Bei Haaren, Augen, Ohren und Nase des Nachwuchses ist meist keine Frage nach der genetischen Herkunft. Die brisantere Frage bleibt: Ist auch Intelligenz vererbbar? Für die Antwort darauf empfiehlt der Kolumnist Harald Martenstein (Zeit online) das neueste Buch von Dieter E. Zimmer „Ist Intelligenz erblich?“
Nun gibt es eher keinen Intelligenzforscher, der nicht eine hohe Erblichkeit der Intelligenz als gegeben betrachtet. Wohl jedoch nur im Durchschnitt, denn das Individuum kann dann auch schon mal klüger oder auch weniger klug sein als seine Erzeuger.
Wie aber werden Oberstufenschüler dann doch noch klüger als ihre Eltern und Großeltern?
Wohl auch damit, dass an Gymnasien und deren Oberstufe statt Goethe hauptsächlich Brecht gelesen wird: Brecht sei „näher an der Lebenswirklichkeit der Schüler“…. Wo aber liegt diese?
Nach Harald Martenstein wohl am ehesten in der Nutzung des Computerspiels World of Warcraft oder in der Lektüre von „Die besten Flirt-Tipps für Jungs und Mädchen“. Womöglich wäre auch eine ‚Lesung‘ und Interpretation von Tattoos an Fußballers Armen und Beinen eine bildungsgerechte Sache.
Und so dachte wohl nicht nur Harald Martenstein, dass es bei „Bildung“ darum gehe, den Horizont der Schüler zu erweitern und nicht darum, ihren Horizont widerzuspiegeln. So wird wohl das Bildungssystem weiter ungerecht bleiben, weil die Elternhäuser beim Bildungserfolg eine große Rolle spielen. Denn des Professors Kind macht eher Abitur als das des einfachen Lohnempfängers.
Sind nun Profs und Docs dann doch ‚intelligenter‘ oder eben nur gebildeter als Arbeiter? Sozial und gesellschaftlich betrachtet nicht in jedem Fall. Doch statistisch und damit im Durchschnitt besteht wohl ein Zusammenhang zwischen einer berufsorientierten und der akademisch intellektuellen Karriere und der dazu notwendigen Intelligenz.
Falls Erfolg auch mit Intelligenz zusammenhängt und Intelligenz zum Teil erblich, dann kommt nicht nur für Harald Martenstein heraus, dass die Kinder der Erfolgreichen im Durchschnitt etwas besser abschneiden als die Kinder der weniger Erfolgreichen.
Förderung von Kindern bei ungleichem Start ist dann aber doch vom eigenen Wollen, von der Schule und von den Lehrern abhängig. Wie oft erinnert sich ein ehemaliger Mitschüler an die Formulierung: Thomas, du bist nun mal die Fünf…!?
Doch die Bildungsstatistik wird hoffentlich auch in Zukunft nicht der Sozialstruktur der Gesellschaft entsprechen, denn dann muss tatsächlich auch das Bildungssystem noch ungerechter werden. Was aber wird dann zur Lektüre der „Lebenswirklichkeit“ der Kinder und Jugendlichen.
Hoffentlich nicht irgendwann die Veröffentlichung der Dialoge aus „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ oder „Schwiegertochter gesucht…“
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