Wenn Betrieb und Personal in der Krise sind
In Krisenzeiten mit erheblichem Abbau der Arbeitsplätze sind die Belegschaften in vielen Unternehmen verunsichert. Fehlen zugleich klare Ansagen und Informationen von oben, kochen in der Gerüchteküche die Info-Töpfe, werden Informationsquellen besonderer Art angezapft. Es herrscht „Elektrosmog durch den Flurfunk“. Wer weiß was? Wie geht’s weiter? Wer hat mit wem worüber gesprochen?
Je zweifelhafter und je unklarer die Situation ist, desto heftiger qualmen die Rauchfeuer der Wahrheit. Meist rumort es gleichzeitig im Betrieb, weil keiner weiß, wer in die Pläne der Chefetage eingeweiht wurde? Es gibt keine bis geringe Informationen, weshalb der Volksmund dazu weiß: Nichts Genaues weiß man nicht.
Information als Ware
Auch wenn die Belegschaften mehr über die großen Prozesse der Firmen informiert werden wollen, werden sie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten offiziell, das heißt formell nur wenig erfahren. Folge, es blüht in der Welt der ’soft communication‘, die informellen Strukturen werden zu Kontakt geknüpft.
Längst sind die Wege der Betriebskommunikation während zahlreicher Umstrukturierungen untersucht worden, die in vielen Fällen zu „Freisetzungen“, Lohnverzicht, Wegfall von Sonderzahlungen oder Mehrarbeit geführt haben.
Wer gegenüber Kollegen mit Informationen aufwartet, zögert zunächst, weil er der Vermutung aufsitzt, er verliere etwas. In den Abteilungen, in der Kantine und auf den Treppenhäusern wird eine besondere Ware gehandelt: Information. Viele wollen was erfahren – und keiner will mit einem Halbwissen auffallen…
Sind Arbeitnehmer krisenfest solidarisch?
Wenn kaum einer ’ne Ahnung hat – davon aber jede Menge – stellt sich die Frage: Wird die Solidarität stärker in härteren Zeiten oder nehmen Neid, Missgunst und Konkurrenz zu?
Die Sozialforscher wissen längst, je besser das Grundklima im kleinen Betrieb ist und je kollegialer diese Einheit geführt wird, desto loyaler verhalten sich die Kollegen auch in schwierigen Zeiten. Doch die Balance kippt schnell, wenn Aufträge, Kunden, Umsätze und Liquidität knapper werden; es steigen die Konflikte, die Motivation wird geringer.
Dann halt Mobbing…
Ist „das Hemd den meisten näher als die Hose“, kann geschehen, was zunächst den Aufrechten gar nicht auffällt: die Raffinierten verhindern mit Methode die nicht-offiziellen Unterhaltung. Wer da nicht mehr mitkommt, steht schnell am Rande, denn man unterhält sich nur noch in beschränktem Rahmen mit ihm.
Wer in solchem Umfeld dennoch Erfolg zeigt, der kann schnell zum kritischen Objekt für neidische Kollegen werden. Meist wird nach Wochen erst deutlich, wer Bedarf hat, sich gegen Mobbing beraten zu lassen…
Wer den Kollegen im „Flurfunk“ zu sehr vertraut und wer die vermeintlich gute Beziehung gar noch spielerisch-kollegial einschätzt, der verkennt womöglich, wer mit gezielten Informationen sein böses Spiel treibt. Da hilft nur noch offensiv zu reagieren und sich nicht zum „Mobbing-Opfer“ machen zu lassen.
Hier sind die Vorgesetzten gefordert, die hoffentlich ein einfaches Rezept parat haben: sinkt die Effektivität, lässt die Leistung nach und schwächelt die Motivation, hilft nur Offenheit.
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