Im Durchschnitt gibt es Bestnoten für Alten- und Pflegeheime
Es ist die unselige Story von der Krähe, die der anderen das ‚wachsame Holzauge‘ drin lässt. Gemeint ist die jährlich wiederkehrende PR von Alten- und Pflegeheimen, wenn diese mal wieder unangemeldeten Besuch vom MDK bekamen; dem medizinischen Dienst der Krankenkassen.
Wie leicht man dessen Noten beeinflussen, ja manipulieren kann, kann ein Heimleiter, der freiwillig eine schlechte Benotung herausfordert, leicht beweisen: Statt 1,0 gibt es eine 3,6, auch wenn sich im Heim seit der letzten TÜV-Bewertung nichts geändert hat.
Wer nämlich dem MDK einen speziellen Ordner überlässt, in dem steht, wie das Heim organisiert ist, wann es zum Beispiel Essen gibt, dem ist es möglich, eine 1 oder 1,2 oder 1,3 zu bekommen.
Wer die Angaben allein schon auf bloßem Papier macht, bekommt dann schon ein ‚GUT‘.
Schriftgröße 14 in Augenhöhe gibt fürs Essen eine 1, auch wenn das Essen vielleicht gar nicht schmeckt, die Portionen zu knapp sind und trotzdem „schlechtes Essen gut geschrieben“ wird.
Doch auch bei Bewohnern und Angehörigen zählt zunächst die Dokumentation, auch wenn ein Druckgeschwür bei falscher Lagerung als Pflegefehler entstanden ist. Wird ein solcher Sachverhalt dokumentiere und der Verlauf notiert, kann selbst so was eine gute Note geben. OB gar ein Unterkiefer-Gebiss-Prothese deshalb verschwindet, weil das Personal Erbrochenes entsorgt, samt Gebiss, ist dann auch kein Haftpflicht-Fall, sondern Schaden des Seniors…
Wer also legal mangelhafte Pflege „verschleiert“, kann eine gute Note erhalten, und so haben im Schnitt alle deutschen Heime Bestnoten. Im Musterländle sogar eine glatte 1. Deutschland. Die Alten- und Pflegeheime als Pflege-Paradies?
Ganz und gar nicht, denn Angehörige decken meist auf, wenn die Qualität nicht stimmt und ein Senior sich „im Bett den Oberschenkel bricht…“ Da war doch eher eine Person aus der Pflege etwas grob beim Katheter-Wechsel beim 96-Jährigen, der dort liegt, wo man ebenfalls mit der allerbesten Note beurteilt wurde.
Und so werden auch Dokumentation gefälscht, wenn es nachts mangels Personal nicht reicht, Bewohner mehrfach umzulagern – abgehakt wurden morgens fünf Mal, worauf auch die Kollegen achten… Hauptsache bei der Prüfung gibt ’s gute Noten.
Wer mal mittags nichts isst, weil die Pflegekraft es hinstellt und nach 30 Minuten nicht angerührt wieder abräumt, der dokumentiert halt doch, dass was gegessen wurde.
Ähnliches gilt für Verbandwechsel als Grundversorgung, was zwar nicht geleistet, aber als Ganzkörperpflege dokumentiert wurde.
Auf dem Papier versorgt und gut benotet, den Prüfer bekommen solcherlei Tun und Lassen nicht zwangsläufig mit, auch wenn einige Bewohner durch den Pflege-TÜV begutachtet werden.
Transparenz ? Fehlanzeige! Doch der Spitzenverband der gesetzlichen KVen, dem der Pflege-TÜV untersteht, weiß von Problemen, verhandelt drüber, aber ohne Ergebnis.
Transparenz liegt allenfalls darin, dass ein Heim den Landesdurchschnitt nicht erreicht und statt 1,4, eine 1,5 hat und damit schlechter ist als der Durchschnitt.
Und dies alles trotz 80 Einzelkriterien, zu denen dann auch die dekorative Atmosphäre im Entree des Hauses gehört.
Somit messen die Kriterien statt der Qualität nur die „Anpassungsfähigkeit“ der Heime an das „Prüfverfahren“; von einem neuen, wissenschaftlich fundierten Instrument weit entfernt.
Darf man also sagen: der Pflege-TÜV ist legalisierter Betrug bzw. Verbrauchertäuschung?
Doch selbst Heimleiter wollen sich daran nicht mehr beteiligen und ein noch immer gültiges und verlogenes System nicht mehr unterstützen.
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