Man möge ein Buch nicht nach seinem Äußeren beurteilen – „Don´t judge a book by its cover“. Und auch nicht Politiker nach ihrem Auftreten oder Frauen nach deren overdressed Outfit. Letztere wenigstens zu verstehen und das in 60 Minuten, könnte aber dann doch gelingen, wenn man sich nach der Frankfurter Buchmesseee 2011 den kuriosesten Buchtitel des Jahres zulegt, aneignet oder ausleiht: Frauen verstehen in 60 Minuten von Angela Troni, erschienen im Thiele Verlag
Gekürt wurde der Titel von den Juroren Luzia Braun, Bodo Mrozek und Eckart von Hirschhausen. Eine der Begründung lautet: Weil Angela Troni den Geschlechterkampf im Schnellkochtopf aufbereitet, wendet sich der Titel wohl an Leser mit Chronometer am Handgelenk. Der Titel ist mutig, da die Zuordnung als „Frauenversteher“ in Zeiten des Postfeminismus gleichrangig mit „Warmduscher“ gebraucht werde. Bezweifeln darf man(n) aber, ob einem solchen Schnellkurs auch alle anderen Weibsleute im allgemeinen zustimmen.
Als Vorbild des inzwischen auch deutschen Geschehens gilt der Englische Diagramm Preis, was schon drei mal zu „kuriostesten Titeln“ geführt hatte; in 2011 erneut ausgeschrieben als Preis der Redaktion von Schott’s Sammelsurium (Bloomsbury Berlin) und der Zeitschrift BuchMarkt.
Diesmal in der Jury die Redakteurin und Moderatorin des ZDF-Kulturmagazins „aspekte“ Luzia Braun, der medizinische Kabarettist Eckart von Hirschhausen und der Journalist, Historiker und Autor des „Lexikon der bedrohten Wörter“ Bodo Mrozek. ausgeschrieben.
Gewannen in den vergangenen Jahren die Titel: „Zehn Tipps, das Morden zu beenden und den Abwasch zu beginnen“ (2010); „Das Leben ist keine Waldorfschule“ (2009) und „Begegnungen mit dem Serienmörder. Jetzt sprechen die Opfer“ (2008), lautete die Shortlist 2011:
Die Moldau im Schrank – Nina Maria Marewski, bilgerverlag
Kaninchen besser verstehen: Verhalten beobachten und Probleme lösen – Christiane Kautz, Kosmos
Tipp des Tages: zehn Jahre – Günther „Gunkl“ Paal, Amalthea
Frauen verstehen in 60 Minuten – Angela Troni, Thiele Verlag
Grün, wild und schmackhaft: Lebendige Nahrung gratis aus der Natur – Marie-Claude Paume, Hans Nietsch Verlag und
Die literarische Pantomime: Studien zu einer Literaturgattung der Moderne – Hartmut Vollmer, Aisthesis Verlag
„Schoßgebete“ oder doch Inhalte?
Wonach nun aber Buchtitel wirklich beurteilen? Wer hat noch die Zeit, Bücher zu lesen? Reichen nicht schon die Bestseller-Listen oder der Klappentext, sich vorauseilend zu äußern, zu empfehlen, ein Buch zu lesen oder es doch besser bleiben zu lassen. Lesen oder nicht hat nun auch dazu geführt, einen „konsequenten Buchpreis“ über die Wahl des Kuriosesten Buchtitels zu küren…“weil erst gar nicht so getan wird, als ginge es um Inhalte“ (v. Hirschhausen).
Haben die Engländer darin schon was vorgemacht („Menschen, die nicht wissen, dass sie tot sind“), holen die Deutschen im vierten Jahr auf. Als 2008 der Preis das erste mal verliehen wurden, soll selbst dem Autor das Subversive seines Titel verborgen geblieben sein. Was war da komisch:„Begegnung mit dem Serienmörder. Jetzt sprechen die Opfer“. Ähnlich g’schpässig: „Natürliche Brustvergrößerung durch die Kraft der Gedanken“;„Häkelabenteuer mit hyperbolischen Flugzeugen“; „Geld macht reich“; „Herrenlose Einkaufswagen im Nordosten Amerikas: Identifikation und Einordnung in freier Wildbahn“ oder „An dem Tag, als ich meine Friseuse küsste, sind viele Vögel gestorben.“
Was nun aber versprechen die Titel von Büchern???
Messebesucher versuchten von kuriosen Buchtiteln auf mögliche Inhalte zu schließen – ein Film von Peter Wollring:
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