Heim-Aufsichten verkennen zu gute Noten des MDK bei der Pflege
Man nennt es Fremd-Evaluation, wenn Externe sich in Schulen, Behörden oder in Alten- und Pflegeheimen einfinden, um diese Einrichtungen auf ihre Qualität und die Ergebnisse des alltäglichen Tuns prüfen. Dazu wurde in 2010 ein Benotungssystem auch für Pflegeheime und Pflegedienste eingeführt, das sich jedoch als zweifelhaft und hoch problematisch erweist.
Der Vorwurf von Kritikern: die von Mitarbeitern der Medizinischen Dienste der Krankenkassen MDK erteilten Noten – meist auch im Internet als Bewertung veröffentlicht – verschleiere die tatsächliche Versorgung der Pflegebedürftigen. Das nun lasse sich auch mit bundesweit erhobenen Zahlen belegen.
Dazu hat der Verband der Ersatzkassen VdEK ermittelt, dass zahlreiche Einrichtungen deutlich zu gute Gesamtnoten bekommen haben, obwohl bei den Ansprüchen an die eigentlichen Pflege oft auch Missstände nicht erkannt wurden oder eben nicht erkannt werden sollten.
Grund dafür ist auch, dass ein hübsches Zimmer genau so stark gwichtet wird die eigentlich maßgeblichen Kriterien wie Ernährung oder Trinken oder die vorbeigenden Maßnahmen , die das Wundliegen verhinden.
Inzwischen dürfte mehr als Hälfte aller Heime und Pflegedienste in Deutschland bewertet worden sein, wobei ambulante Dienste im Durchschnitt die Note 2,1 und die Heime im Durchschnitt die Note 1,9 erhielten.
Das allein reicht aber als Bewertungs-Maßstand nicht aus, weil eben allein pflegerische Leistungen nur mit 2,8 beziehungsweise 2,1 als deutlich schwächer Benotung erkannt wurden..
Dazu kritisiert die Deutsche Hospiz Stiftung, dass das Prüfsystem bei einem Aufwand von 100 Millionen Euro „Traumnoten wie am Fließband“ hervorbringe.
„Kuschel-Kriterien“ – wie zum Beispiel jahreszeitliche Dekorationen in den Foyers oder auf den Wohnbereichen oder die Tatsache zahlreich auftretender Kinderchöre und die vermeintlich gesellige Alltagsbetreuung – würden wohl schwere Pflegemängel verschleiern.
Solange die Problematik der Bewertung nicht näher geklärt sei, sieht auch der VdEk-Vorstand nur zufriedenstellende Ergebnisse. Deshalb gilt die Forderung, die Benotung zu präzisieren und die Risiko-Kriterien stärker zu berücksichtigen. Schon im Herbst 2011 könne eine erwünschte Reform durch sein.
In den Verhandlungen des Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen mit den Verbänden der Heimträger und ambulanten Pflegedienste ist jedoch für eine erwartete Nachbesserung bereits erkennbar, dass Anbieter sich eher dagegen sträuben, weil den Beteiligten klar ist, dass Abschläge bei den künftigen Bewertungen zu erwarten sein werden.
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