Die politisch verantwortliche Welt und wohl auch die Mehrheit derer, die an einer ökologisch Zukunft interessiert sind, haben außer schonungslos schlechten Nachrichten nichts aus bisherigen Fehlern im Waldschutz und der Waldausbeutung gelernt.
Trotz zahlreicher Initiativen in Sachen „Bio-Diversität“ oder Tropenholz-Boykott verliert Südamerika weiterhin vier Millionen Hektar Wald pro Jahr und Afrika 3,4 Millionen Hektar. Warum die kontrollierenden Erfolge und die reduzierte Ausbeutung bisher ausblieben, hat inzwischen ein internationales Expertenteam in der bisher größten Studie zur Waldwirtschaft untersucht.
„Mit derzeitigen Maßnahmen lässt sich das Waldsterben nicht stoppen“, so Christoph Wildburger, einer von 60 Studienautoren, die sich mit der Politik heftige Diskussionen liefern wollen, wenn ihr Bericht im Rahmen des UN-Jahres der Wälder 2011 in New York präsentiert wird.
Gleicher Fehler wie früher
Wer es erfahren wollte, hat es mitbekommen: der Waldschutz ließ mit Erfolgsmeldungen aufhorchen. Im Rahmen der Klimakonferenz in Cancun einigten sich die Teilnehmer-Länder auf das Abkommen „REDD“ (Reducing Emissions from Deforestation and forest degradation). Danach ist vorgesehen, Zahlungen an Waldbewohner in Entwicklungsländern für erwiesene Umwelt-Leistungen zu leisten.
Doch wie bereits bei gescheiterten Waldschutz-Bemühungen tappt man mit der Version „REDD+“, die auch Waldmanagement und biologische Vielfalt berücksichtigt, in dieselbe Falle, so die Experten in ihrer Analyse.
Für die Studienautoren ist klar: „Waldschutz funktioniert erst dann, wenn die Verhandlungen alle Sektoren berücksichtigen – also auch die Nahrungsmittelproduktion oder die Energiewirtschaft, die um die Waldflächen konkurrieren“.
Stärker einzubinden als bisher sind die Waldbewohner mit ihren Bedürfnissen in deren Alltag, da es weiterhin zu sozialen Problemen kommt.
Die Version REDD+ gilt zwar nach Expertise als „verbessert“, doch sind auch die vorgesehenen Maßnahmen noch immer begleitet von der Annahme einer Kohlenstoff-Speicherfunktion des Waldes, die höher bewertet wird als dessen verbesserten Zustand oder die Existenzgrundlage seiner Bewohner.
Waldbewohner brauchen Mitsprache
Es sind leider „Akteure von außerhalb“, die bisher ihren Druck auf mäßigen Waldschutz ausüben, was dazu führt, dass unzählige Konventionen und sonstiger Bemühungen seit der UN-Konferenz in Rio 1992 scheiterten.
Die Wälder um den Amazonas-Zufluss Xingu, die derzeit akut vom geplanten Bau des Kraftwerks „Belo Monte“ bedroht sind, liefern den Beweis. Besser ginge es den Waldgebieten und dem Klima erst dann, wenn die Maßnahmen nicht mehr von oben nach unten aufgesetzt werden. Doch müssten internationale Regelungen mit lokalen und regionalen Maßnahmen verknüpft werden. Dazu aber sind Plattformen für alle Beteiligten zu schaffen, besonders für Anrainer, damit dies auch zu Wort kommen und bei Beschlüssen abstimmen dürfen.
Neue Ansätze von unten
Für Experten sind Wirtschaftsunionen erste Ansätze, wie etwa die der ASEAN-Staaten – viel versprechend. In Beschlüssen der Teilnehmer werden mehrere Ansprüche und Sektoren berücksichtigt, auch wenn nicht alle Akteure ausreichend zu Wort kommen. Gesetzt und gehofft wird jedoch mit den kleinen Initiativen, den Public-Private-Partnerships. Durch diese wird versucht, dass Nicht-Regierungs-Organisationen Staaten als Kooperationspartner gewinnen und dadurch möglichst viele Akteure eingebunden werden. Ein erster Erfolg gelang bereits im Kongobecken oder in Teilen Amazoniens.
Schreibe einen Kommentar