Ja, es ist gut, dass das Thema Vorstandsgehälter in den Medien stark diskutiert wird. Der Unmut über die ungerechten Verhältnisse in der sozialen Marktwirtschaft Deutschland brodelt kräftig.
Ausgeschlagener Mindestlohn, Massenkündigungen, das Hartz IV Gesetz auf der einen Seite, für die Vorstände Begrüßungsgeld, die Gehälter selbst und Abfindungszahlungen in Millionenhöhe auf der anderen Seite: die einseitige Überlast kann Justitia nicht mehr ausbalancieren, selbst wenn diese sich noch so sehr auf dem Schwert der Gerechtigkeit stützt.
In der WDR Sendung „Hart aber Fair“, moderiert von Frank Plasberg war ein Potpourri von Diskutanten eingeladen, die die astronomisch hohen Vorstandsgehälter überwiegend rechtfertigen wollten, darunter auch Klaus Wowereit, Horst Seehofer, Anton F. Börner und Hans-Werner Sinn, der Präsident des ifo-Institutes. (Informationen zu der Ausgabe mit O-Tönen der geladenen Gäste dieser Sendung können Sie der Website von „Hart aber Fair“ entnehmen)
Das Kernargument für die Vorstandsgehälter sei die hohe Verantwortung, die Vorstandsmitglieder zu tragen haben.
Wenn man aber zum Beispiel davon ausgeht, dass ein Vorstandsmitglied der Metro das 140-fache an Gehalt überwiesen bekommt wie ein „Durchschnittsverdiener“ des selben Unternehmens, kann man sich schwerlich eine 140-fache Verantwortung vorstellen.
Herr Sinn nahm sich in „Hart aber Fair“ die Frechheit, zu behaupten, dass erwerbslos gewordene Menschen „nicht leistungsfähig“ seien.
Auf der Seite http://www.manager-magazin.de/unternehmen/vorstandsgehaelter/0,2828,316272,00.html erfahren Sie von Ulrich Hocker, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz: „Bei den Top-Zahlern unter den DAX-Gesellschaften sind da selbst für einfache Vorstandsmitglieder Pensionszahlungen bis zu 600.000 Euro pro Jahr möglich“.
Wenn man davon spricht, dass Deutschland gerade einen Wirtschaftsaufschwung erfährt, dann kann man sich dieser These angesichts folgender Zahlen nicht entziehen:
„Die Vorstände der 30 größten börsennotierten deutschen Unternehmen haben im vergangenen Jahr ihre Einkommen im Schnitt um 11 Prozent gesteigert. Die größten Gehaltssprünge haben dabei die Manager des Softwarekonzerns SAP sowie der Deutschen Bank erzielt.“
Quelle: http://devgdtag06.sul.t-online.de/de/ka/konzernanhang/sonstige_angaben/index.php?page=194
(Quelle: Oben angegebene Seite des Manager Magazins).
Vergütung mit Anreizwirkung aus Aktienoptionsplänen. |
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Wert der |
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* Es bestehen keine Ansprüche mehr für Herrn Ricke. | |||||
Kai-Uwe Ricke* | 0 | 0,00 | 0 | 0,00 | |
René Obermann | 48 195 | 4,87 | 28 830 | 3,79 | |
Dr. Karl-Gerhard Eick | 163 891 | 4,87 | 0 | 0,00 | |
Hamid Akhavan | 0 | 0,00 | 19 840 | 3,79 | |
Timotheus Höttges | 0 | 0,00 | 17 050 | 3,79 | |
Dr. Heinz Klinkhammer | 163 891 | 4,87 | 0 | 0,00 | |
Lothar Pauly | 0 | 0,00 | 0 | 0,00 | |
Walter Raizner | 0 | 0,00 | 0 | 0,00 | |
375 977 | 4,87 | 65 720 | 3,79 | ||
Die sogenannte Anreizwirkung (In Manager-Englisch: „Incentives“, dazu zählen auch Reisen und gruppendynamische Wochenendseminare, sowie vergünstigte „Arbeitsmittel“ wie First-Class Firmenwagen, kostenfreie Luxus-Unterkünfte für Mitarbeiter aus den obersten Chargen soll der „Motivation“ der Vorstandsmitglieder beitragen.
