Jeder VWL-Student weiß gleich im ersten Semester – seine Wissenschaft unterscheidet vier grundlegende Produktionsfaktoren „Arbeit, Kapital, Boden“ und das zugehörige Management. Er weiß aber auch bald, dass die Böden unseres Planeten in großer, ja in größter Gefahr sind. Und das nicht nur, weil es Forscher der Universität Sheffield in der Zeitschrift „Nature“ publizierten. Denn der Faktor ‚Boden‘ ist tatsächlich eine ‚endliche Ressource‘, die der Mensch zum Teil hundertmal schneller nutzt und abbaut, als dieser sich in seinem Wert nachbildet.
Es verschlechtert sich als Faktum, dass Nährstoffe nicht regenerieren können, dass Kohlenstoff aus der Atmosphäre gebunden werden, dass verschmutztes Wasser gefiltert wird oder auch dass die Artenvielfalt erhalten werden kann.
In Mitteleuropa wird der Verlust der Böden vor allem dort sichtbar, wo Regenwasser nicht in ausreichendem Maße in den Boden eindringen kann, sondern oberflächig in Kanälen abrinnt und Humus erodiert wird.
Eine solche „Degradierung“ hat viele Facetten, wie Erosion, industrielle Verschmutzung oder Versalzung. Regional wirkt dies sehr unterschiedlich, wie es auch auch die begleitenden Faktoren tun, die sich mit der Art der Landwirtschaft, der Art des Bodens, den angebauten Pflanzen oder der Topographie und dem allgemeinen Gelände ergeben.
Schuld bei der Landwirtschaft
Die industriellen Landwirtschaft muss sich durch mehrere Studien die Hauptschuld für den Qualitätsverlust der Böden anrechnen lassen. Und da ist tatsächlich auch das Pflügen maßgeblich, bei dem Erde aufgegraben und umgeschichtet wird. Gebundene Kohlenstoff in der Erde baut sich dadurch schneller ab; in hohem Maße ist die Bodenflora betroffen, wobei Filamente von Pilzen durchbrochen werden, deren Aufgabe es sein müsste, den Boden zusammenzuhalten.
Da auch pflanzliche Erntereste nicht vor Ort dem Boden verbleiben, wird durch landwirtschaftliche Nutzung mehr Kohlenstoff entnommen als nachproduziert.
Der Einsatz von Dünger kann ein solches Problem langfristig nicht lösen. Und so braucht auch die Phosphor-Gewinnung aus Mineralien viel Treibstoff, genau wie die Herstellung industriellen Stickstoffs extrem energieaufwändig ist.
Rettet die Böden!
Wenn Wohlfahrt und Wohlstand künftig nicht nur in den Industrie-Nationen weiter steigen, wird für 2030 geschätzt, dass der Bedarf an Nahrungsnachfrage um die Hälfte steigen wird und dass dieser Bedarf sich gar bis 2050 verdoppelt.
Wie sich eine begleitende, intensive Landwirtschaft auf die Qualität der Böden auswirkt, wissen jedoch auch die Agrar-Ökonomen noch kaum.
Und deshalb soll im Rahmen des EU-Forschungsprogramms „Soiltrec“ mit mehreren „Critical Zone Observatories“ diese Frage beantwortet werden. Das nun geschieht in Fuchsenbigl im Marchfeld bei Wien, am Schweizer Damma-Gletscher und auch im tschechischen Marienbad.
Denn die Böden zu retten, muss bald erfolgen, da auch der Klimawandel die Gegebenheiten stark beeinträchtigt.
Die Experten: „Das Zeitfenster für Gegenmaßnahmen ist nur noch zwanzig bis fünfzig Jahre geöffnet. Als ersten Schritt braucht man dann auch möglichst viele Daten für weitere Modellrechnungen.“
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