Hirnforscher warnen: Facebook und Twitter haben eine Generation von Selbst-Besessenen geschaffen, die nur zu kurzen Momenten der Aufmerksamkeit fähig sind und die wie Kleinkinder ständig Rückmeldung einfordern. Die mentale Gefahr dabei: Das Gehirn passt sich evolutionär an Veränderungen der Umgebung an – auch an Social Networks. Eine exzessive Internet-Nutzung schafft Grund zur Sorge, so die Experten.
Stunden und Tage fürs Posting
Was die Social Networks bereits „an seltsamen Blüten treiben“, gilt sozio-psychologisch schon als gefährlich und nicht nur als seltsam. Dazu zählen vor allem die vielen Twitter-Banalitäten. So interessiert niemanden, was man gerade gefrühstückt hat oder ob man gar erfolgreich Stuhlgang hatte. „Tweets“ dieser Art sind wie Äußerungen eines Kleinkindes, das um die Aufmerksamkeit der Mutter bangt: „Schau mal, was ich gerade mache!“
So ist man wissenschaftlich davon überzeugt, das als „Grundlage dieser Infantilisierung“ existenzielle Probleme der Nutzer gelten. Das ergibt dann bei den Kritikern deren sozio-kulturellen Twitter-Vorurteile.
Ebenso stellen sich manche Facebook-Nutzern dar, als wollten sie Mini-Celebritys (Berühmtheiten) werden, deren Alltag als beobachtenswert gilt und man diesen gar bewundern möge.
Und weil sich viele Jugendliche zunehmend darüber definieren, was andere über sie wissen und denken, geht die Fähigkeit zur Selbstreflexion dabei teilweise oder völlig verloren. Es zählt der besondere Momente mehr als die Emotionen, was dazu verleitet, dass sich das Individuum als Facebook-würdig sieht und es nur Dinge tut, die als vermeintlich gute Postings taugen.
Und die Birne…bald Plem-Plem??
Die Situation gilt inzwischen als bedenklich, weil sich bei einem Leben, das sich auf Klicks und digitale Kontakte ausrichtet, wie auch bei exzessivem Computer-Spielen, das Gehirn „neu verkabelt“.
So erfahren Jugendliche das Problem, beim Gespräch den Blickkontakt mit dem Gegenüber nicht halten zu können oder dessen Stimme und Körpersprache falsch zu deuten.
Weiß man doch längst, dass Autisten sich in der Bildschirmwelt viel glücklicher empfinden, weil kaum Empathie gefordert wird. Doch auch das Mitgefühl für andere sinkt. Soziale Kompetenz: Mangelhaft!
Aktuelle Studien in China erbrachten – wenn auch wohl nur mit 18 jugendlichen Probanden -, dass durch deren Internet-Sucht das Volumen der grauen Zellen in fünf Gehirnregionen abnahm. Dabei hängt das Maß der Veränderungen mit der Dauer der Sucht zusammen. Die Folge: radikaler Rückgang von Empathie unter Studenten seit 2000.
Was Paracelsus (1493–1541) nicht ahnte
Doch nicht das Social Web selbst ist das Problem, sondern dessen Nutzung, denn obwohl „Twitter“ gute und rasche Mobilisierung leistet, könnten Social Networks vielleicht doch den IQ steigern und beim Lernen helfen.
Dabei weiß jedoch jeder Pädagoge: allein nur Information ist nicht gleich Wissen und schneller Zugriff nicht gleich Verständnis, den Fakten müssen richtig zugeordnet und verbunden werden.
Also: Mäßigung ist das Gebot der Stunde, denn jedes Zuviel ist Gift, auch wenn Facebook Co. In unserem Jahrzehnt wesentlicher Begleiter des Kommunikations-Portfolios geworden sind.
Doch darf nicht vergessen werden: auf Austausch und persönliche Kontakte in der realen Erfahrungswelt darf nicht verzichtet werden.
Es ist alles Gift, es kommt immer auf die Menge an…
Paracelsus (1493–1541)
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