Man lernt nie aus, weiß selbst der Ingenieur und nimmt das Fachwort Proxemik zur Kenntnis. Das ist die Wissenschaft, die das Raumverhalten einer Person als ein Teil der nonverbalen Kommunikation untersucht.
Für Referenten, Trainer, Lehrer und Coachs mag nun tatsächlich gelten, dass sie zu wenig auf ihre physischen Bewegungen und ihr Raumverhalten achten. Sind sie doch meist stark daran orientiert, sprachlich zu vermitteln.
Zweifelsfrei kann eine angemessene Körpersprache helfen, Zuhörer, Studenten oder Schüler, Kursteilnehmer beim Informiert-werden, beim Begreifen und beim Lernen zu unterstützen. Und damit das klappt, können auch Seminare mit Theater-Profis helfen, das günstige Körpergefühl zu finden.
Man nennt schon mal einen zweifelhaften Zeitgenossen „Auftrittler“. Warum? Weil der meist weiß, sich angemessen in geschlossenen Räumen, wie in einem Klassenzimmer, zu bewegen, den Raum zu fühlen, und diesen in seinem Sinne zu „beherrschen und zu gestalten“. Eine Fähigkeit, die nicht jedem Pädagogen gegeben ist. In Frankfurt nun kann man diese eher „situative Kompetenz“ mit zwei Bühnenprofis lernen.
Neuwort „Proxemik“!?
In Seminaren mit Führungskräften wurde auffällig, dass diese sich „nicht genug Raum nehmen“, wenn sie vor einer größeren Gruppe reden oder vortragen. Wer sich so kennzeichnet, verliert an Präsenz, an Klarheit und damit an Persönlichkeit.
Da man vor einer Gruppe als ‚Person‘ und damit exponiert steht, muss der „Sender“ identifizierbar sein, um zu wirken, mit dem, was er sagt.
„Proxemik“ heißt das Fachwort für die Wissenschaft, die das Raumverhalten als ein Teil der nonverbalen Kommunikation untersucht. Bewegung im Raum gilt zweifelsfrei als ein zentrales Element der Schauspielkunst. Wer Theater spielt, mit eigenem und fremdem Rollenverhalten zu experimentiert, wer eigenes Verhalten überschreitet und neues Verhalten ausprobiert, der drückt sich und seine Rolle mit Körpersprache und Wort aus. Bestes Mittel, Präsenz im Raum zu trainieren.
Erfahren heißt spüren
Ein Modell, die Bedeutung von nonverbaler Kommunikation und nonverbaler Kompetenz zu verstehen, ist die 55-38-7 Regel von Albert Mehrabian. Er konstatiert in den 70er Jahren, dass bei Präsentationen vor Gruppen 55 Prozent der Wirkung durch Körpersprache bestimmt wird, also Körperhaltung, Gestik und Augenkontakt. Den weiteren Effekt erzielt der Vortragende zu 38 Prozent durch die Stimme und nur 7 Prozent durch den Inhalt seines Vortrags
Auch wenn die Prozentzahlen seither leicht korrigiert wurden, hat sich daran, dass Körper und Stimme entscheiden, ob gesprochenes Wort ankommt oder eben nicht, nichts geändert.
Für „den Normal-Beruf Lehrer oder Dozent“ muss dies nun bedeuten, dass sie großen Wert auf das Wort legen, sich selbst als Person aber zurücknehmen. Selbst gut darin geübt, zuzuhören, glauben die meisten Lehrer daran, nur durch verbal beschreiben oder erklären könne man genug erfahren. Das aber reicht „dem Schauspieler“ nicht, weil erfahren immer auch spüren bedeutet.
In den Frankfurter Seminaren macht das Rollenspiel „Gefeierter Torwart“ die Umstände deutlich. Als Schlussmann gilt der Keeper als Rückgrat seiner Mannschaft, der den Strafraum und die Torlinie beherrscht.
Seine Rolle als Aufgabe: er bewegt sich nach oben, unten, vorne, hinten, seitwärts und diagonal; er dirigiert die Mannschaft; beobachtet, ist konzentriert, gibt Impulse, feuert an, mahnt zur Ruhe. Und er ist und bleibt bei vielen Szenen mit höchster Aufmerksamkeit immer mitten im Spiel.
Wer sich im Seminar in der Rolle eines Torwarts traut, der erntet „nach dem Spiel“ Applaus und Schulterklopfen. Der „Lehrer als Torwart“ selbst strahlt, hat ein gutes Gefühl. Und keiner weiß, wie lange das anhält…
Gedächtnis für den Körper
Ein gutes Gefühl zu haben, bedeutet in der Schauspieltechnik, das Körpergedächtnis abrufen zu können.
Wer vorne steht, soll also belebendes Körpergefühl spüren. Wer dies wahrnimmt, richtet auch den Körper danach aus. Der ‚Machtraum‘ wird weiter, der Atem kraftvoller. Worte klingen besser und kommen an, sie reichen weiter, weil sie prägnant sind.
Es geht also darum, auch Lehrer – mit hohem Leistungsanspruch an sich selbst und mit manchem Verbot im Kopf – zu überzeugen: Vordergrund und ‚performance‘ sind wichtig. Ohne bewusstes Auftreten bleiben Körperhaltung und Körpersprache schwach.
Wer richtige Signale sendet, der steht selbstbewusst und richtig im Raum, um erfolgreich zu unterrichten.
Mehr Informationen unter www.engst-walther.de.
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