Jammernde Lehrer als allgemeiner Vorwurf nicht haltbar! – Studie der Uni Saarland
„Ab ein Uhr lass die Arbeit ruh’n und widme dich dem Afternoon!“, soll sich so mancher Englischlehrer denken und sich auf die nachmittägliche Tennis- oder Golf-Partie freuen. Doch es gibt auch andere Vorurteile, die man dem Lehrerberuf anhängt. Dem allem entgegen haben Bildungsforscher der Universität des Saarlandes in einer repräsentativen Studie herausgefunden, dass Lehrer sehr zufrieden sind, auch wenn ihr Beruf dann doch deutlich belastend sein kann.
Die Studie „Belastet, aber hochzufrieden?“ nimmt damit Teile der in der Bildungsforschung verbreiteten Vorbehalte („Mythen“) raus, nach denen – meist nicht repräsentativ erhoben – Lehrer unzufrieden und hoch belastet seien.
Also: „Lehrer haben morgens recht und nachmittags frei!“– Schön! Doch damit können Lehrerinnen und Lehrer längst leben, hat man es doch allzu oft gehört. Und auch „die vielen Ferien“ – mehr als in allen alle anderen Berufen – regen keinen Lehrer mehr auf. Denn Lehrer arbeiten auch nachmittags und abends, was man nicht glauben mag, weil man es nicht weiß.
Deshalb nimmt sich der Lehrer selbst auch anders wahr: Er/ sie erlebt seinen/ihren Job als sehr belastend und wird mit zunehmendem Alter auch eher gestresst und er/sie scheint unzufriedener….
Eine Selbst-Einschätzung, die die Wissenschaftler Schult, Münzer-Schrobildgen und Sparfeldt nun doch korrigieren konnten.
Was bisher als Datum und Fakt zu Lehrer galt – unzufrieden und gestresst – , stammte überwiegend aus nicht-repräsentativen Umfragen.
Neue Daten aus dem aus dem Sozioökonomischen Panel (SOEP) von 2006 bis 2011 hatten nun für die saarländischen Bildungswissenschaftlern eine größere Aussagekraft als die bisherigen Studien.
Von 25.000 Personen des SOEP, das seit 1984 jährlich Leben und Beruf der Deutschen erhebt, wurden die Angaben von Lehrern, Ärzten, Ingenieuren, Erziehern, Pflegern und Mitarbeitern in der Verwaltung verglichen. Mit überraschendem Ergebnis:
Die Lehrer waren nicht weniger zufrieden mit ihrer Arbeit als die Vergleichsgruppen. Aber gut 59 Prozent der Lehrer beklagten einen hohen Zeitdruck und eine daraus resultierende Belastung. Damit liegen sie im Schnitt zwar hinter der Belastung von Pflegern, Ärzten und Ingenieuren, aber die Quote lässt dennoch auf einen hohen Druck schließen.
Dennoch sind sie sich bewusst, dass sich weitere Untersuchungen anschließen müssen. Denn auch wenn Lehrer im Mittel nicht belasteter und unzufriedener als viele andere Berufsgruppen sind, gibt es ganz sich – und nicht nur an Brennpunktschulen – auch stark belastete Lehrer. Diese sind präventiv und kurativ zu unterstützen…
R. A., 61, StDir und AL am berufl. Gymnasium
Gerade eben, es ist 22.30 Uhr, komm ich nach dem Lehrersport aus der „Kneipe“. So gesehen, geht ’s mir gut. Morgen früh habe ich aber das ein oder andere (voraussichtlich) unangenehme Schüler-Gespräch zum Ergebnis des Abi 2014. Na gut, das lässt sich nicht ändern. Noch gebe ich aber nicht klein bei! Ich habe schließlich seit 33 Jahren mit mehr (und manchmal weniger) Freuden an der „Anstalt“ unterrichtet. Insofern bin ich im Grunde ganz zufrieden. Und übrigens: in etwas mehr als zwei Jahren gehe ich voraussichtlich in den Ruhestand!
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