„Wer hat uns das Käffchen nachgemacht?“ oder „Wenn wir hier schon nicht gewinnen, treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt!“ – An diesen Fußballer-Spruch erinnern die aktuellen Nestlé-Schlagzeilen. Im Kampf um Marktanteile im lukrativen Geschäft mit noch immer viel zu teuren Kaffeekapseln hat sich der Konzern für sein als „Club organisiertes Nobelsystem“ Nespresso etwas einfallen lassen.
Bei den neuesten Maschinen wurde der Anstech-Mechanismus offenbar so verändert, dass zahlreiche Kapsel-Fakes wie die von Lidl oder Senseo nicht mehr durchpresst werden.
Im schlimmsten Fall können sie sogar die Maschinen kaputt machen, wie Recherchen der Schweizer Zeitung „Sonntags Blick“ gezeigt haben sollen.
Die „Rache“ am Plagiat ist nachvollziehbar: Nespresso will seine Marke und Einnahmen schützen, was den Marktführer dennoch irgendwie zum Un-Sympath macht… Die neueste Generation der Modelle U, Pixie und Inissia arbeitet so, dass viele Kapseln der Konkurrenz keinen ordentlichen Durchfluss mehr garantieren.
Der Sonntagsableger des Schweizer Boulevardblattes „Blick“ hat das Modell Inissia getestet, das kürzlich in Italien beworben wurde und im Frühjahr 2014 auch auf den Schweizer Markt kommen soll.
Das technische Faktum: Die Nadel ist so fein, dass sie die dünne Alu-Haut der Original-Nespresso-Kapseln präzise durchsticht, an den Kunststoff-Kapseln der Konkurrenz aber scheitert.
Im Extremfall würde die Kapsel nur zerquetscht statt angestochen, das Ergebnis ist eine wässrige Brühe und im schlimmsten Fall ein Abstumpfen der Nadel.
Nespresso bestätigte der Zeitung auf Anfrage, dass seit Juli bei manchen Maschinen neue „Injektoren“ im Einsatz seien. Noch wird die Inissia-Serie in Deutschland nicht offeriert.
Inwiefern bereits aktuelle, in Deutschland erhältliche Maschinen der U- und Pixie-Serie mit dem neuen Mechanismus versehen sind, ist nicht bekannt. Nespresso Deutschland war für eine Stellungnahme noch nicht erreichbar.
Nestlé setzt sich damit gegen die zunehmenden Konkurrenten zur Wehr, die ihre Kapseln offensiv als Nespresso-Maschinen geeignet anpreisen. Nach einem entsprechenden Gerichtsurteil im Frühjahr lancierten erstmals auch Markenhersteller wie Senseo und Mondelez Nespresso-kompatible Kapseln.
Beide begleiten die Markteinführung mit reichlich Werbepower. Nespresso hatte seinerseits den Werbeetat kräftig angehoben, wie die Nielsen-Zahlen zeigen.
Mondelez kündigte gegenüber dem „Sonntags Blick“ an, der Thematik intensiv nachzugehen. Das Thema dürfte nicht nur bei der Konkurrenz, sondern auch beim Handel für Verstimmungen sorgen. Viele Händler listen die Marken-Alternativen bereits.
Spannend ist auch, wie sensibel Nespresso-Kunden auf den Vorstoß reagieren.
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