Kann nationale Strategie gesellschaftliches Engagement stärken?
„Viel führt man auf dem Wagen mit…“ wussten als Sinnspruch die Altvorderen. Was aber sind viele, wenn es darum geht, die Personen und Unternehmen zu benennen, die sich aktuell für die Gesellschaft einsetzen. Sind das tatsächlich zählbar diejenigen, die als der „lebendige Beweis“ dafür gelten, dass es sich lohnt, hier und heute mehr zu investieren, um die Zukunft lebenswert zu gestalten. Für wen aber lohnt sich eine altruistische Haltung. Fürs Rote Kreuz bei den regelmäßigen Blutspende-Aktion. Gut. Fürs Palliativ-Zentrum, wenn sich dort Angehörige engagieren. Auch gut. Für den Bürgertreff, wenn deren Gründer ansonsten vereinsamen würden…Oder eben doch für die zahlreichen Sportvereine, deren Jugendbetreuer ihr Herzblut einsetzen.
Wenn das meiste an ehernamtlichen Engagement schon läuft, dann springt ganz gern auch die Politik auf den Zug auf: Das bürgerschaftliche und unternehmerische Engagement zum Wohle aller will die Bundesregierung mit der Nationalen Engagementstrategie und dem Aktionsplan CSR entscheidend stärken, so die jüngste ministeriale Äußerung.
Dass aber jetzt erst der „Grundstein“ fürs soziale Engagement gelegt werde, weil eine „Nationale Engagementstrategie“ der Bundesregierung angeschoben wurde, damit sich zwischen Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft eine „besser aufeinander abgestimmte Engagementförderung in Deutschland“ ergeben möge, ist schon sehr selbstherrlich.
Einsatz und Kreativität
Klar braucht eine Gesellschaft das Engagement ehrenamtlich tätiger Bürger, weil die sich freiwillig engagieren und mit „ihrem Einsatz, mit ihrer Kreativität und Eigeninitiative zum Fortschritt und Zusammenhalt in unserer Gesellschaft“ beitragen. Doch dazu hat es doch nicht erst der jungen Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Kristina Schröder, bedurft.
Denn längst ist klar, dass freie soziale Arbeit Solidarität stiftet, weil der Staat vieles nicht organisieren könnte. Deshalb bietet sich oft nur Anerkennung, weil finanzielle Unterstützung in falsche Kanäle und Projekte fließt.
Da legt man statt dessen eine Nationale Engagementstrategie vor, mit der es zu schafen sei, so die Plattitüde, „dass in Zukunft alle Akteure und Unterstützer an einem Strang ziehen.“
Bürgerschaftliches Engagement längst gegeben
Doch die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements war schon zuvor gegeben: 36 von 100 Bürgern über 14 Jahre oder 23 Millionen setzen sich mit 10 Prozent für Sport und Bewegung ein, 6,9 für Kindergarten und Schule und ebenso viele für Kirche und Religion.
Da kommt die ministerielle Betrachtung wie „die alte Fasnacht“: „Der freiwillige Einsatz der Bürgerinnen und Bürger ist eine tragende Säule des freiheitlichen und demokratischen Gemeinwesens und wird in Zukunft immer wichtiger werden“. Gut, und weiter…? Neue, innovative Lösungen sind für die Herausforderungen zu finden, mit denen wir zunehmend konfrontiert sind. Noch besser!
Zauberwort CSR
Was aber darf erwartet werden, wenn die Bundesregierung dafür geeignete Foren des Austauschs fördern und Anlaufstellen für soziale Innovationen eingerichtet werden sollen? Das Zauberwort heißt Corporate Social Responsibility (CSR)
Mit der CSR, der nationalen Engagementstrategie, verfolgt die Bundesregierung vier strategische Ziele:
* engagement-politische Vorhaben von Bundesregierung, Ländern und Kommunen besser abzustimmen;
* Stiftungen und bürgerschaftliche Engagements von Wirtschaftsunternehmen besser einzubinden;
* die Leistungen von freiwillig Engagierten in höherem Maße anzuerkennen und Wert zu schätzen und
* bessere Rahmenbedingungen für das freiwillige Engagement zu schaffen.
Grund: In einer vernetzten Welt des 21. Jahrhunderts können es sich Unternehmen nicht mehr leisten, auf rein kurzfristige Ziele zu setzen. Kunden und Investoren achten immer stärker auch auf soziale und ökologische Belange.
Vorgesehen ist deshalb auch ein breit angelegtes Internetportal, wo sich Verbraucher über ökologisches und soziales Engagement von Unternehmen oder Lieferketten von Produkten informieren können.
Na, dann… Abwarten und Tee trinken! Gute Vorsätze für 2011 sind das allemal.
Weitere Informationen unter www.bmas.de oder ww.csr-in-deutschland.de
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