Fritz S. (90) lässt seit geraumer Zeit seinen Golf außerhalb der Garage stehen, auch wenn der Wetterbericht Schnee und Eis ankündigt. Und beim zweiten Blick ist der Grund klar: er brächte zwar in der Garage die Tür auf, doch reich seine beeinträchtigte Mobilität nicht mehr aus, auch auf engem Raum aussteigen zu können. Jetzt schilderte er jüngst, dass ihn ein jüngerer Kraftfahrer mit dessen Kleinlaster gerammt habe, weil dieser aus einer Einfahrt rückwärts und zu sorglos rausgefahren sei: Schaden am Golf 6000 Euro…
„Wer nachweislich einwandfrei fährt, darf dies auch mit 90 Jahren noch tun“, so Rechtsanwalt Jörg Elsner, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht im Deutschen Anwalt-Verein. Doch er fordert verpflichtend auch einen Gesundheitstests für betagte Autofahrer.
Der Notar und Rechtsanwalt macht deutlich: „Regelmäßige Kontrollen durch eine neutrale Stelle sind ab einem gewissen Alter absolut notwendig. Im Güterverkehr werden diese bereits ab 50 Jahren durchgeführt und niemand regt sich darüber auf. Im Sinne der allgemeinen Verkehrssicherheit sollte diese Diskussion auch in einer von Alten regierten Bundesrepublik Deutschland endlich geführt werden“.
Mancher sollte nicht mehr fahren
Nicht nur die Versicherer und die Polizei wissen, dass viele Rentner sich und ihre Fähigkeiten am Steuer überschätzten, weswegen freiwillige Tests bereits ein erster, wichtiger Schritt sein würden.
Denn die Aufgabe, älteren Verkehrsteilnehmern eine Abgabe des Führerscheins nahezulegen, dürfe nicht länger auf Familienmitglieder oder Freunde abgewälzt werden. Doch dürfe auch kein Automatismus entstehen, die Fahrerlaubnis durch solche Kontrollen zu entziehen, denn „wer sich testen lässt und körperlich wie geistig fit genug ist, der kann und soll sich seine individuelle Mobilität bis ins hohe Alter erhalten dürfen.“
Der Verkehrsgerichtstag in Goslar hatte sich zuletzt 2009 mit dem Thema altersabhängige Beschränkung der allgemeinen Fahrerlaubnis auseinandergesetzt.
Im Vorfeld des VGT 2016 hatten Verkehrsexperten der Grünen verpflichtende Tests für Fahrer ab 75 Jahren gefordert.
Das statistische Bundesamt und das Bundesverkehrsministerium erteilten solchen Plänen jedoch umgehend eine Absage: Senioren seien nur unterdurchschnittlich der Auslöser von Verkehrsunfällen, eine generelle Kontrollpflicht werde es deshalb nicht geben.
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