„Am 11. März 2005 hat das Bundesministerium der Justiz angekündigt, einen Gesetzesentwurf zur individualisierten Offenlegung der Gehälter von Vorstandsmitgliedern von Aktiengesellschaften ausarbeiten zu wollen. Gemäß der damaligen Gesetzeslage waren lediglich die Bezüge aller Vorstandsmitglieder als Summe in der Jahresbilanz der Aktiengesellschaft auszuweisen. Die Bekanntgabe der auf jedes einzelne Vorstandsmitglied entfallenden Vergütung wird bereits heute im Corporate Governance-Kodex empfohlen, diese Empfehlung ist jedoch für Unternehmen nicht verbindlich (comply or explain-Regelung des § 161 AktG).
Die Neuregelung soll zu einer gesteigerten Transparenz im Unternehmen beitragen und läutet damit die nächste Runde der Corporate Governance-Reformbestrebungen ein.
Das Vorhaben ist rechtspolitisch umstritten. Die Unternehmen, die bisher der Empfehlung des Corporate Governance-Kodex nicht gefolgt waren, bezweifeln zum einen die Sinnhaftigkeit einer Einzelausweisung, zum anderen wird die individuelle Vergütung oft als Privatsache empfunden, deren Offenlegung den Vorstandsmitgliedern nicht zugemutet werden könne.“
Quelle: http://www.jura.uni-augsburg.de/prof/moellers/aktuelles/dir-verguetung_ankuendigung.html
Seitdem Politiker wie Frau Merkel Managergehälter monieren, gehört dies zum guten Ton.
Was macht das mit dem Evergreen?
Dazu schrieb Anselm Waldermann vom Magazin „Spiegel“:
„Wenn es darum geht, hohe Managergehälter anzuprangern, machen Politiker gerne mit. Dabei entlohnen Firmen wie Post, Telekom und Bahn ihre Vorstände besonders üppig. Eine aktuelle Studie zeigt: Nirgendwo ist der Gehaltsabstand zwischen Vorstand und Mitarbeitern so groß wie hier.
Berlin – Diese Studie hat es in sich: Mitten in der Debatte über zu hohe Managergehälter präsentiert Joachim Schwalbach von der Berliner Humboldt-Universität brisante Zahlen. Der Professor hat die Vorstandsvergütung in den 30 Dax-Unternehmen untersucht. Sein Ergebnis: Die politische Diskussion ist scheinheilig – denn gerade in Unternehmen mit staatlicher Beteiligung werden Manager besser bezahlt als in privaten Firmen.
Musterbeispiel ist die Deutsche Post, die sich zum Großteil in staatlichem Besitz befindet. Im Jahr 1995 verdiente hier ein Vorstandsmitglied elf Mal so viel wie ein durchschnittlicher Mitarbeiter. Im Jahr 2006 war es schon das 87-fache. Zum Vergleich: Im Durchschnitt aller Dax-Unternehmen verdiente der Vorstand früher 19 Mal so viel wie ein Mitarbeiter, heute ist es das 44-fache.
Eine hohe Steigerungsrate weist auch der Energiekonzern RWE auf, dessen Aktien sich zu einem großen Teil im Besitz nordrhein-westfälischer Kommunen befinden. Hier erhielt der Vorstand in den achtziger Jahren zehn Mal so viel wie ein einfacher Mitarbeiter. Mittlerweile ist es 50 Mal so viel.
Auch bei der Telekom hält der Staat einen großen Teil der Anteile – und auch hier haben sich die Managereinkommen deutlich erhöht, zumindest bis zur Krise 2001. Das Gleiche gelte für die Deutsche Bahn, sagt Studien-Autor Schwalbach zu SPIEGEL ONLINE. In der Untersuchung wurde der Konzern nur deshalb nicht aufgeführt, weil er nicht an der Börse notiert ist.
