…war wohl nur früher noch Fach gewesen…
Es wundert einen nicht, wenn so mancher Lehrer „eine schön gezirkelte Schreibschrift“ nicht mehr als zwingend wichtiges „Ideal“ anerkennt, weil dieser sich seine Handschrift nämlich schon in der eigenen Oberstufenzeit mangels Disziplin und fehlender Feinmotorik versaut hat. Und so sind dann einige LehrerInnen der Erstklässler und ABC-Schützen begeistert von der Idee, den Kindern nur noch eine Druck-Schrift beizubringen, die diese dann zu ihrer persönlichen Handschrift weiter entwickeln – ohne den Umweg über die Schreibschrift. Wenn dann auch noch ein „Grundschulverband“ fordert „Schluss mit der zweiten normierten Schrift“, gilt das fast schon als „abgesegnet“…
Und das soll für alle in Deutschland gelehrten Schreibschriften gelten: für die Lateinische Ausgangsschrift mit Aufstrichen, Unterstrichen und Schleifen und genauso für die vereinfachte Ausgangsschrift der alten Bundesländer oder ebenso für die Schulausgangsschrift, die vor allem in den neuen Bundesländern unterrichtet wird und wurde.
Wer jetzt ablehnend argumentiert, die Schreibschrift, sei überholt, weil man derzeit Lesen und Schreiben nicht mehr getrennt lehre und lerne, sondern man beides als Einheit sehe, soll eben Lesen und Schreiben mit Druckbuchstaben beginnen. Für den Grundschulverband resultiert daraus nur eine Frage: Sind zwei Schriften überhaupt noch sinnvoll?
Wie und ob, gut oder schlecht – eine normierte Schreibschrift gilt nun nicht nur dem Autor als Voraussetzung für eine ordentlich lesbare, flüssige, ausdrucksbetonte Handschrift. OB die nun tatsächlich entwickelt werden kann, wenn man zunächst Druckbuchstaben schreibt – wie auf sämtlichen Bildschirmen des täglichen Lebens, auf den Plakaten und in den Printmedien, gilt als überaus zweifelhaft.
Lehrer in den Oberstufen können ein Lied davon singen, wie miserabel geschrieben wird, wen es darum geht, Leistung aufs Papier zu bringen. Und das nun mal nicht nur im Aufsatz, nein, auch im Fach Betriebswirtschaftslehre.
„Ohne Schreibschrift geht es nicht“, so die Gegner, die aber auch zu den Lehrern und Wissenschaftler zählen. Denn nur, wer das „abc samt ABC“ mit seinen Aufstrichen und Schwüngen lernen durfte (oder auch musste), kann sich mit seiner Handschrift als Erwachsener mit individuell lesbarer Handschrift darstellen.
Wer schon vor 50 Jahren zur Schule ging, kann sich wohl kaum dran erinnern, dass gar „jeder Buchstabe sein Für und Wider“ gehabt haben soll. Ja, weshalb das denn? Was war, was ist hier schwierig einzugliedern? Ist und war es nicht eher leicht, zu schwingen und flüssig aneinander zu reihen??!!
Bewegungsproblem
Da darf der Psychologe für Erziehungswissenschaften stark betonen, dass wer schreiben will, Kenntnisse über die Sprache und das Sprachsymbolsystem brauche. Warum auch nicht?
Ist doch das Schreiben selbst ein motorischer Akt, wie Zähne putzen oder Haare kämmen oder mit Gabel und Messer zu essen.
Ob es aber nun egal ist, welche Buchstaben als Schrift man dafür zuerst lerne, macht das „Bewegungsproblem“ deutlich: Mit der Druckschrift wird Bewegungen immer unterbrochen; Schreibschrift schafft lockeren Übergang, kann Satzbau, Zeichensetzung und Ausdruck formen.
Dazu empfiehlt der Grundschulverband eine „erfundene Grundschrift“ mit Druckbuchstaben, wobei jeder kleine Buchstabe vorne und hinten eine kleine ‚Anschlussstelle‘ hat. Toll! Kann man dann doch an einem Häkchen oder einem kleinen Strich ganz einfach den nächsten Buchstaben reihen.
Ja, was war daran in 1950er-Jahren anderes… außer mit Tafel und Griffel…?
Ob das nun für Kinder was Besonders ist, Buchstaben nicht aneinander reihen zu müssen?
Erster Grundsatz: Schreibe mit Schwung, gut lesbar und mit gut leserlichen Buchstaben. Na, also! Geht doch, war doch auch schon so!
Schrift in Optimalform
Doch der Psychologe sieht darin einen Fehler. Denn sich Buchstaben-Kombinationen beizubringen, erlaubt, dass daraus eine Schreibschrift als feste Optimalform wird. Und weiter noch: Schreibschrift-Buchstaben sind besser in Bewegung anzupassen.
Ob spätere Lücken und Sprünge sich entwickeln, gilt im Schreib-Streit dafür, dass für seine Schrift zum Experten wird, dass sich Bewegung automatisiert hat.
Bleibt ein Punkt für Einigkeit zwischen Befürworter und Gegner der Schreibschrift:
Bewegungsabläufe müssen gelernt werden. Wer das „o“ im Uhrzeigersinn malt, wird kaum so flüssig schreiben, wie wenn ein anderer das „o“ gegen den Uhrzeigersinn schreibt. Weil das eben verkrampft macht.
Studien ergaben, es kommt beim Schreiben an auf: flüssig und schnell, Stift aufs Papier und wann; bewegen auf Papier und wie in der Luft und den Druck aufs Papier.
Trotz freier Vorgaben an schreibmotorische Bedürfnisse darf es nicht heißen: freier Lauf dem Stift, weil niemand eine gezirkelte Schreibschrift brauche.
Falsch! Denn alle Kinder sind beim Erlernen der Schrift anzuleiten und zu korrigieren, denn die richtige Form von Buchstaben ist keine Verhandlungssache. Und ganz nebenbei: ein Aufsatz in schöner Schrift hebt die Laune des Lehrers bei der Benotung, auch wenn Ästhetik Geschmackssache ist.
Fazit eines „Schönschreibers“
Die Schreibschrift darf ruhig Primärtugend bleiben gleichzusetzen mit Ordnung, Sauberkeit und Disziplin. Und auch ein Kinder darf erkennen, dass Schrift ein lebensbedeutsames Kommunikationsmittel ist. Auch wenn man – trotz SMS, E-Mail, PC und iphone kaum noch in Poesie-Alben schreibt…
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