Auch ein Jahr nach regionalen Events wie zum Beispiel dem „Pflegeforum 2013“ in Bad Pyrmont ist bundesweit die Lage ernst bis zweifelhaft. Auch wenn in den Pflegeeinrichtungen vieler Städte und Gemeinden die meisten Stellen durch examinierte Altenpflegekräfte besetzt sind, ändert sich eigentlich täglich der Anspruch an den Pflegeschlüssel.
Da rutschen Bewohner von einem Monat zum anderen oder auch von einer Woche zur anderen wegen ihrer körperlicher ‚Bresten‘ in Pflegestufe I oder höher, in anderen Wohngruppen sind mehrere neu in Pflegestufe II und weil alle stets älter werden, passt plötzlich auch der Personalschlüssel nicht mehr zur Zahl der Bewohner und ihrem „Handicap“…
Die Krise zeichnet sich ab, wird aber zunächst aus ganz andere Sicht betrachtet, denn die Bewohner in deren Pflegestufen bringen mehr Umsatz ins Haus, der zum großen Teil durch das Pflegegeld der AOK oder der Ersatzkassen oder auch durch die Sozialämter getragen wird. So leistet die Techniker-Ersatzkasse pro Monat 1028 Euro, bei einer Beispiel-Rentnerin mit 1350 Euro Witwenrente und einer Zuzahlung von ca. 250 bis 280 Euro pro Monat aus dem eigenen Barvermögen aus den besseren Jahren des engagierten Sparens in Ehe und Haushalt.
In der Summe macht dies für Pflegestufe I ca. 2 660 Euro bei guter Vollpension mit Suppe und Dessert zu mittag, mit morgens und abends an- und ausziehen, einem Vollbad pro Woche und der täglichen Körperpflege am Waschbecken von ca. 20 Minuten. Pro Tag also knapp 90 Euro.
Zu so was meint „stine07“ in ihrem Kommentar auf pyrmonter-nachrichten.de bereits i Juli 2013:
„Hausgemacht! Solange die Rendite der Häuser im Vordergrund steht und nicht der Mensch, wird sich daran nichts ändern. Da kann sich jeder Angestellte in der Pflege noch so bemühen. Die Pflegezeiten für jeden Einzelnen sind knapp bemessen. Oft zu knapp, um jedem Bewohner die vollständige Pflege zu kommen zu lassen. Und dies bei wahnsinnigem Aufwand an Schreibkram und Dokumentation, der wegen des Zeitmangels oft nach der Schicht erledigt wird. Das gilt auch für die Protokolle. Wer hat denn Zeit, jedes einzelne Glas, das getrunken wurde, gleich einzutragen? Als Angestellte soll man funktionieren. Befristete Verträge erhöhen den Druck enorm. Dazu kommt der unregelmäßige sich ständig ändernde Dienst, der auch ständig ins Privatleben greift. Erholungsphasen sind nicht gegeben. Dann hört man: „Man verlange von den Krankenkassen eine höhere Besoldung für höhere Pflegestufen, damit man examinierte Kräfte einstellen könne.“
Da sei zum einen die Frage, warum man nicht mehr Kräfte einstelle? Ließen sich doch die Alten-und Pflegeheime das Hintertürchen offen, Personal auch abzustoßen, wenn Bewohner in höheren Pflegestufen versterben.
Alles selbst erlebt, schreibt „stine07“: erst werde man gesucht und eingestellt und nach 4 Wochen entlassen, weil in der Zeit 3 Pflegestufen III verstarben. Ja keinen zu hohen Personalbestand, lieber Pflegekräfte, die austauschbar und billig sind…
Eine Tatsache, unter der auch Bewohner leiden würden, weil diese sich an die Pflegekraft gewöhnen. Die Werbung fürs Haus läuft dann unter „Wir bieten Lebensqualität!“. Doch wo ist diese, wenn Zuwendung und Zeit für wesentliche Dinge fehlen, wenn Zeitabläufe dem Bewohner aufgezwungen werden und für sämtliche Extras auch extra bezahlt werden muss.
Und über allem sonnt man sich noch mit dem Pflege-TÜV, dessen meist viel zugute Benotung die Einrichtungen nur als Wettbewerbsvorteil sehen und damit ihre Angestellten unter Druck setzen.
Doch müssen Angehörige wissen, dass diese Benotung wenig Aussagekraft hat, weil die Gewichtung der Kriterien nicht stimmt. Und „stine07“ verweist auf iposs und den Beitrag http://www.iposs.de/1679/- pflege-tuv-mit-falscher-gewichtung.
Und was sonst noch passiert, führte bei stine07 zu ihrer Kündigung: die PDL eines Altenheims einer APH-Kette und in der Rechtsform AG hatte dazu aufgefordert, eine noch nicht geschriebene Dokumentation eines Dekubitus Grad IV hinterher aufzuschreiben, obowhl die Bewohnerin in anderer Verantwortung lag… Papier geht vor Mensch, worauf „stine07“ wohl gekündigt hat.
Ihr blieben Zweifel, ob Heime überhaupt Pflegekräfte suchen. Und wenn ja, unter welchen Umständen. Und so bleibt oft der Eindruck, dass nicht der Bewohner im Mittelpunkt steht, auch wenn dies die Werbung suggeriert, sondern wirtschaftliche Interessen das Handeln bestimmen.
Werner Leuthner meint