Ein „neuer“ Ratgeber von Michael Felten – Lehrer muss man jedoch auch „können“ und wollen!
„Ja, wir hatten Frau H., aber ich kenn‘ die nur von hinten, weil sie meist nur an die Tafel schrieb…!“ – „Gruß von meiner Mutter,“, übermittelt die 15-jährige Berfsschülerin, „die auch schon bei Ihnen in der Klasse war.“ – Beide Aussagen machen deutlich, wie man sich an Lehrer und deren Persönlichkeit erinnert.
Wohl Grund genug für Michael Felten, sich in seinem Buch „gegen die schleichende Aufweichung der Lehrerrolle auszusprechen“ und ein zeitgemäßes Gegen- beziehungsweise Leitbild aufzuzeigen.
Der Lehrer soll demnach „als aktiver Erklärer, als souveräne Führungsperson und als feinfühliger Berater“ auftreten.
Dabei berücksichtigt der Autor die aktuelle Lern- und Unterrichtsforschung und greift auf psychologische Erkenntnisse sowie auf seine eigenen Erfahrungen zurück.
Ihm will damit eine erfrischende Mischung aus Essay und Ratgeber gelingen, voller Denkanstöße und Praxistipps, die Anfänger und erfahrene Lehrkräfte gleichermaßen unterstützen, im Schulalltag tatsächlich Profi zu sein, den Überblick zu bewahren und gut zu unterrichten.
Um die Lehrerrolle zu schärfen, setzt Michael Felten vier Schwerpunkte.
Zunächst sei die Lehrkraft „Bastler“, der plant und Lernprozesse lenkt, wobei verschiedene Methoden zum Einsatz kommen.
Von zentraler Bedeutung sei jedoch die „direkte Instruktion“, die Zusammenhänge gemeinsam erarbeitet.
Der Autor unterstreicht, dass Eigenverantwortlichkeit wichtig sei, aber nur Ziel sein kann, das nach und nach angestrebt werden könne. Insbesondere, wenn man an schwächere Schüler oder Pubertierende denkt.
Zweitens sei der Lehrer „Bezugsperson“, aus der er Beziehungen stützt und er die Schüler fördert.
Doch die dazu nötigen personalen Kompetenzen fallen nach Felten niemandem einfach in den Schoß. Jede Lehrkraft könne sich diese jedoch erarbeiten.
Drittens sei die Lehrkraft „Brückenbauer“. Bei Lernproblemen ermutigt sie die Schüler. Fördermaßnahmen können sinnvoll sein, müssen aber gezielt eingesetzt und genau überprüft werden.
Und viertens sei die Lehrkraft „Bändiger“. Sie entschärft Unterrichtsstörungen, wobei die im Buch präsentierten Ansätze der Individualpsychologie helfen, Verhaltensmuster der Schüler zu verstehen. Felten ermuntert außerdem, die eigene Haltung zu reflektieren und Konflikte auch als CHance zur Entwicklung zu sehen.
Michael Felten arbeitet seit über 30 Jahren als Gymnasiallehrer für Mathematik und Kunst. Er lehrt an Pädagogischen Hochschulen, berät in Fragen, der Schulentwicklung und ist Autor pädagogischer Fachbücher.
Nur Lernbegleiter? Unsinn, Lehrer! Lob der Unterrichtslenkung; Michael Felten, Cornelsen 2016, 120 S., 12,50 Euro , ISBN 978-3-589-15847-8 7
A.-K. Scherr meint