vater dazu mindestens ein Buch hatte…
Längst ist klar: Kinder, die gerne lesen, haben Erfolg in der Schule. Knappe Erkenntnis aus der Studie „Lesesozialisation von Kindern in der Familie“ der Stiftung Lesen, die ministeriell beauftragt und erstellt wurde.
Was dabei aber auch heraus kam, ist die Tatsache, dass „Lesefreude“ nur bei wenigen Eltern als wirklich nachhaltiges Erziehungsziel gilt.
Dass ihnen der Unterricht falle, bemerken dann aber doch überdurchschnittlich viele Kinder aus verschiedenen Elternhäusern, denen eines gemeinsam ist: Sie lesen gerne.
Interessant dabei, dass Kinder, die gerne lesen und aus sozial schwächeren Elternhäusern stammen, sogar deutlich selbstbewusster sind als jene, denen es wirtschaftlich zweifelsfrei besser geht.
Für 45 von jeweils 100 Befragten ist klar: der Unterricht ist mit Lesen kein Problem.
Bei Lesefans aus höherer sozialer Schichtung gilt dies allerdings nur für 39 von 100 Schülern der Stichprobe mit 3000 Kindern von neun bis 13
Jahren. Mit dabei auch Eltern, die sich im Rahmen der größten Leselaufbahn-Untersuchung seit über 20 Jahren befragen ließen.
Lesen gegen Bildungsarmut
Wieweit es absolut ist, dass Lesen macht Spaß und Tore aufstößt, damit sich die Phantasie der Kinder entfalten kann, mag im Einzelfall umstritten bleiben. Doch Lesen ist auf jeden Fall bestens geeignet, Nachteile von Kindern aus bildungsärmeren Schichten auszugleichen.
Aufgebrochen wird auch die schlummernde Bestimmung, dass Bildungsarmut von einer auf die nächste Generation vererbt wird. Wenn nur erst auch Eltern dier wichtigen Leitbilder ihrer Kinder bleiben oder sie es werden, damit sie den größten Einfluss darauf haben, wie sehr sich ihr Kind für Bücher interessiert.
Wie schön kann es sein, vorzulesen oder vorgelesen zu bekommen. Wenn die Lust am Lesen erst einmal geweckt ist, dann entwickelt sich auch die Lesekompetenz wie nebenbei. Ein Vorsprung für den Einzelnen, der ein ganzes Leben halten kann.
Über die „Lesesozialisation von Kindern in der Familie“ darf hochgerechnet werden, dass 84 Prozent der Eltern es als wichtig für die Entwicklung eines Kindes ansehen, wenn es viel liest. Noch vor 20 Jahren waren es lediglich 55 von 100 Eltermn, die dies so sahen.
Lesen, so die Mehrheit in ihrer klaren Vorstellung, fördert das selbstständige Denken und hilft auch Zusammenhänge zu erkennen.
Lesen als Erziehungsziel
Jetzt darf eine solche Entwicklung jedoch nicht stagnieren. Denn 1988 waren noch 45 von 100 Eltern der Meinung, Lesefreude sei ein wichtiges Erziehungsziel, doch 20 Jahre später sind es nur drei Eltern mehr.
Warum gerade bei den Eltern unter 30 sich ein Leseerziehungs-Skepsis abzeichnet mag an den digital modernen Zeiten liegen in denen die jungen Eltern groß wurden. Reifere Eltern über 30 sehen in ihrer Mehrheit, dass man Lesefreude bei Kindern auf jeden Fall beeinflussen kann.
Frage bleibt natürlich: Was wäre, wenn Karl May und Enid Blyton heute gelebt und geschrieben und veröffentlicht hätten statt in der fernseharmen Zeit in den 50-ern des vorigen Jahrhunderts…
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