„Ich hab‘ gewusst, dass ihr schlecht seid! Euer Schnitt liegt mal wieder unter 5 Punkten…!“ – So manches mal verblüffte Oberstudienrat P. W. seine Kollegen, wenn er im Lehrerzimmer lamentierte und betonte, dass wohl nur er schlechte Schüler in seiner Elf habe…
Dabei war er unter den Guten nur einer der Besten, die sich ihrer pädagogischen Aufgabe widmeten. Und mit den Abiturschnitten seiner Klasse konnte er schließlich auch niemanden verblüffen. Andere Lehrer waren nachsichtiger, wussten aus ihrer eigenen Schulzeit, wie schwer es war, den Anschluss zu halten. Doch das war 1965 bis 1967.
Aber bedingte Milde in der Oberstufe kann sogar heute noch das Bild verbessern, denn der Lehrer sollte eben auch einer mit ‚feeling‘ sein.
Wie aber sind Noten im Schulalltag zu werten? Gäbe es in der selben Mathe-Arbeit zwei, drei Wochen noch einmal die wenigen Punkte…? Gibt es in Schleswig-Holstein zum Thema ‚Aussenfinanzierung‘ die gleiche Note wie im Musterländle…?
So sind Noten wohl kaum zuverlässige Maßstäbe für Schüler und Lehrer und deren Didaktik und Methode. Denn real gilt meist was anders.
Macht also dies anhaltende Diskussion über Sinn oder Unsinn von Schulnoten keinen Sinn mehr…? Sind sie doch zu subjektiv, kaum vergleichbar und ungerecht. Und so bilden eben Noten nicht nur die Kompetenz und das Wissen eines Schülers ab.
Denn Noten haben Schwächen, was über verschieden korrigierte Aufsätze auch zu ungleichen Noten führen kann, so eine Untersuchung aus den 60-ern mit 92 Lehrern und den Noten von 1 bis 4. Doch sind Noten in Mathe verlässlicher? Eine Studie aus den 70ern beweist: Nein! Von 24 Lehrern gaben nach acht Wochen nur acht dieselbe Note wie bei ihrer ersten Korrektur eben dieser Arbeiten.
Lehrer, wenn auch nicht alle, geben seit den 1990ern immer wieder zu, dass in ihre Schülerbewertung neben der Leistung auch einfließe, wie motiviert und engagiert der Schüler sich zeige, ob er lernfähig ist und eine positive Einstellung zu Schule und dem Lernen aufweise. Auch wer sich bemüht, kommt im Fortschritte mit besseren Noten weg.
Doch außer dem Wissen und Einsatz eines Schülers bestimmen noch weitere Faktoren die Benotung: längere Aufsätze etwa werden besser bewertet als kürzere; bei Rechtschreib- oder Grammatikfehler wird auch der Inhalt schlechter benotet. Und eine ordentliche Handschrift ist schließlich mehr als ein Ausdruck der Persönlichkeit…
Und auch die Tatsache, das dem Lehrer einzelne Schüler und eben auch Schülerinnen sympathischer sind, schafft Einfluss auf die Note. Oft des nachts, wenn der Lehrer unbesehen von der Nachbarschaft korrigiert, wo er doch mittags Tennis spielte, ist dann auch die Reihenfolge bedeutend, in der Arbeiten korrigiert werden…
Selbst bei Prüfungskommissionen mit Lehrern und Praktikern aus der Industrie zeigt sich bei IHK-Prüfungen wie aber auch im mündlichen Abitur auch, dass Schüler besser benotet werden, wenn sich zuvor ein schlechter Kandidat stellte. Schlechte Schüler werden gar noch schlechter bewertet, wenn sie nach guten drankommen…
Fair ist das Notensystem dann eher nicht. Die Beurteilung beweist sich statt dessen öfters auch willkürlich und bedingt vergleichbar. Je nach Schulart und Klasse, nach Fach sowie Stadt oder Land fallen Noten bei gleicher Leistung anders aus: der Mädchen Noten sind oft besser – in Sprachen wie in Mathematik.
Aus allen Betrachtungen stellen einige Bundesländer den Schulen bis zur 9. Klasse inzwischen frei, ob sie Noten geben wollen oder nicht.
Alternativ zu Noten gelten „schön klingende und gefällige Texte“, kritisiert Josef Kraus, der Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Doch leider seien diese oft nicht ehrlich und für Eltern und Schüler schwer verständlich, werde doch oft die Persönlichkeit eines Schülers mitbewertet.
So wird eben dann doch mancher Lernentwicklungsbericht statt eines Zeugnisses individuell mit den Schülern und Eltern besprochen und enthält natürlich nicht nur Positives, weil Schüler dies sonst gar nicht ernst nehmen würden: „Die Rechtschreibung liegt dir schon gut, aber die Groß- und Kleinschreibung musst du noch üben.“
Das ist doch: Toll! Grandios! Einfach prima! – Doch ist das eben auch die DREI.
Weil Schule die Aufgabe hat, auf das Leben vorzubereiten, ist Lehrerverbands-Präsident Kraus der Meinung, dass jungen Menschen Noten zuzumuten sind, denn auch in den Lehrjahren gibt ständig klare und eindeutige Rückmeldungen über ihre Leistungen und Verhalten.
Somit kann und darf die Schulnote als „eindeutige, gut zu verstehende Rückmeldungen zum Leistungsstand eines Schülers“ betrachtet werden., damit Jugendliche nicht in einem Elfenbeinturm aufwachsen, so Josef Kraus, Schulleiter an einem bayerischen Gymnasium.
Drum hier der Vorschlag für eine gerechte Bewertung: Lehrer sollten klare Kriterien mitteilen, nach denen bewertet wird, mittels Zensuren soll in der Klasse keine Rangreihe aufgestellt oder gar Einzelne abgewertet werden. Und alles in Verbindung mit Kommentaren.
Schreibe einen Kommentar