„Was hamer denn heut’…?, brummelt der Kommilitone unter seiner Bettdecke hervor und will von seinem WG-Mitbewohner eher klare ANtwort. “Heute ist Donnerstag!?“ – „ So genau wollte ich das gar nicht wissen. Es hätte gereicht: Sommer- oder Wintersemester.“
In 2013 haben sich erstmals mehr junge Menschen statt einer betrieblichen Ausbildung für ein Studium entschieden. Das könnte erneut dem Trend entsprechen, der sich längst abzeichnet und heftig diskutiert wird: Kommt tatsächlich eine Akademikerschwemme und betriebliche Fachkräfte sind kaum zu finden…? Hat sich der Arbeitsmarkts in diesem Sinne auch sozial-ökonomisch verändert?
Ob dies eine gute Entwicklung ist, kann zunächst mit der Forderungen der OECD nach einer höheren Akademikerquote beantwortet werden. Doch wird wohl übersehen, dass das nationale Ausbildungssystem ganz anders ist: nur Deutschland kennt die duale Berufsausbildung, den Techniker und den Meister, weshalb junge Menschen in anderen Ländern gleich an die Hochschulen gehen.
Wenn sich heute ein Hochschul-Trend zeigt, kann dies zwar eine „Akademisierungswelle“ sein, doch ergeben sich daraus meist nur “sogenannte Akademiker.“ Das nun liegt am ehesten daran, dass Hochschulen überaus schlecht ausgestattete Einrichtungen sind. Das gilt auch für den Personalschlüssel ‚Professoren – Studierende‘, der schlechter ist als der für ‚Lehrer – Schüler‘
Umzusteuen fällt jedoch schwer weil selbst an beruflichen Gymnasien eine wahre Berufsorientierung zur möglichen dualen Ausbildung eher dem Ziel des Akademiker Platz macht: mehr Mehr verdienen und höheres Ansehen!
Kürzester Studikerwitz:
“ Kommt ein G8-Abiturient mit Durchschnitt 3,8 an die Uni…“
Waren es in den 70er und 80er Jahren maximal 25 Prozent eines Jahrgangs, die Abitur machten – bei einem dreigliedrigen Schulsystem – ist heute „das Gymnasium die neue Hauptschule“.
Das gilt für die Breite nicht fürs Niveau, weshalb heute jeder zweite Schüler einen Hochschulzugang erreicht. Viele von denen wären jedoch für eine Berufsausbildung besser geeignet, weil sie auch besser betreut wären.
Trifft dadegen ein Schüler mit Abitur auf ein stark differenziertes Hochschulangebot, passt sein algemeines Wissens-Profil oft ganz und gar nicht auf das der Studieninhalte. Denn viele Inhalte sind oft detailliert auf bestimmte Jobs ausgerichtet. Weil es über Jahre dann aber manches Job-Profil nur noch verändert gibt, gilt ein breiter angelegtes Studium als sinnvoller. Eines, das Methodenwissen und Reflexionsfähigkeit vermittelt.
Doch leider gilt, dass auf ein früheres „Diplom-Prinzip“ Bachelor-Absolventen in den Master-Studiengängen zusammen kommen, wo zwar alle die erste akademische Hürde spezialisiert abgeschlossen haben. Und für den Master laviert sich in eine „heterogene Masse“ irgendwie durch…
Was aber gechieht derweil mit den Nicht-Akademikern, die im hohen Alter von 20 bis 30 noch ohne Berufsabschluss dastehen?
Diese „Verlierer der Zeit“ finden leider noch zu wenige Ausbildungsplätze, sind oft mangels LUst und wegen schwacher Hauptschulabschlüsse nicht zum Zug gekommen, haben aufgegeben und waren lange ungelernt oder angelernt tätig.
Für diese Menschen hat die Bundesagentur für Arbeit eine Chance aufgelegt, die da „Spätstarter“ genannt wird. Auch wenn der Begriff vielleicht sogar daneben ist, will man Lebensältere zu Facharbeitern ausbilden, was volkswirtschaftlich sinnvoll und nützich wäre.
Diese Personenngruppe, die mit Familie durchaus auch prekär lebt(e), ist zu fördern, wenn es noch mal heißt: drei Jahre Ausbildung. Wenn dies gelint, fließen auch wieder Beiträge und Steuern ins Sozialsystem.
Man muss also mutig sein, dies auch politisch zu erkennen.
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