Claus Z., 64, ist seit Beginn der Sommerferien 2009 pensioniert. Der Grund -und Hauptschullehrer ging gegen Abschlag von 3,6 Prozent ein Jahr früher in den Ruhstand, weil auch seine Frau beamtete Lehrerin ist. Beide aus der 68-er Generation haben ihren Beruf nie bereut – im Gegenteil! Es war das Richtige! Doch stimmt das Klischee? Viel Geld, kurze Tage, lange Ferien…?
So sind sie dennoch häufig zu hören, die Vorurteile, die Lehrern gelten, auch wenn kaum jemand ihren Beruf ausüben möchte. Vor allem nicht in Gegenden mit sozialen Brennpunkten und rauf bis Klasse 10 an einer Hauptschule.
Wie „schlimm“ aber ist der Job wirklich? So schlimm wie sein Ruf? Weil irgendwann ein Schüler seinen Lehrer wegen schlechter Noten erstochen hat, weil eine Schülerin mit Molotowcocktails und einem Kurzschwert in die Schule kommt?
Tägliche Konflikte sind für Lehrer normal, ist doch der Beruf sozial betrachtet einfach härter geworden. Die Vorurteile sind dagegen die von vor Jahrzehnten: „Um ein Uhr lass die Arbeit ruh’n und widme dich dem Afternoon! Dazu die gute Bezahlung, die sichere Alimentierung im Ruhestand mit spätestens 64…
Alles ausreichend Gründe, die dafür sprechen, auch heute noch Lehrer werden zu wollen. Wenn da nicht die andere Seite der Medaille wäre. Sozial verwahrloste oder wenigstens benachteiligte Kinder und Jugendliche, verhaltensauffällig bei hohem Stress- und Lärmpegel, die Eltern, sofern es überhaupt zur Begegnung kommt, herausfordernd bis frech und anmaßend..
Beamte haben nie ein Geld nich’…
Dabei ist der Bedarf an Lehrern groß. Knapp 26 000 neue Lehrer wurden 2008 eingestellt. Die meisten davon in den alten Bundesländern. Die Zahl erscheint hoch, doch ist sie notwendig bei geradezu hoffnungslos überalterten Kollegien.
Allein 42 von 100 Lehrern werden in den kommenden zehn bis 15 Jahren in den Ruhestand gehen. Für einen solchen Abgang reichen die derzeitigen Lehramts-Studiker nicht aus. Am größten ist der Bedarf in Naturwissenschaften und Technik.
Da könnte eine Ver-Beamtung der neuen, nicht immer jungen Lehrer locken. Dazu liegt das Höchstalter meist bei 35, in Hessen inzwischen bei 50 Jahren. Eine starke Verlockung, wenn auch der Lehrerberuf finanziell nicht unbedingt „höchst interessant“ wird. Für ihn wird zwar kein Arbeitnehmeranteil zur Sozialversicherung fällig, doch muss er sich mit 50 % privat krankenversichern. Und er zahlt auch Lohnsteuer, was manche Handwerkersgattin schon mal in Zweifel gezogen haben soll.
Was fehlt dem Lehrer…?
Bei 2200 Euro netto abzüglich knapp 250 für die private Krankenversicherung muss ein 34-Jähriger 28 Stunden die Woche in der GHS unterrichten.; plus zehn Stunden für Vor- und Nachbereitung. Wegen des Verdienstes wird man kaum Hauptschullehrer, ist doch die psychische und physische Belastung manchmal derart hoch, dass sie mit dem Stress von Flugloten verglichen wurde…
Sind Kollegen krank, kommt Vertretung dazu. Karriere ist eher ausgeschlossen; was bleibt ist die Ich-AG als Freiheit im Unterricht. Neid ist nicht angebracht, ist der Lehrer doch auch Sozialarbeiter, der versucht, Strukturen zu bieten, die im Elternhaus fehlen, die aber für die Sozialisation des jungen Menschen dringend gebraucht werden.
Was bleibt…?
Der Vorteil für den beamteten Lehrer ist der sichere Arbeitsplatz mit Anspruch auf staatliche Beihilfe im Krankheitsfall. Mit zunehmendem Dienstalter geht die Besoldung nach oben; auch wenn mancher von der „gesicherten Armut“ spricht, wenn er an die goldigen DM-Zeiten denkt, als der Geldwert deutlich höher war und der Lehrer zur oberen Mittelschicht gehörte.
Wer den Eu-Stress mag aber den Dys-Stress nicht aushält, wird aber mit 32 anderen Kollegen von jeweils 100 schnell am Burnout-Syndrom leiden. Psychosomatische Krankheiten sind häufig, weil hoher Lärm ständig gegeben ist, die klassen groß sind und die Kinder verhaltensauffällig. Da bleibt die vierteljährlich Krankmeldung bei vielen nicht aus…
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