Wie konkret ist ‚Familienfreundlichkeit‘ ein harter Wettbewerbsfaktor?
Ohne es zu wissen, darf angenommen werden, dass wenigstens 30 Tage eines jeden Jahres irgendwie als „Internationaler Tag“ für irgendetwas gelten. Der 15. Mai – viele haben es bislang nicht gewusst – ist Internationalen Tag der Familie. Dazu würdigt dann auch Bundesfamilienministerin das Engagement ‚lokaler Bündnisse‘ für eine familienfreundliche Standortpolitik. Nur, wer kennt diese Bündnisse und wo gibt es diese?
Da liegt dann auf der Hand, dass aus Anlass des Internationalen Tages der Familie dann die „Lokalen Bündnisse für Familie“ zu einem bundesweiten Aktionstag einladen. Motto: „Wir gewinnen mit Familie“.
Wer aber ist „wir“, wenn an über 340 Orten in Deutschland „lokale Aktivitäten“ präsentiert werden, wie Familie und Beruf vereinbar sind und besonders familienfreundliche Unternehmen ausgezeichnet werden?
Somit bleibt es ohne bewusst wahr genommene Berichterstattung in den Medien wohl dabei, dass immer mehr Berufstätige einen Arbeitsplatz suchen, der zulässt, Familie und Beruf vereinbaren zu können. Und weiter?
Geht es doch nicht nur um Kinder, sondern in zunehmendem Maße auch um die Zeit, die für die Pflege von Angehörigen“ benötigt wird. Ein Problem, das sehr wohl auch beim Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend so gesehen wird.
Unternehmensprinzip ist Minimal-Prinzip
Wieviel Recherche ist aber erforderlich, um diejenigen Unternehmen und Kommunen zu erkennen, die aktuell – und ohne Blick auf die Kosten – in familienfreundliche Projekte investieren? Wohl wissend, dass man nicht nur an Image gewänne, sondern auch die demografische Entwicklung und den Arbeitskräftemangel besser bewältigen könnte. Wen man nur als Einzelner oder eben als Einzelne Einfluss hätte auf eine Familienfreundlichkeit, die heute nicht nur Kindergarten-Platz heißt, sondern auch Finanzierung, Betreuungszeiten und Gebühren. Wie aber ist dies ein „harter Wettbewerbsfaktor“ und wer muss den erkennen…?
Der „Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2010“ gäbe zu erkennen, so die ministerielle PR, dass immer mehr deutsche Firmen trotz Wirtschaftskrise auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie setzten.
Wieviele Unternehmen aber befragt wurden, von denen 93 Prozent bereits familienbewusste Maßnahmen eingeführt haben sollen, bleibt für den abhängig Informierten oder eben Uninformierten offen.
Geht es tatsächlich aufwärts, gar als „großer politischer Erfolg“? Und der auch über die Lokalen Bündnisse?
Ist doch die Initiative ‚Lokale Bündnisse für Familie‘ erst 2004 geboren worden, was seither eine familiengerechte Infrastruktur vor Ort auch den Ausbau der Kinderbetreuung auch für Kinder unter drei Jahren unterstützen sollte. Sind aber die Kommunen dazu auch ausgestattet?
Als Schlagwort-Szenario liest sich das nämlich toll: Die Stärke der Bündnisse ist, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an einem Strang ziehen. Genau das brauchen wir, so die Ministerin Schröder.
Das macht dann: 13.000 Akteure, 615 Bündnisse mit 5.000 Unternehmen in rund 5.200 Projekten. Bei vier von fünf Bündnissen sind Unternehmen, Kammern oder Wirtschaftsverbände aktiv, fast alle der bundesweit 80 Industrie- und Handelskammern sind Partner in einem Lokalen Bündnis.
Was aber hat Gerlinde Lehmann davon ? Sie ist 32, geschieden, 2 Kinder (3 und 8), alleinerziehend, monatliches Einkommen als Verkäuferin netto 1220 Euro, wohnhaft in XYZ…
Doch der Ort XYZ ist nicht auf der Aktions-Orts-Liste drauf!
Weitere Informationen zum Aktionstag der Lokalen Bündnisse für Familie und zur Initiative auf www.aktionstag2010.de und www.lbff.de
Merkwuerden meint
…schon klar.
Alles irgendwie Dampfplauderei derjenigen,
die in gut dotierten Posten eine Nanny haben
oder auch ein oder gar zwei Au-pair-Mädchen (…ich denke an die Europa-FDP-Frau Koch Mehrin) oder deren
jugendliche Oma zur Verfügung steht, weil halt bei manchen die familiäre Welt noch in Ordnung ist…