Dienstags ist der große Anreisetag im südbadischen Durbach nahe Offenburg, wo in der Staufenburg-Klinik Männer die Mehrzahl der Patienten stellen, nachdem ihnen wenige Wochen zuvor wegen eines Tumors die Niere, die Blase, die Prostata oder der Hoden entfernt wurde. Und weil sie alle gleichermaßen betroffen sind, verstehen sie sich ziemlich schnell nicht nur bei Tisch, wenn es um die Anschlussheilhandlung, die AHB, geht, auf die jeder Krebspatient nach der OP einen Anspruch nach SGB hat.
Für jeden von ihnen, das weist die Fragerunde während der Vorträge aus, war die Diagnose ein Schock. Kaum einer hatte Beschwerden, die auf Krebs schließen ließen. In 2010 werden sich mit der Angst um die absehbare Zukunft 450.000 Personen die Frage stellen: Warum ich?
In der Übertreibung liegt die methodische Anschauung, weshalb wohl das Robert Koch-Institut publik macht, dass in 2010 die Diagnose eines bösartigen Tumors nahezu jede Minute gestellt wird.
Was für den Einzelnen dann aber doch gute Tatsache ist oder sein kann, dass gerade er früh in seinem kranken Status erkannt ist und ihn eine OP und Therapien erwarten, die noch einige Jahre an Lebensqualität bedeuten.
Noch bis 1980 starb jede zweite Frau mit der Diagnose ‚Krebs‘ ; heute leben nach fünf Jahren auf OP oder Therapie noch 2 von 3 (62 Prozent). Bei den Männern leben nach dem Eingriff noch 6 von 10 statt wie früher nur 3,8.
Mancher reagiert mit Ironie
Für Deutschland gilt, dass circa jeder 20te aller Bürger (4-5 Mio.) an Krebs erkrankt sind oder es waren. Und jährlich trifft s auch 1800 Kindern unter 15 Jahren.
Je nach Alter des Erkrankten ist es nun nicht in jedem Fall gleich ein Drama, doch das Leben, die soziale Position, Beruf und Alltag werden verändert…
Wer gerade für „sein Karzinom“ nach dem Grund sucht, wird auch enttäuscht. Es sind mehrere Faktoren, auch die genetische Disposition, das Testosteron oder eben eine manchmal diffuse bio-chemische Zellerneuerung, die tagtäglich auch kranke Zellen bildet.
Wenn heute ein bislang recht sportlicher Patient – keine berufliche Überlastung, abwechslungsreich ernährt und bislang ohne urologische Beschwerden bei seinem Doc den PSA-Wert erfährt, dazu hoffentlich auch den oft leider noch unbekannten „freien“, dann ist die Tumorerkrankung meist zu heilen, auch wenn der Betroffene nicht sofort und umfassend genesen ist.
Schließlich hat ihm der Chirurg die Prostata entfernt, was ihn jetzt zunächst mal inkontinent macht.
Und genau deswegen ist er dann in Durbach. Dort wird – doch nicht nur – der bislang schwach ausgebildete Ersatz-Schließmuskel im „Fahrstuhl-Verfahren Stufe 1 – 4“ aktiviert, damit er wieder „trocken“ am beruflichen und sozialen Leben teilnehmen kann. Und so ist in Durbach ein junger Patient auch mal nur 46, sei Tischnachbar grade mal 61 und das Gegenüber bei den post-operativen Partnerübungen 76…
Haben sich auch die Diagnosemethoden verbessert, gilt nach wie vor: Krebs ist eine Alterserkrankung! Und die Deutschen werden immer älter.
Und raus ist sie….
Bei den Männern trifft in erster Linie das Prostatakarzinom die „neuen Kranken“; bei den Frauen ist es Brustkrebs. Es folgen Darm- und Lungenkrebs. Doch die Diagnose ‚Krebs‘ bedeutet nicht auch die finale Lebensphase.
Nicht nur für Männer aller Jahrgänge und sozialer Herkunft in der Staufenburgklinik Durbach, einem Haus mit hohem Zuspruch wegen der langjährigen Erfahrung aller Teams, liegt die Chance auf mehr als weitere fünf Lebensjahre auf die Diagnose beim Prostata- und beim Hodenkrebs bei rund 90 von 100. Aber auch beim Darmkrebs nimmt die Sterberate stetig ab – Gründe sind neue Medikamente, die am Tumorgewebe angreifen.
Rauchen, Alkohol und Übergewicht
Krebs an der Bauchspeicheldrüse ist dagegen weit gefährlicher geblieben – manchem bleiben nur noch wenige Monate nach der Diagnose. Und auch der Lungenkrebs bleibt gefährlich, weil nur ein 20 von 100 Patienten ihn länger als fünf Jahre überleben.
Zufall oder Schicksal oder Genetik in der Familie – Rauchen ist auf jeden Fall schlecht. Und macht einen von jeweils 3 Krebstoten. Übergewicht, Bewegungsmangel, falsche Ernährung und Alkoholkonsum verursachen ein Übriges. Die Forschung glaubt (!), dass zu hohes Körpergewicht und mehr als 20 Milliliter reiner Alkohol beim Mann (mehr als zwei Glas Bier täglich) den Körper anfälliger für Tumore machen als die Schadstoffe in Lebensmitteln.
Und das erfährt man auch in Durbach…dann aber mit der Zuversicht und der Geduld in mindestens die nächsten fünf Jahre.
Mustermann meint
Es gehört Vertrauen in die Medizin und in die Fach-Ärzte dazu, wenn einen die Diagnose KREBS ereilt hat.
Die pure OP ist das eine, die Nachsorge und die Reha das andere.
Wer zunächst glaubte, er könne sich z. B. nach einer Prostatektomie (radikale Entfernung der Prostata) häuslich und ambulant darauf einrichten, in absehbarere Zeit wieder „trocken zu werden“, der irrt.
Man(n) muss in die Reha, um auf schonenende und gekonnte At und Weise von Spezialisten darauf eingeschworen zu werden, wie es geht,
wenn der bisherige Blasenschließmuskel durch einen bislang bescheiden agierenden Hilfsmuskel ersetzt werden muss.
Männer – keine Sorge…wir schaffen das!
freiherr meint
Grüße aus der Reha
Wettstreit herrscht zum PSA,
denn keiner ist hier ohne da!
Hallo, Doc, und was mach‘ ich?
Los gib Auskunft und versprich,
dass ich morgen schon bin trocken,
muss ich auch beim Brun… hocken.
Leider aber geht ’s so nicht,
dass jeder,der nur drauf erpicht,
nach nur mal Reha für drei Wochen
die Kontinenz kriegt hier versprochen.
Nein, nein, ihr Männer, die da draußen,
nach vier, fünf Bier zum Klo mal saußen,
die ihren Schnied.. Tag für Tag
gebrauchen wie man ihn halt mag.
Das lerne ich grad, es geht bergauf,
auf dass ich bald mal wieder sauf,
nicht Wasser, Tee und auch die Säfte,
die bringen zwar der Blase Kräfte,
ein Durbach-Schorle ich jetzt mische,
auf dass es in der Röhre zische….
In diesem Sinne
remigius meint
Da hat wohl ein Betroffener mit viel
Selbstironie seine Erkrankung gemeistert.
Klasse!
wilmering meint
Hodenkrebs ist die ‚Greencard‘
fürs „Transfrau-Dasein“ und gleichzeitig
der Ausstieg aus dem Schweineprozess.
Darauf verwette ich meinen Schutzengel
und dies gilt umwideruflich.
mfg eure conny