Es ist in den USA seit dem 3. Oktober 1789 unter der Regentschaft des damaligen Präsidenten der USA, George Washington Tradition, dass Thanksgiving ein Nationalfeiertag ist.
Hierzu treffen sich alle Familienmitglieder zu einem riesigen Essen. Ganz oben auf der Einkaufsliste für das stark kulinarisch geprägte Fest: Truthähne. Mal in pikant-süßer Cranberrysauce, gerne auch kredenzt mit Süßkartoffeln, Äpfeln, Nüssen, Gemüsen, Mais und Kürbisaufläufen, sofern davon noch etwas Tiefgekühltes aus Halloween übrig ist und eigens für den Feiertag aufgetaut wird.
Der sonst so eisige aktuelle Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, ansonsten im Gemüt kalt wie Alaskaeis, gibt sich an der Begehung von Thanksgiving ebenfalls sehr „aufgetaut“.
Er „begnadigt“ zwei Truthähne. Natürlich nicht in einer kleinen Kapelle des „tiefgläubigen“ Christen im Weißen Haus. Dazu hat er Publikum weltweit.
Süß, die Namen der zwei „Begnadigten“: „Marshmellow“ und „Yam“ heißen die glücklichen Gefiederten. Nachdem sie vor blitzenden Kameras der Journalisten demonstrativ vom Präsidenten geknuddelt und geherzt werden, bringt man sie in einen Streichelzoo Nähe Washington. Dort können sie sich dann auch von dem Liebesüberschwang eines Mannes erholen, der Blut an den Händen kleben hat.
Damit ist nicht die Tatsache gemeint, dass zu jedem Thanksgiving etwa 50 Millionen Truthähne aus Tradition das Leben lassen müssen.
Wir sollten nicht davon absehen, wie viel verbrannte Erde der Mann durch Hetze, Ignoranz und Kriege hinterlassen hat.
„Begnadigung“ ist nicht gerade der Begriff, mit dem George W. Bush in die Geschichte eingehen kann.
Denn in den meisten Staaten der USA werden Menschen per Gesetz exekutiert. Der widersinnige Begriff hierfür heißt „Todessstrafe“. Eine Strafe soll eine Bewusstseinänderung zu einer sozial erträglichen Haltung herbeiführen. Wenn ein Mensch tot ist, kann er keine Reue mehr zeigen.
Von der Logik zu den Fakten. Hierzu zunächst eine Statistik von Wikipedia über die Todesopfer dieser Exekutivpraktik:
Exekutionen in den USA seit 1976 |
||
Justiz | Exekutionen seit 1976 (12. Juli 2007)[1] |
Zum Tode Verurteilte (12. Juli 2007)[2] |
Texas | 382 | 908 |
Virginia | 98 | 20 |
Oklahoma | 84 | 89 |
Missouri | 66 | 50 |
Florida | 64 | 398 |
North Carolina | 43 | 184 |
Georgia | 39 | 107 |
South Carolina | 36 | 66 |
Alabama | 35 | 192 |
Louisiana | 27 | 88 |
Arkansas | 27 | 37 |
Ohio | 24 | 192 |
Arizona | 22 | 124 |
Indiana | 17 | 24 |
Delaware | 14 | 18 |
Kalifornien | 13 | 657 |
Illinois | 12 | 11 |
Nevada | 12 | 79 |
Mississippi | 8 | 66 |
Utah | 6 | 9 |
Maryland | 5 | 8 |
Washington | 4 | 9 |
Pennsylvania | 3 | 228 |
US-Bundesregierung | 3 | 44 |
Nebraska | 3 | 9 |
Montana | 3 | 2 |
Kentucky | 2 | 39 |
Oregon | 2 | 33 |
„Laut Meinungsumfragen des Gallup-Instituts bewegte sich die Zustimmungsrate der Bevölkerung zur Todesstrafe im Zeitraum 1985 bis 2007 zwischen 64 und 80 Prozent.
Zahlen von Amnesty International belegen, dass seit 1900 in den USA mindestens 450 Menschen zum Tode verurteilt worden sind, deren Unschuld später bewiesen wurde. Bei einigen wurde erst posthum die Unschuld festgestellt.
2008 wird der Oberste Gerichtshof anhand eines Verurteilten aus Kentucky grundsätzlich über die Zulässigkeit der Hinrichtung mittels tödlicher Injektion entscheiden. Dabei wird es wohl bis zu einer endgültigen Entscheidung de facto zu einem weiteren Moratorium der Todesstrafe kommen. 2007 stoppte das Gericht bereits mehrere Hinrichtungen, die mit der Giftspritze durchgeführt werden sollten, da sich herausstellte, dass die Methode möglicherweise doch extreme Schmerzen verursacht und damit als „grausame und ungewöhnliche“ Strafe verfassungswidrig ist. In 37 von 38 Bundesstaaten wird die Giftspritze als Haupthinrichtungsmethode eingesetzt. (Quellen: Wikipedia, news.ch, vegan.de)
Kommentar der Autorin:
Egal, was man zu Thankgsgiving isst: Spätestens beim Anblick des feisten Lächelns bleibt Einem der Bissen im Halse stecken. Und von George W. Bush auf den Arm genommen und der Presse als „begnadigter Thanksgiving Truthahn“ genommen zu werden, ist sicher fern jeder „Gnade“.
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