Einst waren es Betriebs-Kindergärten, der Zuschuss zum Kantinenessen, die Betriebssport-Gruppen nach Feierabend, das unternehmenseigene Urlaubs-Heim am Bodensee für Familien oder auch die Weihnachtsfeier mit Schauspielern des Betriebs-Amateur-Theater und jede Menge werthaltige Geschenke wie den Märklin-Baukasten für die 600 bis 800 Kinder der Gesamtbelegschaft in der Kleinstadt. Heute nun nennt man dies „familienbewusste Personalpolitik“ trotz Wirtschaftskrise – Mittagsmahlzeit für Familienangehörige in der Kantine mit Caterer-Logistik inklusive
Wenn Mitte 2010 rund 300 weitere Arbeitgeber mit dem Zertifikat zum audit „berufundfamilie“ ausgezeichnet werden, passt dazu das Ergebnis einer Umfrage, dass in der Wirtschaftskrise vor allem klein- und mittelständische Firmen die Bedeutung des Familienbewusstseins erkannt haben.
Familienbewusste Personalpolitik erhöht die Produktivität aus dem Faktor Arbeit und stärkt die Bindung der Fachkräfte ans Unternehmen. Unternehmer und Geschäftsführer sehen im „neuen“ Familienbewusstsein bei veränderter Demografie und einem erwarteten Fach- und Führungskräftemangels eine Investition in die betriebliche Zukunft. Als quasi Maßnahmenbündel, das trotz Kosten sowohl effektiv wie auch effizient ist.
Das aber gilt nur für knapp 300 weitere Unternehmen, Institutionen und Hochschulen, die während der vergangenen 12 Monaten das audit „berufundfamilie“ – eine Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung – erfüllt haben.
Dass sich Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz mit der Aktion aktuelle nur für weitere 300 Betriebe „auszahlt“, ist überraschend. Denn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die darin unterstützt werden, Familie und Beruf besser kombinieren zu können, kehren früher aus der Elternzeit zurück, fallen seltener aus und arbeiten produktiver. Zudem sind familienfreundliche Firmen als Arbeitgeber attraktiver, was eine zukunftsfähige, innovative Wirtschaft ins Leitbild aufnehmen sollte.
Weniger Skepsis wäre mehr!
Zu den 294 Arbeitgebern, die in 2010 und damit aktuell ein Zertifikat erhielten, zählen 134 Unternehmen, 124 Institutionen und 36 Hochschulen mit rund 360.000 Beschäftigte und 300.000 Studierende.
Die Gesamtzahl aller auditierten Arbeitgeber liegt jedoch mit 859 noch weit unter den Möglichkeiten, auch wenn zur Zeit rund 1,3 Mio. Beschäftigte und 1 Mio. Studierende vom audit einen Vorteil ziehen.
Einsetzbar in allen Branchen und Betriebsgrößen, erfasst das audit die bereits angebotenen Maßnahmen zur besseren Balance von Beruf und Familie, entwickelt systematisch das betriebs-individuelle Potenzial und sorgt mit verbindlichen Zielvereinbarungen dafür, dass Familienbewusstsein in der Unternehmenskultur verankert wird.
Na, also: Geht doch!
eisenbieger meint
Was man Mitarbeitern zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf bietet, kann sich auch in finanzieller Unterstützung, in Schulungen und Arbeitszeitregelungen darstellen.
Gleitzeit, Home-Office, Mitarbeitergespräche, günstige Darlehen – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Mitarbeiter mit Familie zu unterstützen.
Die Familienfreundlichkeit kann auch mittels Checkliste
der Initivative beruf-und-familie geprüft werden:
http://www.handwerkmagazin.de/data/download/dl/1437254/checkliste_familienfreundlichkeit.pdf
Auf http://www.beruf-und-familie.de finden sich weitere Informationen zum Thema.