…und wasche sie öfters!! – Von der Not der Händehygiene
aktualisierte Fassung der iposs-Veröff. vom September 2010 und Mai 2014
„Reich mir die Hand, mein Leben, ….“. Das nun kann grad fürs Leben problematisch werden. Dann nämlich, wenn man sich stationär in einer deutschen Klinik weiß, wo ein Problem noch unzulänglich geklärt ist: das der Hände-Hygiene. Führend in der Theorie dazu ist das Deutsche Beratungszentrum für Hygiene in Freiburg, von wo auch längst die Nähe zur Praxis gesucht wird. Vor 145 Jahre war es Ignaz Philipp Semmelweis (1818 – 1865), der mangelnde Hygiene beim Umgang mit Patienten monierte und der als Vater der Händedesinfektion gilt.
Auch wenn heute keiner die Bedeutung der Händehygiene bei der Infektionskontrolle anzweifelt, wird Händedesinfektion nicht zu jedem erforderlichen Zeitpunkt richtig vorgenommen.
Von Mitarbeiter im Gesundheitswesen wird einer nötige Händedesinfektion jedoch nicht bei allen Situationen erkannt und praktiziert.
Gefahr an Klinke und Geländer
Zwar ist das Bewusstsein längst geschärft, auch durch die Schweizer Händehygienekampagne, die deutsche Kampagne „Aktion saubere Hände“ (2008) und die weltweite Initiative der WHO „Save lifes: Clean your hands“, doch werden die Inhalte der Kampagnen immer wieder aus den Augen verloren – auch an Schulen, wo Tausende Klinken und Geländer berühren und in Griff nehmen, und es dann mal wieder um die Schweinegrippe und die übrigen Impf-Mittel geht…,
Bedenkliche Todesfälle wegen mangelnder Krankenhaus-Hygiene und kritische Diskussion zeigen zwar immer mal wieder unerkannte Fehlerquellen auf, sie steigern aber auch die Motivation, ungenutzte Potentiale zu erkennen, die anhaltende Wirkung haben können.
Mehrfach täglich 30 Sekunden…
Wie aber geht das Pflegefachpersonal damit um, welche Problematik haben deren Wege zum Ort der Händedesinfektion? Hängt immer noch der Spender an Tür oder sind Kittelflaschen oder mobil einsetzbare Pump-Spenderflaschen an jedem Bett oder Arbeitsplatz effektiver Standard?
Problematisch ist auch, ob die Zeit von 30 Sekunden für jeden Vorgang der Desinfektion in der Arbeitszeit eingerechnet ist und dieser „Zwang“ den Personalschlüssel mit bestimmen kann.
Wer schließlich selbst Patient ist, der wird und kann auch Kontrolleur sein, wenn nur die Sensibilisierung der Bevölkerung voran gebracht wird.
Dabei achte der informierte Patient bei Klinik-Mitarbeitern und im gesamten öffentlichen Gesundheitsbereich auf Hände-Desinfektion und auch auf Versäumnisse.
Sind nun wegen der Klinik-Infektionen die jährlich bis zu 20.000 Todesfälle und bis zu 500.000 Infektionen vermeidbar, allein schon über die Händehygiene?
Mag es noch so banal klingen, Händehygiene in der medizinischen Fürsorgepflicht muss als Maßnahme verstanden werden, die mit Verantwortung gegen Patienten und Kollegen ganz bewusst zu erfolgen hat.
Infektionen vermeiden
Nimmt man als Faktum, dass jährlich 35 von 1000 Krankenhauspatienten oder insgesamt mehr als eine halbe Million eine Klinik-Infektion bekommen, ist allerdings auch zu bedenken, dass nur etwa ein Drittel dieser Infektionen exogen verursacht sind und durch externe Maßnahmen einer konsequenten Händehygiene zu vermeiden wären.
Weniger genau sind Angaben zu Todesfällen; wobei jede vermeidbare Infektion und insbesondere jeder Todesfall zu viel sind.
Ziel ist daher, die Händedesinfektion deutlich stärker in das Bewusstsein jedes Einzelnen zu rücken, gleich ob Patient oder Mitarbeiter. Dis zu unterlassen darf nicht weiter als bescheidene Nachlässigkeit geduldet werden, sondern muss als ein tatsächliches Fehlverhalten und auch sozial-gesellschaftlich als verwerflich gelten.
Fazit: Über die Hände können mit wenigen Ausnahmen fast alle Arten von Infektionen übertragen werden. Die Kontaktübertragung stellt mit Abstand den bedeutsamsten Übertragungsweg dar. Neben der typischen Hautflora können alle anderen Keime, Bakterien, Viren, Sporen, über die Hand weiter gegeben werden. Dies auch mit dem Erreger des einfachen Schnupfens oder auch den Bakterium für Magen-Darm-Infekte bis hin zu multi-resistenten Keimen.
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