Des Englisch-Lehrers Motto: „Am Mittag lass die Arbeit ruh’n und widme dich dem Afternoon…!“ wurde längst von der Realität überholt. Der Lehrerberuf bringt nämlich mehr psychische Belastungen, als an den Stammtischen und in Elternkreisen vermutet wird. Da helfen auch 12 Wochen Ferien übers Jahr verteilt nicht über alles hinweg.
Denn viele Lehrerinnen und Lehrer leiden unter chronischem Stress und sind psychisch beeinträchtig. Ist doch die Psyche ist bei Lehrenden während des Unterrichts ähnlich stark belastet wie die bei Fluglotsen. Dies bewiesen Untersuchung, bei denen die Herzraten-Variabilität als Indikator für psychische und physische Beanspruchung gemessen und nachgewiesen wurde.
Zweifelllos und unbestritten sind die unterschiedlichsten Anforderungen und Belastungen, mit denen Lehrerinnen und Lehrer sozialen und pädagogischen Interaktion konfrontiert sind. Vielfältig sind auch die entsprechenden Reaktion, mit denen Lehrer beansprucht werden, was sich mit Messmethoden nachweisen lässt.
Was Lehrer nach 35 und mehr Jahren als heutige Pensionäre hinter sich lassen durften, hat sich als Arbeitsbedingungen im Lehrberuf in den vergagenen 20 Jahren als immer komplexer und anstrengender dargestellt: große Klassen, hohe Stundendeputate, miese Stundenpläne, oft auch wegen einer ‚falschen‘ Rücksicht auf reduzierte oder halbe Deputate einzelner Kolleginnen, mangelnde Motivation und Konzentration bei Schülern, Disziplinprobleme, äußerst heterogene Lerngruppen. Alles typische Anforderungen, denen sich Lehrerinnen und Lehrer zu stellen haben. Hinzu kommen die pädagogischen Pendler mit 60 Kilometern einfacher Fahrt…da schont man sich schon mal eher, wenn ’s früh morgens in Hals und Nase juckt und gibt sich in derEigendiagnose drei Tage Rekonvaleszenz…
Wie ist es nun um die Gesundheit der Lehrkräfte bestellt? Werden Arbeits- und Gesundheitsschutz im Lehrberuf tatsächlich auch von den Dienstvorgesetzten und den Personalräten ‚groß geschrieben’…?
Eher nicht, wie steigende Unterrichtsausfälle, Dienstunfähigkeit und Frühpensionierungen deutlich markieren. Da gibt es dann bei 60 Kollegen zwar eine Frauenbeauftragte, oft aber auch keinen Behinderten-Beauftragten…
In Rostock jedenfalls wurden jüngst 17 Lehrerinnen und Lehrer einer Gesamtschule mit Messgeräten augestattet, wobei während eines 90-minütigen Unterrichts deren Herzfrequenz erhoben wurde. Die Schülerinnen und Schüler hatten keine Kenntnis davon, um den Unterricht als „gewöhnlich“ zu empfnden.
Die Ergebnisse machten zunächst deutlich, dass eine Herzfrequenz von durchschnittlich 89 Schlägen pro Minute keine überdurchschnittlich hohe psychische und physische Beanspruchung bedeute.
Allerdings zeigten „die Messwerte beim Parameter Herzraten-Variabilität, dass die Lehrerinnen und Lehrer während des Unterrichts ungefähr so beansprucht sind wie adipöse Personen durch deren Übergewicht“…
Langfristig treten daraus Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf, weshalb es zweifesfrei wichtig ist, in die Gesundheit der Lehrkräfte zu investieren.
Mit 1,3 Millionen Euro will das Schweriner Bildungsministerium in 2015 den Gesundheitsschutz der Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher mit sonder-pädagogischen Aufgaben voran bringen.
Denn nur durch ein betriebliches Gesundheitsmanagement auch in pädagogischen Berufen kann Gesundheit der Beschäftigten erhalten und gefördert werden.
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