Jährlich um dieselbe Zeit kehrt sie wieder, die Feststellung, dass Lehrer mal wieder gute sechs Wochen Sommerferien haben. Und Schüler auch. Für den Familienurlaub die beste Zeit, sich mal wieder auf Gemeinsames zu besinnen und den Kindern mal wieder „Abstand von der Überforderung zu gönnen“. Egal, welche Schulart, nach anstrengenden Schulwochen braucht es Erholung.
Ob diese Erholung dann auch in Zukunft von zwei bis zu sechs Wochen (+) dauern soll, steht zum Disput, weil Lehrerinnen und Lehrer beobachten, dass Kinder aus den Ferien oft müde und abgeschlagen zurück kommen, weil ehrgeizige Eltern die Ferien nutzen, um Lücken schließen zu lassen durch Nachhilfe- und Förderunterricht, der jüngst auch von der neuen Kultusministerin in BaWü angedacht wurde…
Wenn Schüler leiden
Muss dieser Trend nun schon besorgt machen, weil er vor allem Grundschüler und die gymnasiale Unterstufe betrifft, hängt vom tatsächlichen Druck und der Anspannung der Schüler ab.
Manche nämlich leiden, wie Experten und deren Studien nachweisen. Eine der Diagnosen: Es gibt immer mehr Kinder, die bei schulischem Stress krank werden. Kann die Politik darauf reagieren?
So beginnt nach den Weihnachtsferien mit dem jeweils neuen Kalenderjahr für die Viert- und Fünftklässler ein Marathon, der sich bis Anfang Mai fortsetzt, wenn danach die Zeugnisse für die höhere Schule erwartet werden. Das Gymnasium muss geschafft werden, koste es, was es wolle. Und so wird oft, zu oft eine Ferienzeit genützt, Bildungs- und Wissenslücken zu schließen – ein Dauerstress, dem Zehn- und Elf-Jährige nicht gewachsen sind.
Eltern! Hinhören…!!
Eltern sollten ernst nehmen, wenn Kinder klagen, sie keine Lust mehr auf die Schule haben, wenn sie dauermüde wirken, wenn sie nicht mehr draußen spielen wollen, sie sich zurückziehen oder ihnen häufig übel ist. Und auch bei Bauch- und Kopfschmerzen, Schlafproblemen und Konzentrationsschwächen sind dies Symptome auf tiefere Probleme und Ängste.
Dann ist höchste Zeit für klärende Gespräche oder gar professioneller Hilfe gegen schulische Versagensängsten zu tun haben.
Der angestrebte Wechsel auf die Realschule oder das Gymnasium ist auch für engagierte Grundschullehrer belastend. Gilkt ihre Leistung und Bewertung der Kleinen als entscheidend für die Zukunft. Für viele Pädagogen ebenfalls höchst belastend, weil es auch am Selbstverständnis nagt.
Und dann sind da noch…
Muss man sich deswegen aber gleich „eine andere Schule“ wünschen?
Eine Grundschule ganz STARK und die Kleinen ganz GROSS?
Über 100 000 Bürgerinnen und Bürgern haben eine solchen Wunsch bereits unterzeichnet, der auch eine längere gemeinsame Schulzeit fordert. Und auch Grundschul-Pädagogen meinen, dass Zehnjährige nicht sortiert werden sollten.
Politische Konsequenzen blieben bislang aber aus. Im quartalen Wechsel wird so manche „unpädagogische Reform“ als Sau durchs Dorf getrieben…
Mit Blick auf Ferien fordern Pädagogen weiterhin, dass Kinder abschalten können und eine Auszeit nutzen. Gesundheit und seelisches Befinden eines Kindes sind wichtiger als Noten oder Punkte.
Nachhilfe bringt Umsatz und Rendite
Und schon treten ganz andere auf den Plan. Denn die fragen: Ist das sinnvoll?
Endlich Ferien. In Urlaub fahren, Freunde treffen, lange ausschlafen, schwimmen, Rad fahren, shoppen, am Computer spielen oder einfach nur gammeln…?? Wünsche für die Ferien und Hauptsache keine Schule und nix lernen.
Wäre ein Lernprogramm in den Ferien nicht viel besser, damit der Start in das neue Schuljahr klappt? Ein klares „Ja“ kommt vom Bundesverband der Nachhilfe- und Nachmittagsschulen (VNN e.V.), den zum Ende der Ferien könnten Wiederholungen erfolgen, damit nicht alles Gelernte vergessen wird. Geht es doch demnächst weiter im Stoff und Wissen sollte abrufbar sein. Dann startet der Schüler mit weniger Druck und mehr Spaß und Erfolg in der Schule…..
Toll, denn darauf warten alle Lehrer….
Und schon sind wir wieder beim Anfang des Disputs…
Anette meint
Ich kann nur von Glück reden, dass ich nie getriezt wurde in den Ferien zu lernen – und das obwohl ich mein Abitur wirklich nur mit Hängen und Würgen bestanden habe (so wie jedes Jahr davor auch).
Ich finde es furchtbar, was zur Zeit los ist – allein Nachhilfe scheint ja schon absolute Normalität zu sein – zu meiner Schulzeit war es quasi schon peinlich, Nachhilfe zu bekommen…ganz zu schweigen von der ‚großen Lust‘, die natürlich alle hatten, auch nach den Schulstunden weiter zu lernen.
Diese „Angst“ der Eltern ist aber auch schon irgendwie verständlich – selbst mit Abitur sind die Berufssaussichten gar nicht mal so rosig….wobei ich allerdings auch zugeben muss, dass jeder der halbwegs Grips hat, die Schule auch mit wirklich wenig lernen bestehen kann (auch das Abitur),denn schwer ist das wirklich nicht.
Dennoch würde ich meinen Kindern sowas niemals antun – ich kann mich noch wage daran errinern, dass die letzte Ferienwoche sowieso immer furchtbar war – das kann man doch nicht noch schlimmer machen, indem man dann das Kind noch zum lernen zwingt.
Grüße
Anette