Von den Knien bis zu den Zähnen – fast eine Million Menschen jährlich erhalten eines oder mehrere Implantate. Mit 200.000 Stück werden Hüftgelenke am häufigsten eingesetzt. Für die Herstellerfirmen ein Markt, bei dem es um Milliarden geht, nicht immer begleitet von bester Leistung und Qualität.
Für Prothesen und die begleitend erforderlichen Operation bedeutet dies, dass beide Komponenten nicht immer auch dem Anspruch und der Erwartung der Patienten entsprechen. Zum Skandal kann es gar kommen, wenn nachlässige Ärzte und fehlende Sorgfalt in Krankenhäusern für Patienten zu deren dauerhaftem Nachteil werden.
Wer mit 39 Jahren trotz neuer Hüfte keine weiten Wege laufen kann, wem das Spiel mit den Kindern und auch der Sport versagt ist, weil tagtäglich das Gefühl da ist, da kann zu jeder Stunde was schief gehen, dem ist die Angst kaum zu nehmen. Dies nämlich dann, wenn ein künstliches Hüftgelenk wegen einer frühen Arthrose mit Schmerzen nur eine kurze Zeit Linderung bringt.
Zehn bis fünfzehn Jahre lang sollte die Prothese halten, doch nach ziemlich genau vier Jahren passierte, womit Ralf S. niemals gerechnet hatte. Beim Schuhe anziehen krachte s, er stürzte rücklings und sich nicht mehr bewegen bei höllischen Schmerzen.
Im Krankenhaus erfährt er, das sein künstliches Hüftgelenk gebrochen sei. Da musste „was faul sein“, etwas was normalerweise nicht vorkommt. Die Recherche im Netz ruft bald einen Anwalt für Medizinrecht auf den Plan.
Was kommt noch alles…?
Patienten mit ihrem Vorwurf des „Kunstfehlers“ sind nicht allein. Bei den Medizinrechtlern hört man weitere, ähnliche Geschichten.
Gibt es doch mehrere Hersteller, die fehlerhafte Produkte herstellen, bei denen es zu Brüchen kommt.
Aus einem einst „ersten Fall“ ist eine wahre Lawine geworden: 200 Fälle in einer Kanzlei… die Spitze des Eisberges? Und so sind auch die Namen der Hersteller, die pfuschen bekannt….(aus jurist. Gründen hier nicht benannt), die seit Jahren hohe Umsätze mit ihren Implantaten machen.
Immer mehr Patienten wenden sich an Fachanwälte, weil sie den Pfusch in ihrem Körper nicht hinnehmen wollen. Dabei geht es neben Hüftprothesen, auch um andere Implantate und um Herzschrittmacher, was tödliche Folgen haben kann.
Da bricht schon mal eine Knieprothese nach nur einem Jahr ; ein Brustimplantat reißt, Öl sickerte in den Körper und bedroht die Leber; ein Defibrillator in der Brust sendete unkontrolliert Stromstöße, wegen eines Wackelkontakts starb der Patient.
Gutachter gefordert
Wer gegen Hersteller klagen will, braucht unabhängiger Gutachter, die den gebrochenen Metallschaft des künstlichen Gelenks unter dem Mikroskop analysiert.
Eine Laser-Schrift am Implantat führte zu einer Schwachstelle, die den Riss ursächlich bestimmt.
So sind es wohl über Tausend Hüftprothesen im Jahr, die brechen, weil sie aus Titan oder einer Kobalt-Chrom-Molybdän-Legierung nicht geschmiedet, sondern in Formen gegossen sind.
Es mangelt an zwingenden Gesetzen
Bei niedrigen Kosten herzustellen, ist die eine Seite, die andere sind lasche Gesetze.
Sind bei der Zulassung von Arzneimitteln zahlreiche Studien und Tests vorzulegen, reicht bei Implantaten ein einziges, ein genanntes CE-Zertifikat.
Ein solches kann sich der Hersteller beim Institut seiner Wahl – auch im Ausland – „besorgen“. Keine Behörde kontrolliert, wie gut ein Implantat ist und wie lange es wohl hält. Die Voraussetzungen für Medizinprodukte sind nicht ausreichend, für Kenner „abenteuerlich“.
Wer schließlich erfährt – Schmerzensgeld ist bereits bezahlt -, dass ihm seine Prothese trotz vorheriger Rückrufaktion implantiert wurde, dem fehlt dann auch weiteres Vertrauen in Krankenhäuser und Ärzte. Der Rückruf – drei Jahre vor der OP – war auch beim zuständigen Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn als Meldung bekannt. Doch das Amt ist nicht zuständig.
So fordern Patienten und Anwälte seit Jahren strengere Gesetze. Zudem plädieren sie für ein öffentliches Register, in dem alle Brüche oder Rückrufe verzeichnet sein sollten. In Schweden soll ein solches Register bereits verhindert haben, dass die Rate an gebrochenen Implantaten im Jahr um 30 Prozent zurückging.
Skrupellose Hersteller, Krankenhäuser und Ärzte wurden durch Register auch über das Internet publik.
So beginnt der Markt, sich selbst zu regulieren. Noch werden Patienten in Deutschland mit dem Pfusch in ihrem Körper allein gelassen
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