Noch sind wohl in Deutschland die Mountain-Biker die „gefährlichsten“ unter den Radlern. Vor allem auch deshalb, weil sie glauben, dass man sie von weitem schon heran zischen hört, man sie längst sehen müsste und man ihnen deshalb am besten aus dem Weg geht. Und erschrecken können sie einem auch noch, weil an solch einem Vehikel eine Fahrradklingel geradezu Sch…. aussieht.
Wie stressfrei sind dagegen Kopenhagen und Amsterdam, Europas Fahrradhauptstädte. Was jedoch dort geschieht, um dies in Zukunft zu bleiben, dürfte bald doch Stress machen. Um nämlich tägliche Fahrradstaus zu verhindern oder zu entzerren, wird in der dänischen Metropole eine der wichtigen Haupt-Zufahrtsstraße zur Fahrrad-Schnellstraße umgewidmet.
Damit setzt Kopenhagen konsequent auf das Fahrrad. Und so ist es dort so – und wohl mit viel Potential auch in Freiburg, der deutschen Fahrradhauptstadt -, dass es für alle sozialen Gruppen selbstverständlich ist, das Rad als wichtiges Verkehrsmittel zum weiteren Erfolg zu führen. Ein Anspruch, der von Studien und Projekten an der Fahrradakademie am Deutschen Institut für Urbanistik begleitet wird.
Freie Bahn ohne Autos
So gilt die Noerrebrogade in Kopenhagen längst als meistbefahrener Fahrrad-Stadtweg – 36.000 Radfahrer sind täglich auf der Hauptzufahrt-Straße unterwegs und das seit 2006 mit „grüner Welle“ bei Tempo 20.
Und weil das eben so ist, werden wegen dieser Vielzahl an Radlern die Fahrrad-Streifen auf vier Meter in beide Richtung erweitert. „Abgeknappst“ wird diese Fläche an den Fahrbahnen für den motorisierten Verkehr, und den künftig nur für Busse, weil Autos im Individualverkehr auf die parallelen Nebenstraßen umgeleitet werden.
Wenn von städtischer Seite für diejenigen, die bereits 55 von 100 Besorgungen oder Wegstercken mit dem Rad zurücklegen, der Service betrieben wird – wie Wartungsstationen für Luft im Reifen, Korrekturen an Kette und Gangschaltung oder einfach nur, um einen Schluck Wasser zu trinken -, dann hat man das Ziel der Verkehrspolitik, das Potenzial der Pendler aus den Vorstädten zu stützen, voll erkannt. Wenn heute zu 37 Prozent auf das Rad gestiegen wird, können es bis 2016 bereits 50 von 100 Personen sein.
Easy going – wie Zähne putzen
Damit eine Stadt aufs Rad steigt, braucht es nicht nur Infrastruktur, sondern auch eine gute PR. Die soll erreichen, dass man sich nicht als Radler outet, so wenig, wie man vom Zähneputzen schwärmt, sondern dass man auch den Trend zu den E-Bikes aufgreift, mit denen man auch locker zehn bis 15 Radkilometern zum Arbeitsplatz in Kauf nimmt.
Die Alternativen Fahrrad und öffentlicher Verkehr ergänzen sich somit sinnvoll und schließen nicht aus, wie sich andere Zielgruppen im Auto-Individualverkehr verhalten wollen. Auch wenn die Investitionen viel Steuermittel verschlingen, um den Anteil des öffentlichen Verkehrs zu erhöhen, wird die Effizienz bei niedrigem Ausgangsniveau im Radverkehr auch von Effektivität begleitet.
Wer sich nun mehr ums Rad kümmert, Greifswald, Münster, Freiburg, Bremen, Salzburg, Graz, Bern oder Basel, ist zunächst unerheblich. Wichtig ist, dass es zur Nachahmung beim Ausbau der Infrastruktur führt. Und da ziehen Frankfurt, Köln, Berlin, Karlsruhe und Kiel wohl engagiert mit.
Am Wohnort des Autors, dem badischen Teil der Doppelstadt Villingen-Schwenningen, überlegt man derweil, ob es gelingen könne, entlang von Einbahnstraßen einen Radwegstreifen in Gegenrichtung aufzumalen…Na, denn!
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