Viel bunter als schwarz, rot – gold.
Wirft der schwarze Montag an der Börse der vierten Kalenderwoche tiefe Schatten auf die ganze Welt?
Bevor wir uns dies fragen konnten und jetzt noch immer ist ein Thema in Deutschland derzeitig die ungekürte Nummer 1: Die bevorstehende Wahl in Hessen. Am kommenden Sonntag ist es soweit. Dann werden wir wissen, welche Blüte des Themenpotpourris welche Frucht hervorbringt. Der Blüten Vielfalt – echte und unechte – ist groß, aber sie duftet nicht wirklich gut. In so manchem Kelch modert es bereits. Einen Floristen gibt es nicht. Es ist, als ob heftige Stürme und Böen die Blüten zusammengeweht hätten. Und nun stehen wir vor diesem Haufen, den sie bilden, einem Potpourri:
Den Anfang machte Roland Koch mit seiner These, Jugendliche mit Migrantenhintergrund müssen härter bestraft werden. Zu einem Wahlkampfthema, das zieht, weil doch die „schweigende Mehrheit“ insgeheim dächte, was er fordere – so ähnlich drücken sich Rechtsextreme (der kleineren Parteien) aktuell auch aus! – sollte es werden. Nicht mehr These, sondern Synthese. Roland Koch hat die Zustimmung seiner Parteigenossen und Frau Merkel gibt ihm Rückendeckung. Ja, nur weil Wahlen seien, solle man wichtige Themen nicht verschweigen.
Doch dieser Koch hat die Rechnung ohne den Wirt, die CDU in der Bundeshauptstadt gemacht. So hat er sich den eigenen Brei selbst verdorben und ist in der Gunst der Wähler gesunken. Der Gast (der umworbene Wähler) ist König. Und so lässt das die CDU in Berlin nicht kalt.
Herr der „Warnschuss-Arrest-Forderer“ Koch hat eine Gegenkandidatin mit Namen Ypsilanti.
Geht man zu einer Hochzeit oder zu einer Beerdigung, lernt man seine Verwandten kennen. Gibt es eine Wahl, lernt man manchen Politiker kennen, so die Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti. Und es erscheinen scheinbar Vergessene zu Gast, die man ehemals hier sehr herzte, dort mit Schmähung versah, wie Joschka Fischer, der extra aus seinem Ruhestand heraustritt, um die Grünen zu unterstützen, oder Ex-Kanzler Schröder oder Wolfgang Clement, der ja nun eigentlich auf einer Feier der ganz anderen Art ist: Als Gehaltsempfänger des Energiekonzerns RWE.
Ja, und um kurz bei ihm zu bleiben, er empfahl, die SPD nicht zu wählen: Dazu Ministerpräsident Beck: „Wir haben es zur Kenntnis genommen und zu den Akten gelegt.“ So macht man es mit Post, auf die zu reagieren es müßig wäre, der man den Ernst eines Beweises für eine angekündigte Untat beimisst.
„Jeder ist sich selbst der nächste“ oder „Hallo, ich bin’s“, so könnten die Motti dieser Wahl lauten. Herrn Clement goutierte es nicht, dass Frau Ypsilanti auf erneuerbare Energien statt Atomkraft setzt.
Und dürfte jeder etwas eigensinnig im Sinne dieser Wahl fordern und bekäme Gehör, er würde es tun. Das zeigt sich bereits.
So „empfiehlt“ der DHV, der Deutsche Hanfverband, kleine Parteien zu wählen. Denn, so der DHV: „Die Cannabisrepression kostet Hessen 75 Millionen Euro pro Jahr“. Zum einen kritisieren sie die Ausgaben bei der Verfolgung von Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz und nennen es „Jagd auf Drogenproduzenten und Großhändler“. Zum anderen fordern mehr Gelder für Prävention, sprechen aber von „harmlosen Cannabiskonsumenten“.
An dieser Stelle sollte man meinen, dass die Skurrilität der Vorbereitung zu der anstehenden Hessenwahl 2008 mit diesem Beitrag ihren Höhepunkt genommen hat, doch der Blätterhaufen ist noch lange nicht komplett. Vom Hanf zu Holland:
Dort nämlich Computer, mittels derer die Hessen abstimmen sollten, hergestellt worden. Und dort dürfen sie wegen ihrer „unsicheren Ergebnisse“ auch nicht mehr eingesetzt werden. Der Chaos Computer Club, kurz: CCC will nun auch den Einsatz dieser Geräte in Hessen verhindern. Wer den CCC nicht kennen sollte, und das dürften viele sein: Er ist als Hacker-Club bekannt geworden und befasst sich seit 1981 mit Datenschutz- und Sicherheitsthemen. Es ist bisher nicht bekannt, dass Herr Schäuble diesem Club beigetreten ist. Hingegen berichtete „Der Spiegel“, der CCC wollte vor Jahresende 2007 eine einstweilige Anordnung auf Unterlassung des Einsatzes dieser Maschinen einreichen.
Die hessische Landtagswahl findet am 27. Januar 2008 statt. Und hier sind noch einige Wahlkampfspots einzelner Parteien. Nach dem Motto: „Lasst Blumen sprechen“, seien diese hier nun zitiert:
SPD, Kandidatin: Andrea Ypsilanti (Will Ampelkoalition rot-gelb-grün, gegen schwarz-gelb und rot-rot)
„52 Alternativen für Hessen – Roland Kochs Zeit läuft ab – am 27. Januar 2008 ist Wahl. Neue Energie für Hessen.“
CDU, Kandidat: Roland Koch (will schwarz – gelb und gegen rot-rot)
“ Wolfgang Clement warnt vor der SPD – Die Ypsilanti SPD gefährdet Arbeitsplätze – Clement hat Recht, Sicherheit und Arbeitsplätze in Hessen – nur mit Roland Koch und der CDU – Mutig-modern-menschlich – mit der CDU“
FDP, Kandidat: Jörg-Uwe Hahn. (will schwarz-grün)
„Hessen stärker machen.“
Bündnis90/Die Grünen, Kandidat: Tarek Al-Wazir (hält schwarz-rot, also große Koalition für „Super-Gau“)
„Wortbruch. Roland Koch: Ein Mann, auf dessen Wort man sich nicht verlassen kann.“ Und: „Wir denken an Morgen. Bist du dabei?“
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