Obligate Tests zu Beginn des Studiums fehlen
Nach 40 Jahren an der „Anstalt“ keinen Schaden an Leib und Seele?! Kein Burn-Out, keine gesundheitlichen Ausfälle mit Wochen in der Psycho-Somatischen?! Kein Disziplinar-Vergehen. Nichts! Dann waren die Physis und das Wesen des Lehrers wohl geeignet, sich vier Jahrzehnte als Berufspädagoge einzubringen.
Hat er das zuvor schon gewusst; gleich nah dem Studium der Volkswirtschaft?! Sicher nicht, denn Lehrer war nicht sein Berufsziel, sondern eben eine Alternative im Jahre 1973: öffentlicher Dienst, privat versichert mit Beihilfeanspruch, 12 Wochen Ferien und eine Pension mit schließlich 72 Prozent vom Endgehalt als Oberstudienrat.
Ginge es nach dem Passauer Pädagogik-Professor Norbert Seibert, hätte unser o. g.Lehrer vielleicht zu jenen weniger als zwei Dritteln der Absolventen eines Lehramtsstudiums gezählt, die nicht geeignet sind, Lehrer zu werden.
Doch einen Test, mit dem man schon zu Beginn des Studiums oder eben des Lehramtsstudiums heraus finden hätte können, ob einer/eine nach ein paar Seminaren und Prüfungen den späteren 40 Jahren Aktiv-Unterricht gewachsen sind, blieb meist aus.
Jetzt gibt es einen solchen Test, der mit acht Stunden länger dauert als ein Schultag.
Zum Inhalt gehört auch, sich gegen freche Rotz-Löffel zu behaupten, deren Verhalten zu analysieren und Erklärungen dafür zu finden. Wie die Teilnehmer dabei reagieren, wird auf mitgeschnitten und von Rektoren, Schulräten, Hochschul-Mitarbeitern und gewöhnlichen Schullehrern nach Kriterien wie Extraversion, Gewissenhaftigkeit und „starke Nerven“ bewertet.
Wer dabei zu wenig Punkte macht und den Test nicht besteht, dem zeigen die Juroren im Einzelgespräch Alternativen zum Lehrerberuf auf. Wer jedoch unbedingt möchte, studiert dann aber auch weiter auf Lehramt.
Dem Passauer Professor ist ein solch freiwilliger Test zu wenig. Alle künftigen, potenziellen Lehrer sollten sich obligat und auf diese Weise mit ihrer Eignung auseinander setzen.
Nur wer sein Bewerberprofil prüfen lasst, könne sein Selbstvertrauen stärken. Für den ungeeigneten Bewerber wäre folglich ein schnelles „Ende mit Schrecken“ besser als acht Semester und schließlich vier Jahrzehnte tägliches Leid…und womöglich Schüler-Phobie.
Für die Schüler wäre es besser, weil auch die unter schlechten Lehrern leiden und einen Gegenwehr kaum möglich wird, worauf man nur auf das nächste Schuljahr hoffen könne.
Erkrankt der Lehrer am Burn-Out-Syndrom kost‘ dies die öffentliche Hand 375.000 Euro; ein Seibert-Test nur 150.
Noch sind deutsche Kultusminister gegen Seiberts Test; auch Bayerns Ludwig Spänle. Der meint ein Bewerber könne sich ja die fehlenden Qualifikationen während seines Studiums zulegen.
Um Eigenschaften wie „starke Nerven“ zu „checken“, haben die Studenten wenig Gelegenheit.
In Bayern macht „Schulpädagogik“ bei Gymnasiallehrern grad mal 1/63 oder 1,59 Prozent der Abschlussnote aus.
Doch auch Lehrerverbände fordern eher eine Imagekampagne, die dazu beitragen soll, geeignete Bewerber möglichst nicht abzuschrecken, falls man damit nicht doch auch ungeeignete anlockt…
So manifestiert sich ein wichtiger Grund, warum eher ungeeignete Absolventen etwa 40 Prozent ausmachen. Für Seibert liegt dies in nicht beruflichen Motiven: Verbeamtung, viel Zeit für die eigene Familie, Hobbys und Reisen, falls man sich Zeit bei der Unterrichtsvor- und Nachbearbeitung anspart…
Und weil Schüler nach 12 oder 13 Jahren glauben, Schule zu kennen, nimmt man ein Studium auch schon mal in Verlegenheit auf, wenn der Abiturient nicht recht weiß, für „welches der nach der Bologna-Reform zahllos gewordenen Mini-Fächer er sich entscheiden soll“.
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