Was bringt der Gesellschaft eine Freizeit-Studie ?
Warum nur gelten die „faulen Säcke“, die einst Kanzler Schröder despektierlich so titulierte, noch immer zu jenen Probanden, über deren Tun oder Nichtstun man sich immer wieder von neuem in der Öffentlichkeit auslässt. Die Lehrer nämlich.
Wenn nun die Studie „Freizeit Monitor 2011“ beweist, dass die Deutschen pro Werktag durchschnittlich 4 Stunden Freizeit haben, die sie vor allem vor dem Fernseher zubringen, muss wie obligat auch eine Modellrechnung zeigen, dass dieser Wert auch auf Lehrer/innen zutrifft. Die „Stiftung für Zukunftsfragen“ (eine Initiative der BAT, der British American Tobacco) hat hierfür in repräsentativen und vor allem persönlichen Interviews 6.000 Bundesbürger ab 14 Jahren zum Umfang ihrer Freizeit und den zugehörigen Aktivitäten befragt.
Dabei war die wichtigste Frage die nach der verfügbaren freien Zeit pro Tag. Der Zeit also, in der die Befragten „tun und lassen können, was ihnen gefällt“. Ergebnis: im Durchschnitt haben die Befragten 4 Stunden und 3 Minuten Freizeit pro Tag; Jugendliche liegen mit 4 Stunden und 49 Minuten ganz vorne, am Schluss rangieren Familienmitglieder mit 3 Stunden 10. Und dennoch wird von den meisten Befragten beklagt, dass sie zu wenig Freizeit hätten. Aber wofür, wenn überhaupt…?
Freizeit: Gefühlt zu wenig!
Hat sich seit 1950 die durchschnittliche Arbeitszeit von 48 auf 38,4 Wochenstunden reduziert, ist im selben Zeitraum die Zahl der Urlaubs von 9 auf 30 Tagen gestiegen. Und trotz einer solch deutlich verkürzten Arbeitszeit herrscht bei vielen Bundesbürgern das subjektive Gefühl, an Freizeit zu wenig zu haben.
Zufrieden sind dagegen die meisten Ruheständler, wen sie sich mit Familien und deren Freizeit vergleichen. Und weil Rentner oft auch keine Zeit haben, wünscht sich einer von 10 dann noch mehr Freizeit.
Jeder vierte Senior beklagt dagegen, zuviel Freizeit zu haben, denn mit Ende des Berufslebens beginnt für viele Ruheständler „eine neue Zeitrechnung“. Doch allein mit ausschlafen und d längerem Frühstück kann der Tag nicht auch günstiger rumgehen…
So gehören zu den häufigsten regelmäßigen Freizeitbeschäftigungen das Fernsehen (97%), das Telefonieren (91%) und das Radio hören (91%).
Als auffallend gilt der Unterschied zwischen Frauen und Männern, denn Frauen gehen unter anderem doppelt so häufig in den Gottesdienst, lesen Bücher oder schreiben Briefe. Als Klischee hat sich dabei gehalten, dass Frauen sich mehr Zeit nehmen, um sich in Ruhe zu pflegen, zu Shoppen oder einfach zu bummeln oder mehr Zeit am Telefon zu verbringen. Männer sind dagegen – wie nicht anders zu erwarten – eher die Heimwerker, die Kneipengänger und die Besucher im Fußballstadion.
Modellrechnung wofür…?
Wenn die Studie nun nicht nach Berufen differenziert und auch nicht nach Wochenendarbeit oder Ferienzeit, macht sie dennoch eine Modellrechnung auf; und zwar zwischen einem Bänker und einem Lehrer/ einer Lehrerin. Nicht sonderlich sinnvoll, das Ganze, aber dennoch bei 39 Stunden regelmäßiger wöchentlicher Arbeitszeit ausgezählt. So verbringt der/die Bankangestellte/r außer Haus inklusive Arbeitsweg 9,5 und die Lehrerin 7 Stunden; an Heimarbeit leistet nur der Lehrer etwas und zwar 2 Stunden, fürs Einkaufen, Putzen und die „Lebensverwaltung“ ist die Verteilung mit 2 :2 Stunden; glich und dies auch bei der Körperpflege. Und auch die absolute Freizeit liegt bei 4 und 4,5 Stunden. Summe für beide: 16,5 Stunden.
Sie sind Lehrer?! – Toll…???
Hurra, ruft da die Lehrschaft, sind wir also doch nicht so privilegiert, wie die Bevölkerung das gerne gesehen hat.
Was dann aber zugunsten des Lehrers gilt: die Flexibilität der Arbeitseinteilung. Während die Lehrerin ihre ‚Heimarbeit‘ durchaus abends erledigen kann, weil sie zwei Stunden tagsüber auf dem Tennisplatz war, ist das der Bankangestellten nicht möglich.
Schwierig ist dagegen, Wochenenden und Ferien gegen zu rechnen. Während ein Bänker an den Wochenenden und in den Ferien wohl ausschließlich Freizeit genießt, haben nahezu alle Lehrer und Lehrerinnen am Wochenende mit Korrekturen und Vorbereitung zu tun. Und so ist auch der Sonntag ein Lehrertag.
Ob aber von Lehrern in Wirklichkeit ein Drittel ihrer Ferientage am Schreibtisch erbracht wird, hält der Autor für überaus fraglich. Wer also pro Woche eine halbe Stunde mehr oder weniger arbeitet, lässt sich pauschal nicht beantworten.
Und eines haben Bankangestellte und die Lehrer dann doch gemein: Sie hätten gerne mehr Freizeit.
Wer nicht…?
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