Das einstige Radio-Format des SWR „Wer kann, der darf…! Jetzt einfach drauf rein singen…??“ hat sich längst überholt, doch ist „situative Intelligenz“ inzwischen wieder gefragt: Wahrnehmen, sehen, einschätzen, reagieren, sprechen, antworten oder auch handeln. Denn bei Online-Bewerbungen setzen große Unternehmen auf Online-Formulare und Online-Assessment Center, wo man sich als Kandidat und Bewerber eben auch ‚online‘ von anderen abheben sollte.
Immer öfters läuft ein Bewerbungsverfahren digitalisiert ab: „Bitte hier Ihr Foto hochladen, sprechen Sie in die Kamera, laden Sie Ihren Lebenslauf als *.pdf hoch, vielen Dank, wir melden uns.“
Da ist kaum Platz, sich persönlich und individuell zu beweisen, was jungen Generation eher wenig ausmacht, denn Hemmnisse vor einem Online-Assessment Center oder vor Online-Formularen sind meist nicht gegeben.
Kann man nicht kreativ sein, macht man auch eher keine Fehler.
Ob also Deutsche Telekom, die Allianz, Bertelsmann, Daimler oder Continental – es stellt sich die Frage, wie man sich im digitalen Verfahren von anderen abhebt und sich trotz Standards behauptet.
Und so ist es eben doch wie beim Schauspielschüler, der mehr bieten muss, als nur zu rezitieren. Man sollte auch ein ‚Typ‘ sein, der ins Team passt, ohne dass er dazu nur das Vokabular von teamfähig, flexibel oder zuverlässig verwendet.
Begrüßungen, Referate oder gar Festreden sollten mit einem Satz beginnen, der die Zuhörer möglichst überrascht: „Eigentlich würde ich lieber bei Ihnen im Saal sitzen…“ – Kein „Äh“ kein „sozusagen“, kein „eigentlich“ und eben auch keine Füllwörter.
Wer sich bei der Bewerbung als Experte sieht, der möge dies detailliert in Kenntnissen äußern: die Freude am Umgang mit Menschen und geschickte Kommunikation betonen, denn Praxis ist stets besser als reine Theorie.
Wem berufliche Erfahrungen als junge Berufseinsteiger noch fehlen, braucht sich nicht zu verstecken: Gruppenleiter bei den Pfadfindern, Regie-Assistenz beim Amateurtheater, Trainer einer Jugendgruppe oder Thekendienst – solche Jobs sind dann doch wichtig, denn sie markieren Einsatz,
Wer sich bewirbt, bettelt zwar nicht um eine Anstellung, sollte aber schon erklären können, warum das Unternehmen gerade ihn einstellen sollte. Ist bekannt, was das UNternehmen als nächstes projektiert – z.B. eine Erweiterung nach Osteuropa – sind spezielle Sprachkenntnisse oder ein Schwerpunkt in der Masterarbeit ganz deutlich zu betonen.
Verlief die Vita des Bewerbers dann doch auch schon „gebrochen“, ist das Story-telling sinnvoll. Geschichten aber nicht erfinden, sondern sich mit einer emotionalen Botschaft auch zum Unternehmen verknüpfen…
Gibt es Brüche im Lebenslauf, sind diese nicht extra zu erwähnen, viel eher schildere man, wie man trotz allem in seiner Sozialisation gereift ist und wie es weitergehen soll.
Ein Storytelling zu begründen, muss nichts mit eigener Erfahrung zu tun haben, kann sich aber aus Interesse, aus einer privaten Passion oder einem Thema ergeben, das man sich selbst erarbeitet hat, weil es einen reizte.
Da man ach als Angehöriger einer Patchwork-Familie nicht auf solche Teile des Lebenslaufs eingehen muss, bietet sich online an, Tools zu verwenden, die eine Biografie ein wenig visualisieren können (vizualize.me oder re.vu). So wird aus einem LinkedIn-Profil eine reizvolle Infografik, die dem Personaler auffallen kann über Stärken, Talente, Empathie, Netzwerke oder Offline
Denn ohne für sich selbst „zu trommeln“ geht es kaum mehr, auch wenn man ehrlich sein will, sich aber auch „anpreisen“ und eben verkaufen will.
Lehrer wissen, dass in der Übertreibung die Anschauung liegt, deshalb darf man bei der Selbsteinschätzung ruhig nach oben greifen, auch wenn Bewerberinnen sich eher schlechter einschätzen: also „verhandlungssicher“ oder „fließend“ – nur eben nicht
dem Größenwahn verfallen…
Um die elektronische Bewerbung fehlerfrei zu gestalten, ist auf den Betreff und den Anhang zu achten, was vor allem für Initiativbewerbungen gilt: Statt „Bewerbung als Produktmanager“ lieber „Experte für anspruchsvolles Produktmanagement“…
Ansonsten den Bezug zur Referenznummer und die Stellenbezeichnung beachten; E-Mail-Anhänge nicht größer als 4 MB, eventuell ein Dropbox-Link und auf jeden Fall den journalistischen Bezug zum eigenen Blog oder auf andere Online-Veröffentlichungen
Besser als die E-Mail-Adresse von GMX, Web.de, Yahoo und Freenet sind die E‐Mail‐Programme von Outlook, Mozilla oder Outlook Express, und alles möglichst ohne Fantasienamen und skurrile Zahlenkombinationen in der E-Mail-Adresse. Denn wenn bei der digitalen Bewerbung schon die Kleinigkeiten nicht stimmen, steht es mit der Anstellung eher schlecht.
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