Wer mit Euros bar zahlt, wer online überweist oder wem Zinsen belastet werden, hat es als ökonomisch handelndes Individuum wohl mit Geld zu tun. Doch der Schein trügt. Denn weltweit sind es nur zwei von jeweils 100 Dollar, von Billionen, die auf den Finanzmärkten täglich virtuell um den Erdball gepumpt werden, die dem Austausch von Waren oder Dienstleistungen dienen.
In knapp 20 Regionen in Deutschland (Statistik 2006 der DtBBk)) sind als „Herausforderung an die Teilnehmer, an die Konsumenten und an die Kaufleute“, Regionalwährungen als Bargeldersatz für den Euro im Umlauf.
Was aber führte dazu, dass solches Regio-Geld *) sich als regionales Zahlungsmittel– wie dem „Chiemgauer“, dem „Gwinner“ oder dem „Regio Lunar“ bei eigenen „Noten“ neben dem gesetzlichen Zahlungsmittel verbreiten und gestalten durfte?
Deutsche Regionalgelder sind fast ausschließlich als „Schwundgeld“ konzipiert, die nach zeitlicher Bestimmung an Wert verlieren. Dieser Verlust soll die Geldbesitzer animieren, ihr Gelder schnell auszugeben. Davon erhoffen sich die Macher und Mitglieder an dem „regionalen Monopoly“ eine anhaltende Stimulierung der jeweils örtlichen Nachfrage.
Wo aber liegen nun Vorteile oder auch Mängel bei der Emission in-offizieller Parallel-Währungen, die man im Diskurs entgegen halten oder ihnen zusprechen könnte?
Geht es um „Wohlfahrt“, gelten die Konzepte fürs Schwundgeld eher als suboptimal. Denn die Geldmenge an Regionalwährungen in Deutschland von rund 200.000 Euro kann für laufende Verluste aus der Schwundgeld-Emission vernachlässigt werden.
Geld kauft alles ….
Wenn den Kirchen und der Finanzbranche deren Glaube gemeinsam ist, fehlt im öffentlichen Bewusstsein die Kenntnis, woher die Milliarden für die immer weiter aufgespannten, europaweit eingeforderten Rettungsschirme kommen…?
Bedient der „kleine Mann“ seine Kredite, verliert er gleichzeitig sein Vertrauen in den Geldwert, wenn Politiker, Reiche und Mächtige um Milliarden feilschen, ohne dass es sie interessiert, wie ihre Geschäfte gesichert sind.
Geld als „die Erfindung“ der Menschheit ist also zum einen genial, kann aber auch zerstören. Brot, Handys, Kartoffeln, Waffen, Sex oder Altenpflege – mit Geld kann man alles haben…Doch kriegt man dafür auch Verantwortungsbewusstsein und Liebe?
Geld schafft vieles und regiert Geld wohl längst auch die Welt…weiß das Sprichwort. Und so gelten in der Sprache des Geldes dann auch religiöse Begriffe wie: Schuld, Schuldner, Gläubiger, Kredit und Erlös.
„Geld ist, was gilt“, lernt der angehende Nationalökonom, und erfährt, dass Geld ohne den Glauben daran keinen Wert hat. Irrt sich der Gläubiger im Schuldner, so ist auch die Kredit nichts mehr wert. Selbst in der aktuellen Krise muss der Kontoinhaber darauf vertrauen, dass sein Buchgeld noch da ist, auch wenn die Banken von seinem Geld nicht alles und jeden Tag parat haben (können).
Kritik am Monopol des Geldes
Harte Kritik am Geldmonopol ist längst kein Tabu mehr – Notenbanker, Währungsspekulanten oder Regierungsberater sind oft auch Skeptiker dafür, dass allein mit dem globalen, monopolistischen Geldsystem die heutigen Probleme der Menschheit gelöst werden könnten.
Um Armut und Hunger zu bekämpfen, für Klimaschutz, Gesundheits- und Sozialdienste bedarf es anderer Währungen als ergänzendes Tauschsystem.
Fazit: Ersatzwährungen können hilfreich sein. Das beweist sich in Tirol, in der der Schweiz, in Brasilien. Im Armenviertel von Fortaleza vertrauen die Bürger dem „Palmas“. Handwerk und Handel geht es deutlich besser. Inzwischen gibt es 40 solcher Parallelwährungen in Brasilien, und auch in Deutschland werden sie mehr. Jüngst wurde in Südbaden der Gwinner installiert.
Für die badischen Initiatoren gilt das Wort des brasilianische Staatssekretär für „Solidarische Ökonomie“ Paul Singer als markant: In ergänzenden Währungen liegt eine große Chance. Die Macht des Geldes über die Menschheit wird abgelöst von der Macht der Menschen über das Geld.
*) Regiogeld (auch Regionalgeld) ist nach wikipedia „ein zwischen Verbrauchern, Anbietern, Vereinen und Kommunen demokratisch vereinbartes Medium, das innerhalb einer Region als Zahlungs-, Investitions- und Schenkungsmittel verwendet wird. Es bewegt sich auf Grundlage eines global entwickelten Wertestandards mit anderen sozialen Institutionen auf horizontaler (z. B. andere Regiogelder) und vertikaler Ebene (andere wertschöpfungsfördernde Systeme in der Region) so, dass sich der Lebensstandard in der Region auf Dauer positiv entwickeln soll.“
Gerhard meint
Nach der verdienten Sommerpause für Alle,
in der uns die Eurokrise aber dennoch in Atem hielt,
halten wir es für wichtig, unser ergänzendes Zahlungsmittel in Erinnerung zu rufen, welches gerade
dann besonders hilfreich ist,
wenn das Vertrauen in die etablierte Währung sinkt.
Aktuell als Info zum Gwinner dann auch ein interessantes Interview mit Margrit Kennedy, der Grand Dame der deutschen Regiogelder,
welche uns den Gesamtzusammenhang veranschaulicht.
Gerhard Weber
Gwinner e.V.
P.S. http://www.wir-menschen-im-wandel.de