Moralphilosophisch lässt sich auch mit einem verfälschten Zitat aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an die Thessaloniker provozieren: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen, meint der Ur-Christ, der Apostel Paulus, in dem er die Gemeinde in der griechischen Stadt Thessaloniki zur Arbeit anhält. „Denn als wir bei euch waren, haben wir euch die Regel eingeprägt: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Wir hören aber, dass einige von euch ein unordentliches Leben führen und alles Mögliche treiben, nur nicht arbeiten.“
Während Paulus damit eher meinte, dass man selbst für sich sorgen möge und andern nicht zur Last fallen solle, man aber man die Kranken deshalb nicht vernachlässigen soll, hat Jahrhunderte später August Bebel, der Gründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) ideologisch zitiert: „Der Sozialismus stimmt mit der Bibel darin überein, wenn diese sagt: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“
Und auch Lenin samt der Autokraten Stalin und Hitler haben sich das Bibelwort bewusst falsch zu eigen gemacht: Wer nicht arbeitet, soll nicht essen. Und wer nicht um sein Leben kämpft, soll nicht auf dieser Erde leben. Nur dem Starken, dem Fleißigen und dem Mutigen gebührt ein Sitz hinieden.
Da liegt dann mehr Ironie drin, wenn es scherzhaft heißt: Wer nicht arbeitet, soll wenigstens gut essen“.
Für jeden Zehnten
In der weltweiten angeregten Diskussion um „Arbeit gegen Mindestlohn“ ist jetzt die Arbeiterschaft in Hongkong in die Schlagzeilen geraten: ein gesetzlicher Mindestlohn sei dort mit 28 Hongkong-Dollar pro Stunde festgelegt worden. Umgerechnet etwa 2,44 Euro, berichtet die BBC.
Für 270.000 Arbeiter mit einem bislang eher nur geringen Einkommen, sind das zugleich b für bessere Bedingungen, wenn auch nur jedem 10. Einwohner.
Das Gesetz gilt als Antwort auf die öffentliche Forderung nach einer „gerechteren Verteilung des Reichtums“. Nicht ohne Widerstand der Unternehmen: ein Mindestlohn erhöhe die Kosten, worauf kleine Unternehmen wohl die Beschäftigtenzahl reduzieren. Eine übliche Argumentation.
Abkehr vom freien Markt?
Mindestlöhne gelten dann auch als „Abkehr vom freien Markt“es, auch wenn, mit Ausnahme von Singapur, die meisten asiatischen Länder sich für einen gesetzlichen Mindestlohn entschieden haben oder dieser heiß diskutiert wird. Für Hongkong sind es zunächst die Straßenkehrer, die Angestellten in den Sicherheitsdiensten und die Beschäftigten der Gastronomie, die bessere bezahlt werden sollen.
Gefordert hatten die Gewerkschaften einen Mindestlohn von 33 Hongkong-Dollar, denn man befürchtet nach wie vor, dass die Erhöhung nicht reicht, um die steigenden Lebenserhaltung zu meistern.
So bleibt es beim Widerstand der Unternehmer mit Konflikten zwischen Arbeitern und ihren Firmen und begleitet von Entlassungen und neuen Arbeitsverträgen.
Für 300.000 Haushaltshilfen in Hongkong, meist philippinischer und indonesischer Herkunft, ist jedoch ein Mindestlohn noch längst kein Thema….
Das nun wird, kann und darf bezüglich weitere Mindestlöhne für deutsche Arbeitnehmer in den angelernten oder ungelernten Beschäftigungen durchaus zu Schlagzeilen werden, wohl auch über den Sozialpartner Gewerkschaften‘. Auch wenn dies auch hier zu erheblichem Widerstand und „chinesischen Argumenten“ der Arbeitgebervertreter führen dürfte…
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