RAL-Trendstudie erhebt Tendenzen von Alltag bis Zweit-Job
Bereits mit geringer empathischer Kompetenz ist festzustellen, dass das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in den letzten Jahren tendenziell verfällt… Und so gewinnt man schnell den Eindruck, dass Gier, mangelnde Verantwortung und gestörte Redlichkeit sich breit machen und das gesellschaftliche Leben deutlich mitbestimmen. Hat die Moral verspielt und längst ausgedient?
Noch vor Jahren hieß eine Schlagzeile, dass sich die Zahlungsmoral um drei Prozent verbessert habe – ja was hieß das denn? Jetzt ist die Rede von einer Trendstudie zur Moral, die von RAL, dem Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung in Kooperation mit dem Rheingold Institut entstand. Dabei soll es sich um eine „tiefenpsychologisch und quantitativ repräsentative Analyse der psychologischen Verfassung unserer Gesellschaft zu Moral und Werten handeln“.
Wer aber will offen darüber sprechen, wenn auch längst bekannt ist, dass sich die Deutschen mehr Moral im Alltag wünschen, was in Zahlen 64 von jeweils 100 so sehen und die der Ansicht sind, dass Moral in jedem Alltags-Verhalten wichtig ist. Reicht aber allein die Hoffnung auf Gemeinschaftsgefühl, Ehrlichkeit, Anständigkeit, Zusammenhalt und soziale Wärme?
Versucht man sich mit einer Rangliste der Moral in Werten, dann platzieren sich 86 Prozent für Ehrlichkeit und moralisches Verhalten, 84 Prozent für Verlässlichkeit und mit 82 Prozent tut dies die Rücksicht.
Doch wird zum Problem, dass die einst richtungsweisenden Instanzen Politik, Wirtschaft und Kirche nur noch bedingt in ihrer Leitbildrolle für moralisches Verhalten gesehen werden. Doch die 10 Gebote sind für das heutige Moralverständnis eher „eine leistungsorientierte Perfektionierung“, die wie eine Selbstverpflichtung des Einzelnen wirkt, was er zum Obligo der Vollkommenheit macht und was ihm das Gefühl gibt, ohne Unterstützung zu scheitern.
Wer oder was ist noch Leitbild?
Nur jeder 16te ist der Ansicht, dass Politik oder der Wirtschaft auch heute noch Moral vermittelten. Jeder Elfte hält dies durch die Volks-Kirchen für gegeben. 41 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Moral heute vor allem von ihnen selbst erwartet wird, wenn auch sieben Prozent dem nicht zustimmen.
Würde nun das Individuum die Moral selber in die Hand nehmen, so die Soziologen von Rheingold, falle es ihm dann leicht, moralisch zu handeln, wenn ein unmittelbares Ergebnis erkannt wird, das ein gutes Gefühl verschaff oder im Umfeld anerkannt werde. Moral also, die Spaß macht…
Weil aber gleichzeitig moralischen Autoritäten fehlen, komme es auch zu „willkürlichen Überregulierungen, wie zum Beispiel dem Rauchverbot, Umweltzonen oder zum jeweils strengen strengen Firmenkodex. Damit aber wird moralisches Verhalten über Verbote und Kontrollen diktiert, was von den Bürgern oft als sinnlos und beziehungslos zum eigentlichen Alltag sei.
Mutiert zum Rosstäuscher
Seit „Nine Eleven 2001“ gilt auch die angstfreie Spaß-Kultur der 90er Jahre als beendet, weil die Menschen wohl spüren, dass einem das friedvolle Leben nicht gleichgültig sein darf und kann. Doch die korrigierten Visionen und Werte, die hätten gelten können, wurden von der Finanz- und Bankenwelt in eine neue Krise gestürzt. Enthemmte Profitgier machte fast schon das Wort ‚Geld‘ allein unmoralisch.
Der fade Beigeschmack: Geld spielt nun mal eine wesentliche Rolle, ob Familie, Rentner oder alleinerziehende(r) Single.
Zeigt doch die Mo-RAL-Studie, dass der Mensch ambivalent ist und keinesfalls indifferent: er will beides – Geld und Leben.
Wenn es der Mehrzahl gelingen sollte, Geld aus Geschäften mit Ehrlichkeit, Vertrauen und Zuverlässigkeit zu machen, dann – so das Fazit – könnte man ein Geschäft auch wieder mit Handschlag besiegeln.
So wie einst beim Ross-Käufer, von denen jedoch einige zum Rosstäuscher mutierten…
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