Des Mannes „zweites Herz“: Die Prostata –
Nachtrag zum Beitrag vom 1.5.2014 über Urologie & Mann
Lieber „author“
ich habe mir die besagte Reportage in der Wiederholung angesehen, um den blog-Kommentar besser zu verstehen. Um es vorweg zu nehmen: Ich fand den Film sehr gut. Er war objektiv, informativ, nicht reißerisch und in meinen Augen auch nicht tendenziös, durchaus aus dem Leben gegriffen.
Die Argumente der beiden betroffenen Männer und Frauen erschienen nicht gestellt und waren authentisch(dass die „Prostata dem Mann sein zweites Herz“ sein soll, habe ich allerdings zum ersten Mal gehört!).
Sehr gut n.m.A. kam die Problematik der Tumor-Ausdehnung und damit der lokalen Radikalität zur Sprache, ohne dabei den „DaVinci-Roboter“ als conditio qua non zu bewerben.
Dass die Übersicht über das nicht leicht einzusehende OP-Gebiet laparoskopisch durchaus besser ist als konventionell – und dies hat nicht mit dem DaVinci zu tun! – konnte man ebenso nachvollziehen. Der DaVinci hat andere Nachteile. Dass der Film dennoch auch ein gutes Werbemittel für die Homburger Klinik darstellt, sei erlaubt: Es war keine unlautere Werbung.
Der Umgang mit den zu erwartenden Nachteilen des Eingriffs war m. E. ebenfalls objektiv und für den Laien nachvollziehbar dargestellt: weder wurde das Problem Inkontinenz verharmlost noch das der Impotenz.
Beides gibt es – offensichtlich in unterschiedlicher Ausprägung und Dauer. Was mehr stört, ist sehr abhängig vom einzelnen Individuum.
Der eine mag trockene Unterhosen favorisieren, der andere die „Morgen- / Mittag – und möglichst auch noch die Abendlatte“, die, falls vorhanden, auch noch ein guter Schutz gegen Inkontinenz sein soll.
Auch die beiden Filmpaare hatten diesbezüglich unterschiedliche Interessen bzw. Schwerpunkte: ein Pärchen war dankbar über die noch vorhandene Libido, der Winzer hat sich stattdessen den Wein kaltgestellt… Oder war es umgekehrt?
Ob man mit dem Kommentar recht hat „…doch geht es wohl den wenigstens Männern über 60 um ihre Potenz, sondern eher und erstens um die Frage: auf Dauer inkontinent oder nicht…“, sei dahingestellt.
Nicht richtig ist die Bemerkung: „Hätten die beiden früher auf ihren PSA-Wert geachtet, der im Alter durchaus zunehmen darf, aber eben nicht exponential, dann lässt sich so manche OP weniger “schädlich” auch “von Hand” durch zertifizierte andere Operateure “erledigen”.
Ob die prophylaktische Bestimmung des PSA-Wertes wirklich sinnvoll ist, wird in der urologischen Literatur sehr kontrovers beurteilt (siehe Kommentar Stöckle im Blog).
So finde ich gar nicht, dass dies „ein überaus einseitiger Beitrag war, der Männer eher weiter verunsichert, als das er ihnen die Angst nimmt“.
Der Kommentar des Dr. L.,:“Leider diskutieren vor allem die großen (deutschen) Urologen stundenlang über erektionsprotektive Operationstechniken und vergessen dabei den Faktor Kontinenz. Man gewinnt den Eindruck: Am Thema vorbei…“, ist m.E. nicht ganz richtig, weil Kontinenz und Potenz unterschiedlich gewichtige Faktoren sind.
Der Faktor Kontinenz wird aber nicht vergessen. Vielleicht ist er weniger stark beeinflussbar als der Faktor Potenz.
Als vorbildlich muss dann aber das von ihm erwähnte Aufklärungsgespräch gelten, wenn das stattfindet. Und dennoch – ein solches Gespräch beunruhigt wohl und verunsichert zugleich…? Ich denke, das muss so sein.
Der Spiegel-Artikel ist tendenziös und überfordert den betroffenen Patienten. Hierzu muss man wissen, dass der Urologe Weißbach erst nach seiner Zeit als Chefarzt den Nutzen der Operation in Frage gestellt hat!
Seine Studie ist wissenschaftlich fragwürdig: 500 von 3000 Patienten wollten ihren Krebs beobachten, das sind 17 %. Bei 40 % wuchs der Krebs weiter (wen wundert ’s?), nun endlich ließen sich hiervon 25 % operieren, ganz sicher mit deutlich schlechterer Prognose, da der Tumor ja zwischenzeitlich ein höheres Stadium erreicht hatte. Wer will so was????
Der Niedrigrisiko-Charakter von Prostatakrebs sei noch nicht im Bewusstsein der Betroffenen angekommen, so Weißbach. Gott sei Dank, behaupte ich. Es gab schon mal einen Chirurgen, der hieß Hackethal, der behauptete, dass Prostata-Ca ein „Haustierkrebs“ im Gegensatz zum Raubtierkrebs sei. Jeder soll frei entscheiden, was er will, vorausgesetzt, er ist gut aufgeklärt!
Dass in Deutschland grundsätzlich ein starker finanzieller Anreiz für eine Operation besteht, ist unbestritten und hängt mit dem von der Politik eingeführten DRG-System zusammen. Mit Operationen „erdienen“ Kliniken mehrere tausend Euro pro Eingriff, das stimmt, aber sie kosten auch einiges und für manche geht die Rechnung nicht auf. Knapp 50 % machen Miese, ein Teil davon wird privatisiert und dann fordern die Aktieninhaber Rendite!!!
So, das war ’s wieder. Der author möge mich nicht überfordern, sonst höre ich womöglich zuhause, dass ich „blöd in die Tasten haue…“
Gruß
Prof. Dr. No
Name und Anschrift sind der Red. bekannt
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