Vom körperlichen und geistigen Tief im Sommer und dem Hoch im Frühwinter
Knapp 60 Jahre ist es her, dass Mädchen und Buben nach den Osterferien eingeschult wurden oder in die nächst höhere Klasse kamen. Wie hier der „badische“ Geburtsjahrgang 1948/49, der sich mit der Klassenlehrerin, der Ordsnfrau und Klarissin Sr. Lidwina vom Kloster St. Ursula im badischen Villingen dem Fotografen stellte.
War man sich im Juli 1954 bei den deutschen Kultusministern – mit einer Ausnahme – noch einig, das Schuljahr sollte fortan am 1. April beginnen, änderte man die Ansichten im Oktober 1964.
Man entschied sich für 1. August, was zur Folge hatte, dass selbst an den Gymnasien damals aus zwei Kalenderjahren drei Schuljahre wurden. Verbunden mit der Konsequenz, dass spät-pubertierende Schüler schon mit grad mal 18 Abi hatten – ohne G8.
Einig waren sich damals die Fachleute darüber, dass die beste Arbeitszeit für Schulkinder in den Monaten September bis Dezember liegt.
„Die Jahreskurve der jugendlichen Leistung“, so hatte 1939 der Psychologie-Professor Willy Hellpach festgestellt,
„enthüllt uns… ein körperliches und geistiges Tief im Hochsommer, ein körperliches und geistiges Hoch im Frühwinter, ein körperliches Hoch mit einem geistigen Tief im ganzen Frühling, schon im Spätwinter sich anbahnend und in das Hochsommerdoppeltief einmündend.“
Aus den Ergebnissen der Hoch- und Tief-Forschung wurden jedoch unterschiedliche Schlüsse gezogen. Dabei stießen, wie die Ständige Konferenz der Kultusminister feststellte, „im Grunde
zwei verschiedene pädagogische Ansichten und Lehrmethoden“ aufeinander:
Die Oster-Partei wollte das Hoch zwischen September und Weihnachten in die zweite Hälfte des Schuljahres legen, damit die Kinder sich auf die Prüfungen konzentrieren können und die Herbst-Partei wollte hingegen die herbstliche Leistungskraft der Schüler nutzen, um ihnen im ersten Teil des Schuljahres den Hauptteil des Stoffes zu vermitteln.
Reformen also schon damals, wohin man schaute…
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