Von Weihnachts- und anderen Reden: 10 Tipps für 20 Minuten
„Man darf über alles reden, nur nicht über 20 Minuten!“, weiß der gelangweilte Zuhörer und erlebt oft Festreden, die so recht geeignet sind, die Jubiläums-Fete, die Weihnachtsfeier oder den Neujahrsempfang nur wenig kurzweilig zu machen. Wer es dennoch wagt, dem seien 10 Tipps angeraten, wie er als Redner das Publikum hoffentlich begeistert.
Zeitungsleute wissen es längst: auf die erste Neugier, wer und was da wohl kommt, erlahmt oft schon nach weniger als fünf Minuten das Interesse der Zuhörer. Erste Gedanken gehören dann schon dem anschließenden Essen oder dem Buffet.
Schade nur, dass zwar die Zuhörer auf den Chef, die Schulleiterin, den Vorstand oder gar den CEO, den Verbandsvorsitzenden, achten, er aber nicht auf sie. Der nämlich merkt kaum, dass es langatmig wird, falls der Redner oder die Rednerin gar ganze Textteile oder gar schnöde Zahlen und Daten aus den Vorjahren nennt.
Wie viel leichter müsste es doch gelingen, wenn der Vortragende sein Publikum begeistert.
Tipp 1: Man bleibe auf jeden Fall „authentisch“, was für den Erfolg einer Rede auch davon abhängt, ob der Redner Sympathie gewinnt. Die nun hängt nicht unwesentlich auch vom Erscheinungsbild desjenigen ab, was durchaus auch von der Krawatte beeinflusst sein kann, die die wenig stilsichere Gattin dem Redner extra gekauft hat.
Tipp 2: Aufbau und dramaturgische Gestaltung, also die gelungene Rhetorik, sind wichtiger als der Inhalt. Das mag überraschen, ist aber so. Sympathie lässt sich gewinnen, in dem die Rede zur Person passt. Wer Humor einfließen lässt oder gar witzig sein will, dem darf man nicht zuvor nachgesagt haben, er gehe sonst zum Lachen in den Keller. Neudeutsch ist das die „Performance“ mit er ein Akteur auf der Bühne oder eben am Rednerpult wirkt.
Tipp 3: Kommunikation läuft ab zwischen Sender und Empfänger(n). Wer reden will sollte überlegen, vor wem er spricht, weshalb die Beziehung zu den Gästen und Zuhörern wichtig ist. Wie gut kennt man sich oder eben ihn, oder ist das eine jährlich wiederkehrende Begegnung?
Auf welch Weise gehört man zusammen? Lassen sich gemeinsame Erfahrungen benennen, auf die der Redner sich beziehen kann. Ist dies nicht gegeben, muss man auf andere Weise „die Ohr finden“.
Tipp 4: Wer Blickkontakt vermeidet oder eben nicht nutzt, kann kein guter Redner sein. Also: Augen auf und so frei wie möglich sprechen. Vermeidbar ist ein sich wiederholendes „Meine sehr verehrten Damen und Herren“ durch die rhetorische Fragen:: „Kennen Sie folgende Situation, …“ oder „Geht es auch Ihnen so, dass …“. Betont man dazu die Erfahrungswelt der Zuhörer und gibt Humor und Selbstironie dazu, stimmt die Performance auf jeden Fall.
Tipp 5: In den einst gelben (!!) Telefonzellen hieß es: „Fasse ich kurz!“. Nicht dass in jedem Fall in der Kürze die Würze liegt, gilt eines jedoch als sicher: Kurz, knapp und präzise macht aufmerksam.
Wer länger als zehn oder gar fünfzehn Minuten „quatscht“, toppt selbst die TV-Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin. Man setze also drei Impulse: Die Lage ist sicher; die Zukunft günstig und der Erfolg ist das Ergebnis aus dem Einsatz aller.
Tipp 6: Wer die Gedanken für seine Rede plant, der behält auch den Inhalte im Blick: Bevor es zuviel wird, streichen, streichen, streichen!
Tipp 7: „Ging es nicht jedem von uns schon mal so….?“ – das heißt, man(n) steige pointiert ein, setze temperamentvoll fort und ende feurig. Somit sind Einstieg und Schluss der Rede markant zu setzen. Ob Anekdote oder Zitat – beides betont die Dramaturgie. Gestik, Mimik und Stimme bedeuten dem Zuhörer, dass da noch was kommt, und zwar so, dass es im Gedächtnis bleibt.
Tipp 8: Man oder frau formuliere kurze, knackige Sätze. Wer sich und seine Sätze verschachtelt, wird unverständlich. Nur wer darin geübt sein sollte, verläuft sich nicht. Deshalb: Nur nicht nervös werden und dem Publikum keine Chance auf den nächsten Versprecher geben.
Tipp 9: Außer Umleitung gibt es wenige Begriffe, die ebenfalls auf -ung enden müssen. Also nicht Planung, nicht Durchführung und auch nicht Beeinträchtigung, weil das eben beeinträchtigt, und zwar die Rede.
Tipp 10: Um sicher zu ein, ist die Rede zu üben. Nur wenige Lehrer sind in der Lage, ihre Routine auch in freier Rede spielen zu lassen.
Wenn beim Üben sämtliche Passagen stimmen, dann stimmt bald auch die Länge der Rede und man merkt, wann es Zeit ist fürs Buffet.
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