Jährlich mindestens einmal wird „die Sau durchs Dorf getrieben“. Und erneut heißt im Januar 2010 die zugehörige Schlagzeile: Beamte sind die heimlichen Reichen. Wenn dann noch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) untermauert: „die“ Deutschen verfügen neben ihrem Ersparten auch noch in erheblichem Umfang über Vermögenswerte, wie es die künftigen Rentenansprüche aus dem Berufsleben darstellen, dann ist das irgendwie Klasse und macht 4,6 Billionen Euro.
Toll, denn diese Ansprüche seien „bares Geld wert“. Oder etwa nicht…??!! Ja, irgendwie und irgendwann schon, aber eben vorerst nur fiktiv. Denn derlei „vermeintliches Vermögen“ bringt keine Rendite, trägt keine Zinsen und sichert auch keinen Kredit.
Und weil man das Rentenalter oder das pensionsfähige Alter erst mal erreichen muss, gilt der Anspruch ja wohl nur, wenn man den Status des Berechtigten erreicht oder wenn Hinterbliebene anteilig berechtigt werden. Und wer gar unter der Lebenserwartung bleibt, der hat falsch kalkuliert…
Forscher sind gern mal überzeugt
Wissenschaftlich, statistisch oder ökonometrisch mag dann mitten im Januar 2010 auch das Ergebnis interessant sein: die künftigen Rentenansprüche aus dem sozio-ökonomischen Panel (SOEP, 2007), mit anonymisierten Daten der Rentenversicherung nach Erwerbsbiografien, Alter und Lebenserwartung errechneten die Theoretiker dann auch für verschiedene Bevölkerungsgruppen einen „Gegenwartswert“ an Alterssicherungsansprüchen auf den Durchschnitt von „ individuellen“ 67.000 Euro. Und wie bei Durchschnitten üblich, relativieren diese dann auch altbekannte Vermögensunterschiede.
Das nun hätte man auch ohne Erhebung raus gebracht, weil abhängig Beschäftigte und Selbständigen ihre gesetzliche oder freiwillige Vorsorge in verschiedenen Alterssicherungssystemen treiben. Irgendwie fehlen nach unten als „Abschlag“ auf real bestehende Geld- und Sachwerte schließlich 20 Prozent.
Noch immer dabei: „Die oberen Zehntausend“
Addiert man zur Vermögensberachtung die Renten-Anwartschaften, stehen rein rechnerisch und logischerweise jene besser da, deren individuelles Vermögen (zuvor) geringer ist als das des Durchschnitts. Wer also tatsächlich über weniger Sach- und Geldvermögen verfügt als andere, der wird dann „wohlhabender“ als Mitbürger, wenn man eben alle über einen Kamm schert….
Deshalb gibt es dann aber auch die berühmten „oberen Zehntausend“ – in der statistischen Masse jeder Zehnte -, die im Durchschnitt ein „Guthaben“ von mehr als 550.000 Euro haben. Welch‘ ein Wissenschaft…..? Welch‘ grandiose Feststellung! Bei zugleich falschem Gebrauch des Begriffs „Guthaben“.
Klar doch! Die Beamten…
Und wieder mal sind es dann „die“ Beamten, die sich als klare Gewinner rausrechnen lassen. Nur weil dem interessierten Normalo die Daten fehlen, muss man glauben, was der DIW rechnete: die Staatsdiener haben – natürlich ohne jegliche Vorurteil – die höchsten Anwartschaften, und die dann auch wieder als „Guthaben“.
Macht für den Pensionär 400.000 Euro, während der Arbeitnehmer, eigentlich von der Verkäuferin bis zum angestellten Geschäftsführer gleichen Alters, nur rund 160.000 Euro oder 40 Prozent vom Beamten raus kommt. Die Lehrlinge und die Arbeitslosen nicht berücksichtigt. Ohne die würde der Abstand geringer.
Als interessant gilt, benennt man den Grund: die Höhe einer Beamtenpension richtet sich an den Bezügen des späten Berufslebens. Dies nun ist bei den Sozialversicherungs-Pflichtigen klar anders. „Diskussionswürdig“ nach DIW, womit dann halt die Pensionäre zu den Top-Vermögenden gezählt werden. Überboten von jenen Unternehmer mit zehn Angestellten und mehr. Welch‘ doch recht schöne „Beweis“ dafür, so die Autoren der Studie, dass der Abstand zwischen Arm und Reich sehr groß ist und größer wird.
Früh leisten statt arm im Alter??!!
Eine Frage der Zeit also, bis die jeweils individuelle und kollektive Altersversorgung spürbar beschränkt werden muss. Zu häufig sind Erwerbsbiografien unterbrochen, Arbeitslose und Mini-Jobber zahlen nichts bis wenig ein. Wer glaubt, sich selbständig besser zu stellen, wird erfahren, dass er sich die private Vorsoge kaum wird leisten können.
Als ob der Zeitungsleser es nicht schon gewusst hätte: „Das Risiko, das damit einhergeht, wird erst in einigen Jahren richtig zum Tragen kommen. Der Anteil derjenigen, die im Alter wirklich arm sind, wird deutlich zunehmen.“ – Im Westen nichts Neues. ..!!
Mustermann meint
Ich bin als beamter Lehrer bis an mein Lebensende „dankbar“
für all die Reichtümer, die ich in 40 Dienstjahren häufeln könnte. Und erst die Ferien….
Bloß werden dies die beamteten Kollegen bei der Polizei in manchen
Besoldungsgruppen für sich nicht ähnlich sehen können.
Glaub‘ bloß keiner, dass die Alimenation des Staates nicht doch noch
zur „gesicherten Armut“ werden könnte…