Sag mal A! Scheiden tut nicht mehr weh! Die Österreicher machen’s uns vor.
A ist das amtliche Kennzeichen von Österreich. Für seinen skurrilen Humor ist dieses zuweilen wie ein Bilderbuch anmutende Land ja schon bekannt. Ähnlich wie England. Nicht in der Geburtsstadt Salzburg des Wunderkinds Johannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart, kurz Mozart genannt, fand jetzt die erste Scheidungsmesse Europas statt. Nein, in der Stadt, in der sich das größte Rad der Welt dreht, der Prater: In Wien!
„Charmant, charmant, gnä’ Frau. I bin entzückt!“ Derlei Schmäh war dort in den Tagen des 27. und 28. Oktober wohl eher nicht zu vernehmen. An zwei Tagen. Ja klar: Getrennt nach Männerl und Weiberl. Die Frauen sind Samstags geladen, die Männer Sonntags. Zur Scheidungsmesse. Wenn das mal geregelt abging!
Ging es! Im Wiener Marriott Hotel. Pompöse Adresse. Aber stracke Organisation unter dem Motto: „Starte dein Leben neu!“
Ohne Mühe können Sie sich unter www.scheidungsmesse.at erkundigen, welcher Schmäh stattdessen angeboten wurde. Nette Fotos sind dort auch zu sehen: Zuerst öffnet sich ein romantisches Hochzeitsfoto, das von einem Motiv, wo ein Mann und eine Frau Rücken an Rücken stehen, abgelöst wird. Passend zum oben genannten Motto sehen Sie zwei Männer und zwei Frauen (schön abwechselnd) in Startposition, wie auf einer Aschenbahn.
Um viel Asche geht es auch auf der Messe. Ja, warum sollte sie auch sonst stattfinden? Diese Frage stellte sich dem Ideenhervorbringer und Veranstalter der Messe, Anton Bartz nicht. Einfühlsam wie er nun mal ist, denkt er sich in seine Klientel ein und kann sich sehr gut vorstellen, wie „prekär“ das Betreten der Messe sein muss, so rein psychologisch natürlich.
Aber die wohl größten Bedenken im Vorfeld hatte die katholische Kirche. Aber die lässt sich nicht lumpen und machte aus dem Bedenklichen Tugendhaftes und eröffnete selbst einen Stand. Man könnte auch pfeilgeradeaus sagen: Die Katholische Kirche beteiligte sich an der ersten Scheidungsmesse ganz kommerziell! Aber damit’s net zu pump, sondern aufklärerisch ausschaute, bot sie freilich Informationsstände über Institutionen an, die Ehen wieder kitten sollen. Irgendwie ist die katholische Kirche auf ihre spezielle Weise gar nicht so spröde und verknöchert, sondern sehr flexibel. Auch sehr skurril.
Ebenfalls skurril ist die Tatsache, dass das Urheberrecht auf den Titel der Messe „Neustart“ eigentlich einer österreichischen Haftentlassenen Initiative obliegt.
Manche munkeln, die Assoziation an diese Initiative sei beabsichtigt, bedeute Scheidung doch auch Befreiung aus dem Ehejoch.
Freiheit und Geld stehen da eher in einer engen Beziehung. Und letzteres machen auf der Messe: Zweidutzend Gewerbetreibende und Initiativen, darunter: Familien- und Lebensberater, auch die Anwälte, Personenschützer, „Angst frei-Stress frei“-Motivatoren , Friseure und Perückenmacher. Letztgenannte nicht, wie man annehmen müsste, weil man sich angesichts dieses ganzen Angebotes die Haare rauft und sogar ausreißt, nein: Ein neuer Start, eine neue Frisur, eine alte Weisheit. Für jeden Start eine neue Frisur.
Bei derlei Vielfalt müsste der Veranstalter doch jubilieren, bis es nach Salzburg hallt, aber nein: In der verhinderten Mozartkugel steckt Etwas, was den süßen Geschmack des Erfolges doch etwas verdirbt.
Sie kommen nicht darauf!
Es ist so: Da besitzt doch das Frauenministerium, das doch auch eine Männerabteilung vorzuweisen hat, die Frechheit und verweigert sich dieser Messe!
Ich möchte ja nicht unken: Aber vielleicht sind die zu sehr mit der Recherche von Seitensprungagenturen beschäftigt. Bei den vielen Dingen, die man da erleben kann, ist man nämlich sehr beschäftigt. Oder wussten Sie, dass so manche Seitensprungagentur sich wegen des Vorwurfs der Zuhälterei mit dem Vorwand, dass zwar die Männer für die Vermittlung von „einsamen Damen“ zahlen, aber diese „einsamen Damen“ das Geld ja nicht bekämen, erfolgreich herausreden?
Ich bin solo und das nicht, weil ich geschieden bin. Sondern einfach so…lo.
Die Angebote der Singlebörsen, Elite-Partner-Angebote, Annoncen, Fisch-sucht-Fahrrad-Partys sind meiner Erfahrung nach nur für Eines gut: Die Zeit bis zur nächsten, echten Zufallsbekanntschaft, aus der eine echte Partnerbeziehung wächst, unterhaltsam zu würzen.
Hatschie!
[Quelle Foto: aboutpixel.de]
[Fotograf: Konstantin Gastmann]
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