Von schrägen Lehrern: Autoritär aber ohne Hausaufgaben
Noch immer glaubt man in den Gefilden der Stammtisch-Hoheit, dass Lehrer ihren Beruf vor allem wegen des Beamten-Status, wegen der Beihilfe und wegen der vielen Ferien ergreifen? Doch stellt sich die Frage, ob denn ein Abiturient als angehender Studiker aus der eigenen Schulzeit und kurz drauf in den ersten beiden Semestern erkennen kann, ob er zum Lehrer taugt und er tatsächlich gerne unterrichten wird…? Und wie wichtig ist es Eltern, wer wie und warum Kinder erzieht? Oder ist die Entscheidung, Lehrer werden zu wollen, nicht doch von Furcht vor dem Referendariat geprägt…?
Mit einem Anglistik-, Geographie- oder auch nach einem BWL-Studium wollen angeblich viele Lehrer werden, doch sind schließlich die Referendare auch zu beneiden? Sind sie nicht doch von Schulleitungen, Seminarleitern, Schülern und Eltern „indoktriniert“? Begleitet vom Vorurteil: „Ab Ein Uhr lass die Arbeit ruh’n und widme dich dem Afternoon!“
Auf ein „Abschiedsgespräch“ zweier Berufspädagogen zu des einen Pensionierung, meinte der vorerst Verbliebene: „Wir kommen längst nicht mehr an die Schüler ran!“ Er meinte damit jene, die mit 15, 16 an die beruflichen Gymnasien kommen, wo bislang der Status des beamteten Oberstudienrat mit A14 angestrebt war.
Referendare haben dagegen jedoch zunächst die Intention, ihr Studienfach zu unterrichten, als Kindern und Jugendlichen mit gekonnter Methodik etwas beizubringen. Haben sie doch weder praktische Erfahrung im pädagogischen Bereich, noch haben sie sich je gefragt: Liegt mir dieser Beruf überhaupt?
Denn plötzlich steht man(n)/frau vor einer Klasse und merkt, was es tatsächlich heißt, Lehrer zu sein, denn eine Gruppe von bis zu 30+ Schülern ist nicht nur zu bändigen, sondern man muss ihr auch etwas beibringen.
Aus Schilderungen weiß man, dass Referendare, die bereits mit 12 Jahren eine Turngruppe geleitet oder Jugendfreizeiten begleitet haben, sind besser sozialisiert und haben es deutlich leichter.
Skurrile Lehrersprüche: „Ich habe Tinnitus im Auge – ich sehe überall nur Pfeifen“
Ein Lehramts-Studium bereitet offensichtlich nicht zwingend auf die schulische Realität vor. Manche brechen ihr Referendariat ab, weil sie merken, dass der Beruf doch nichts für sie ist. Nach Jahren der Ausbildung ist das zwar bitter, doch sicher nicht allein die Schuld des Gescheiterten selbst.
Wie nämlich meistert man problematische Situationen im Klassenraum? Was an der Uni zu wenig thematisiert und geübt wird. Wie sonst kann es dazu kommen, dass junge Lehrer sich überrascht sehen, wenn Schüler nicht brav und wissbegierig, sondern borstig, aufsässig und desinteressiert sind?
Drohungen und Sanktionen bringen meist wenig, und das „echte Lehrerleben“ ist ganz anders: sozialer Lärm, Klassenarbeiten, Lehrplan einhalten, Konferenzen, Elterngespräche, digitales Klassenbuch.
Gibt es dann aber doch den Rat im Lehrerzimmer? Klar, die Unterstützung gibt es, doch auch die Tatsache: „Toll, jetzt habe ich wohl die Mittelstufen-Klasse bekommen, weil sich die gealterte Kollegen nicht mit den harten Brocken rumschlagen wollten!“ Doch Lehrer können sich weder ihre Verwandtschaft noch ihre Schüler aussuchen.
Gut, dass es nicht in allen Regionen der Republik immer auch Klassen im städtischen Problemviertel gibt, noch dazu mit hoher Zahl an Schülern mit Migrationshintergrund oder auch Wiederholern. Sind Schüler gar noch „körperlich überlegen“, sind Autoritätskonflikte programmiert.
Reibungsloses Lernen ist also kaum möglich, doch scheuen Referendare auch schwierige Schüler nicht. Wohl wissend, dass Lehrproben auch mal in „Problemklassen“ zu halten sind.
Wer sich als Referendar Druck aufbauen lässt, weil Seminarleiter schon mal loslassen, jede Stunde habe wie ein kleines Feuerwerk zu sein, der erkennt später doch: Es wird stets nur mit Wasser gekocht. Auch beim Seminarleiter. Da machen eher Persönlichkeit und Medieneinsatz den „souveränen Lehrer“ aus.
Spät kann der frühere Referendar auch entdecken, dass die „harten Hunde“ unter den Kollegen durchaus auch als Leitbild gelten können. Auch wenn deren Unterricht manchmal seltsam anmutet: wenig bis kein Widerspruch, klare Führung durch den Lehrer, Schülerinteressen werden nur bedingt zugelassen. Dafür oft aber keine Hausaufgaben in dissen Fach, weil auch Mathe und Franze beim Kollegen wichtig sind…
Diese Lehrer-Typen kommt dann doch auch bei Schülern gut an, was man dann bei der Abschluss-Fete hören kann: Der Lehmann – ein harter Knochen, doch hatte der das Gespür fürs Schülerleben – auch das der Mädchen. So hat Lehmann am meisten geholfen und dafür gesorgt hat, dass man am Ball blieb, sich konzentrierte und sich beteiligte.
Schräge Lehrer in der pädagogischen Debatte – durchaus bemerkenswert. Doch die Dinos sterben aus…
Rolf Achenbach meint
Lieber Autor,
Du sprichst wahre Punkte an.
Allerdings wusste ich (inzw. auch Dinosaurier) auch nicht,
ob ich für diesen Beruf geeignet bin oder nicht.
Nach 10 Semestern Studium und zwei Jahren Referendariat
wollte ich aber auch mal Geld verdienen, zumal meine Eltern,
die es nicht so dicke hatten, froh waren, dass ich einen Abschluss
hatte.
Was mir als Dino bei jungen Kollegen/Kolleginnen so auffällt,
ist, dass sie „zu wenig Kante zeigen“,
vor allem im Auftritt gegenüber Schülern.
Einige sind einfach etwas „profillos“,
denn man könnte sich ja unbeliebt machen.
Das trifft ja auch den Punkt, den Du schon ansprachst.
Grüße Ac
Gita Neb meint