„Der Staat wird seiner Verantwortung nicht gerecht“, schimpft Schwalbach. „Wer mit dem Finger auf andere zeigt, sollte erst einmal vor der eigenen Haustür kehren.“ Schließlich entsendet die Bundesregierung zahlreiche Vertreter in die Aufsichtsräte von Post, Telekom und Bahn. Dort segnen die Politiker dann horrende Managergehälter ab – und außerhalb der Sitzungen beklagen sie sich über die Höhe der Vergütung.“
Monatelange Diskussionen in den Medien über Gehälter von Lokführern und Mitarbeitern der Post. Comedians blöken abgeschmackte Zoten über die Betroffenen. Das sorgt zunächst für Stimmung gegen „die Kleinen“ und so ein Evergreen wie überzogene Vorstandsvergütungen treten in den Hintergrund. Gegen „die Großen“ kann man eben nichts machen.
Kann man das nicht?
Hier ist Information der erste Schritt zum Handeln. Weiteres Zahlenmaterial, das sehr schnell klare Aussagen bringt:
Gesamtbezüge und Aufwand 2006. |
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in € |
Festes Jahresgehalt 2006 |
Sonstige Bezüge im Jahr 2006 |
Variable |
Summe |
MTIP 2006 |
Pensionsaufwand 2006 (SCO) |
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aDer für Herrn Akhavan ausgewiesene Betrag ergibt sich aus einer pro-rata Berechnung ab dem 5. Dezember 2006 für die o.a. pauschale jährliche Ausgleichszahlung („pension substitute“). | |||||||
bBei Herrn Höttges wird auf Grund der kurzen Zugehörigkeit zum Vorstand keine Service Costs angegeben; zu Informationszwecken wird der PBO/DBO-Aufwand für die Zeit ab 5. Dezember 2006 aufgeführt. | |||||||
Kai-Uwe Ricke (bis 12. November 2006) |
1 083 333,37 | 41 589,71 | 1 298 630,14 | 2 423 553,22 | 0,00 | 662 447,00 | |
René Obermann | 894 666,66 | 28 730,71 | 805 537,00 | 1 728 934,37 | 20 969,11 | 378 979,00 | |
Dr. Karl-Gerhard Eick | 993 750,00 | 88 962,04 | 894 375,00 | 1 977 087,04 | 24 807,20 | 747 257,00 | |
Hamid Akhavan (ab 5. Dezember 2006) | 58 064,52 | 27 566,84 | 53 260,27 | 138 891,63 | 12 481,61 | 15 671,23a | |
Timotheus Höttges (ab 5. Dezember 2006) |
54 435,48 | 949,44 | 49 931,51 | 105 316,43 | 9 985,29 | 28 315,00b | |
Dr. Heinz Klinkhammer | 840 000,00 | 67 350,47 | 840 000,00 | 1 747 350,47 | 0,00 | 908 955,00 | |
Lothar Pauly | 750 000,00 | 77 131,26 | 600 000,00 | 1 427 131,26 | 18 722,41 | 283 286,00 | |
Walter Raizner (bis 4. Dezember 2006) |
869 455,65 | 135 670,02 | 868 150,68 | 1 873 276,35 | 16 252,10 | 778 887,00 | |
5 543 705,68 | 467 950,49 | 5 409 884,60 | 11 421 540,77 | 103 217,72 | 3 803 797,23 | ||
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,522766,00.html |
Sieht man diese Tabellen und hält diesen nicht die der Staatsverschuldung und der hohen Zahl der Menschen entgegen, die zugunsten dieser Zahlen verarmt sind und Staatsalmosen und Diskriminierung statt Arbeitsplätze und eine individuelle Identität gemäß unseres Grundgesetzes erhalten, muss man von einem obszönen Wohlstand in Deutschland ausgehen.
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