„Die“ Wissenschaft sei sich einig: die Spekulation mit Nahrungsmitteln habe „keine negativen Auswirkungen“ auf den Preis von Grundnahrungsmitteln. Ganz im Gegenteil. Sie habe sogar „mit Sicherheit positive Auswirkungen“. Wer dies kritisiere, so wie foodwatch und viele Verbraucher, der löse „Fehlalarm“ aus..
Wer dies so äußert, kann durchaus eine Professur haben. So wie Wittenberger Ethiker Ingo Pies, der seine Position seit Monaten unermüdlich in Kommentaren und Interviews verbreitet. Das nun greift die Deutsche Bank dankbar auf.
Während die meisten Banken in Deutschland längst aus dem Investment in umstrittenen Spekulationsgeschäft ausgestiegen sind, hält das Geldhaus daran fest und rechtfertigt sein Handeln mit eben diesen Argumenten. Hier nun gilt nicht „drei Juristen – vier Meinungen“, sondern wohl eher, dass eben die wahre Wissenschaft zu anderen Ergebnissen kommt.
Wer wie der Bremer Volkswirt Hans-Heinrich Bass die Quellen des Wittenbergers analysiert, dem muss auffallen, dass die Spekulations-Befürworter sich nicht auf einen wissenschaftlichen Konsens über die Unschädlichkeit des „Zockens“ mit Lebensmitteln berufen können.
Für foodwatch und seine Aktivisten genug Antrieb, mit einer neuerlichen E-Mail-Aktion die Deutsche Bank aufzufordern, endlich aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln auszusteigen.
Unkenntnis kann der Deutschen Bank nämlich nicht vorgeworfen werden. Agrarspekulation führen nun mal zu steigenden Lebensmittelpreisen und dadurch Hungerkrisen in armen Ländern.
So werden Warnungen eigener Berater bei der Deutschen Bank noch ignoriert, weil äußerst fragwürdigen Aussagen des Forscherteams Ingo Pies / Thomas Glauben aus Halle/Wittenberge mehr zählen.
Doch muss allen klar sein: von 36 Studien weltweit stützen lediglich fünf die These, dass Finanzspekulation nicht schädlich seien. Dabei stammen vier dieser fünf Studien von ein und derselben Forschergruppe aus den USA, und deren Hauptautor musste wohl gerade erst zugeben, dass er als Berater einem Agrarfonds-Anbieter zu Diensten war.
Bleibt die Deutsche Bank stur, macht sie sich mitverantwortlich für den Tod von Menschen.
Das will die Aktion vermeiden helfen….
Sehr geehrter Herr Jain, sehr geehrter Herr Fitschen,
etwa eine Milliarde Menschen auf der Welt hungern und sind unterernährt. Allein im Jahr 2010 stiegen die Nahrungsmittelpreise um ein Drittel und mehr als 40 Millionen Menschen wurden dadurch zusätzlich in absolute Armut gestürzt.
Die Investmentbanken sind mitverantwortlich für diese Preissprünge. Sie lenken Anlegerkapital, das mit dem eigentlichen Handel von Rohstoffen wie Soja, Weizen oder Mais nichts zu tun hat, in die Warenterminmärkte. Dadurch können Spekulationsblasen entstehen, die letztlich zu verteuerten Lebensmitteln führen.
Banken und ihre Lobbyvertretung, der Weltbankenverband IIF argumentieren, es fehle der eindeutige Beweis, dass diese Art der Spekulation die Lebensmittelpreise tatsächlich nach oben treibe und Hungersnöte verursachen könne. Es bestünde daher kein Handlungsbedarf bis Kritiker die Schädlichkeit dieser Kapitalanlagen konkret nachweisen.
Diese Auffassung ist zynisch!
Nicht die Hungernden müssen die Schädlichkeit eindeutig belegen, sondern die Banken die Unschädlichkeit der Spekulation. Solange dieser Beleg nicht erbracht ist, müssen die Spekulationsgeschäfte gestoppt werden. […]Sie als Vorsitzende einer der größten Investmentbanken der Welt tragen eine besondere Verantwortung. Die un-moralischen Agrar-Spekulationen müssen beendet werden.
Bereits mehr als 63.000 Menschen haben an Ihren Vorgänger, Herrn Dr. Josef Ackermann, geschrieben und ihn aufgefordert, aus den Spekulationsgeschäften auszusteigen. Herr Ackermann hat eine Prüfung der Geschäfte der Deutschen Bank zugesagt.Nehmen Sie den Protest zehntausender Verbraucher ernst! Andere Banken sind schon viel weiter als Ihr Haus und zeigen bereits, wie es gehen kann: Nicht lange Studien erstellen und die Entscheidung hinauszögern, sondern angesichts der zahlreichen Belege für die Schädlichkeit der Geschäfte aussteigen. Sofort.
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